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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 39 (23. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0309
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«7 1^ Zentral-QraanfurSammelwesen,
Ruflage 4000. Versteigerungen und Alterthnmsknnde.

Verbürgte
Auflage 4000.

Herausgegeben unter Mitwirkung bewährter Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart,. Böblingerstr. 2, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei,
prämiirt mit goldenen Medaillen in Stuttgart, Heidelberg, München, Paris, Gent und London.

Nr. 39.

Abonnement:
Deutschland u. Oesterreich s.so
vierteljährlich, Ausland S.—

Anzeigen:
Die Nonpareillezelle oder deren
Raum so Psg., Auktionen so Psg.

Stuttgart, SS. September 18S6
(Erscheint wöchentlich.)

4. Jahrgang.

Die Ausgrabungen in Baden

Man

— 6aji Valsrü Valsriani.

trägt ebenfalls Buchstaben. Prof. Schneider, dem ich
einen Gipsabguß derselben sandte, vermuthete in den-
selben den Stempel: Oküeiana LasiLuü. Die Thonscherben
waren zum Theil prächtig mit Ranken, Blüthen und
Früchten verziert. Auch Thierdarstellungen und menschliche
Figuren waren bemerkbar.
Es fanden sich mehrere Spitzen von Eisen. In-
teressant ist eine Bleiplatte, deren Rand mit Löchern
versehen ist; sie dürfte zum Schutz kranker Hufe ver-
wendet worden sein. Ein Beinlöffelchen ist wohl zum
Herausnehmen von Salbe benutzt worden. An einem
Gefäße klebten noch Eierschalen, ein Griff aus Knochen
endigte in einen Thier-(Leoparden-)kopf. Broncering,
Gürtelschnalle und Fibeln mit eingelegter Arbeit reprä-
scntiren Schmuckobjekle.
Im Herbste 1895 wurde die Arbeit, die über den

namen, Knochen von Rind, Schwein, Pferd re., LegionS-
ziegel, Nägel, sogar Münzen.
Indem man den Kanälen entlang grub, konnte
die Ueberzeugung gewonnen werden, daß das Gebäude,
in welches mau gerathen war, eine beträchtliche Aus-
dehnung gehabt habe. Um auch über dessen Inneres
Aufschluß zu erhalten, wurde ein Quergraben von NO
nach SW angelegt. Die Arbeiter fanden lange keine
Mauern, wohl aber eiserne Messer, Lämpchen, Fibeln,
Münzen. Wandbestich und natürliche Scherben von
Glas und Thon, sowie Ziegel. Westlich vom Südende
des großen Kanals lag ein kleineres Zimmer, dessen
eine Mauerwand sich nach West fortsetzte, dann umbog
und parallel zum Kanal und zur ersten Mauer zur
Römerstraße sich hinzog, den Quergraben also durch-
schnitt. Es ist nicht ohne Interesse, das Material, mit
welchem die Römer bauten, einmal anzusehen.
Da finden sich unter Jurakalkstücken behauene
Tuffsteine, viel häufiger aber Steine, die in
den Moränen der schweiz. Hochebene und in den
Flußablagerungen zu sehen sind. Da liegen
Sernifite (sog. rother Ackerstein) aus den
Glarner Alpen, Granit (Geißberger) und Gueiß,
derzähe Tavayanny-Sandstein im Hasel, weniger
häufig alpine Kalke (mioesns), Nagelfluh und
Willenloser Sandstein, noch seltener Diorite,
Grünsteine und Quarzgesteine.
Am 30. April 1895 begann die dritte Aus-
grabungs-Campagne im Hasel, und zwar galt
es zunächst, das Stück Land zwischen dem
schrägen Quergraben und der Römerstraße zu
untersuchen. Dabei wurden zwei deutliche, ein
Meter von einander entfernte, über einander
liegende Brandschichten konstatirt, wovon die
untere sich in 2 Meter Tiefe fand. In ihr
eingebettet lag eine vollständig erhaltene römische
Handmühle. Läufer und Basis-Stein ließen sich
noch mittels des festen Charniers um einander
. drehen. In derselben Tiefe fanden die Arbeiter
Scherben von Dorrs. siAillats,, Nägel, Glas,
Broncereste, zwei Scheivenfibulae, sowie eine
eherne Münze des Nero. In der obern „Kultur-
schicht" wurden zwei Mühlstein-Läufer aus
Trachyt - Gestein entdeckt, ganz in Kohle und
Erde eingebettet und daneben eine Masse von Getreide,
ferner Thonscherben, Broncefragmente, Eisennägel sc.
Noch sei erwähnt, daß auch hier, wie an andern Stellen,
in zwei Meter Tiefe glasictes Römergeschirr zum Vor-
schein kam.
Gerne verweile ich noch einige Augenblicke bei den
neuesten Ausgrabungen im Hasel, über welche Seminar-
lehrer Rothenbach in Küßnacht zuerst referirte und wo
fast alle Tage etwas Neues gefunden wird. Laut dem Tage-
buch, das Notar Meyer über die Grabungen führt, über-
wogen auch in den letzten Wochen unter den Funden die
Scherben aus Thon und Glas. Erstere bestanden oft aus
der rothen „sanischen" Erde und zeigten Figuren ou roUok,
z. B. Jagdscenen, oder Ornamente verschiedenster Art.
Das Glas erschien in Fragmenten von schaalenförmigen
Gefäßen, in Röhrchen, tortirten Stengeln , oder aber in
Platten, ähnlich unserm Fensterglas.

Sommer sistirt worden war, wieder ausgenommen.
fuhr weiter zu beiden Seiten der erstentdeckten Mauer
und fand wieder 2 Zimmer. Das östliche derselben ist
6.4 Meter lang und 4,6 Meter breit. Zm westlichen,
das noch nicht vollständig untersucht ist, kamen Glas-
perlen, Fibeln, Sonden, Pfeilspitzen und eine Pincette
zum Vorschein. Bis auf 2 Meter Tiefe stießen die Ar-
beiter auf Fundobjekte. Auch hier waren Thon- und
Glasperlen zahlreich, ferner fand sich eine Münze des
Domitian.
Längs der südlichen Mauer zog sich ein schmaler
Kanal westwärts, der dann in einen langen Kanal über-
ging , welcher parallel der ersten Mauer, von derselben
9.5 Meter entfernt, zur Römerstraße hinaufführte und
an den sich am Süd- und am Nordende westwärts-
laufende Kanäle anschließen. Auch in diesen Kanälen
fand man Thonscherben, worunter mehrere mit Töpfer-

Fig. i. F>g. s.
Fig. I: Burgundischer Helm (bourMAuot) mit Teufelsschembart
angesetzten Flügeln. Polnisch. Um lölo. Armeria Reale zu Turin.
Fig. s: Geschlossener Helm, zu einem Maximilians-Harnische
reff, aus- und abschliichtigem Visier. Uebergangsform aus der Schallern.
Maximilian um isio.

Ueber die Ausgrabungen der Herren A. Meyer, Notar
in Baden, und A. Kellersberger, Ständerath in Vaden
(Schweiz), schreibt man uns: Südlich der Römerstraße,
unmittelbar an diese und die nahezu senkrecht dazu ver-
laufende Parkstraße anstoßend, liegt ein Grundstück, in wel-
chem schon früher einzelne römische Funde gemacht wurden,
so z. B. beim Bau des daselbst befindlichen Eiskellers
(neben der evang. Kapelle). Als man diesen Keller
grub, stieß man auf Mauerwerk und die Reste einer
breiten Freitreppe. Im daneben liegenden Land sanden
sich römische Ziegelstücke und Scherben, und beim Pflügen
waren in der Tiefe schon früher Mauerzüge konstatirt
worden. Nach dem trockenen Sommer von 1892
konnte man in dem Kleefelde geradlinige Striche
erkennen, längs welcher die Pflanzen wie ab-
gestorben aussahen. Diese Umstände veran-
laßten die Besitzer, Ständerath Kellersberger
und Notar Meyer, Probegrabungen vorzu-
nehmen, und sofort wurden auch wirkliche
Mauern, Ziegel, Thonscherben rc. gefunden.
Nun wurde beschlossen, eine größere Ausgrabung
vorzunehmen. Die Eigentümer setzten sich
mit Fachleuten in Verbindung und die Unter-
suchung begann am 8. März 1894.
Wenige Schritte vom Eiskeller an der
Römerstraße wurde eine südlich laufende Mauer
gefunden. Sie war 60 Cm. dick und erreichte
nahezu die Erdoberfläche. Im Schutte zu
Seiten der Mauer kamen Ziegel, Thonscherben,
Eisennägel, Fragmente von bläulichem und
grünem Glase zum Vorschein, wie später auf
dem ganzen durchgrabenen Gebiete. Bald ent-
deckte man einige Quermauern, die ein Zimmer-
chen einschlossen, in welchem Eisennägel, Fibeln
mit Silberbelag, Eisenmesser und zwei Münzen
lagen. Scherben aus der feinen Dorrs, sixil-
lats, kamen massenhaft zum Vorschein, auch be-
malter Wandbestich sc. In der Tiefe zeigten
sich an den Mauern Absätze; es waren also
die Fundamente stärker als der Oberbau. Selbst
die Thür-Eingänge konnten festgestellt werden.
In den anstoßenden Räumlichkeiten wurde Getreide
gefunden, Glasperlen kamen zum Vorschein, Firstziegel
lagen umher. An Kleingeräthen war bald eine kleine
Sammlung beieinander. Sie enthielt Haarnadeln,
Fibeln, Schlüssel, Amphorenreste und Legionsziegel.
Ein Thonlämpchen trug den Namen §0RDI8 und auf
dem Rand einer Schüssel war zu lesen:
0^
I
VL.I-
Ein Töpfername Valerius erscheint auch in Vin-
donissa. Unter den Glasscherben sind zahlreiche Frag-
mente von becherartigen Gefäßen, deren Außenseite mit
starken Rippen verziert war. Eine gläserne Handhabe

und seitlich
gehörig, mit Kinn-
Projekt des Kaisers
 
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