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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 18 (29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0144
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Seite 140.

Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Nr. 18.

Kleine Mittheilungen.
Die gebackene Bibel. Eine gebackene Bibel be-
findet sich als heilig gehaltenes Familienerbstück im Be-
sitz eines Farmers, Namens Scheboldt, in Lucas County
im Staate Ohio. Der Mann ist ein geborener Böhme,
und seine Großmutter hatte die Bibel mit Teig umhüllt
und in den Backofen geschoben, um selbe vor der seiner
Zeit von der Regierung verfügten Bibelverbrennung zu
schützen.
Panisbriefe. Das lateinische Wort Panis be-
deutet bekanntlich Brod, lieber Versorgung von Brod
auf kürzere oder längere Dauer stellten deutsche Kaiser
seit dem 13. Jahrhundert dürftigen Laien darüber so-
genannte Panisbriefe, Brod- oder Versorgungsbriefe,
aus. Diese Briefe pflegten einer geistlichen Stiftung
überwiesen zu werden, welche die Leistungen, die in diesen
Briefen enthalten waren, auf Reichskosten übernehmen
mußten. Seit Friedrich dem Großen hörte das Insti-
tut thatsächlich, seit dem Ende des Reichs auch recht-
lich auf.
Skulpturen. Eine Sammlung ägyptischer, grie-
chischer und römischer Alterthümer aus dem Nachlasse
von Raymond Sabatier wurde 1890 im Hotel Drouot
zu Paris versteigert und dafür eine Summe von über
105,000 Frcs. erzielt. Die höchsten Preise erreichten
altgriechische Statuen. Ein Anubis in Bronce auf
Sockel von rothem Marmor brachte 21,000 Frcs., eine
andere Anubis-Statue von schwarzem Basalt 13,000 Frcs.
Ausstellung moderner Bücher. Die Direktion
des Kunst- und kunstgewerblichen Salons I/arr Nouveau
in Paris eröffnet im Mai d. I. die internationale Aus-
stellung moderner Bücher. Die deutschen Bibliophilen
wurden gebeten, sich mit illustrirten oder nicht illustrirten
Büchern, die der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
angehören, in typographischer oder illustrativer Hinsicht
künstlerisch bedeutend und nicht durch den Buchhandel
zu erlangen sind, sowie mit allen der Herstellung des
Buches dienenden Luxusmaterialien, sowie mit Einbänden
und Exlibris zu betheiligen. Näheres durch die Herren
Dobberke L Schleiermacher, Berlin.
Einige Bilderpreise. Zweiter Ankauf des Mün-
chener Kunstvereins für 1896. Nr. 7. Spring A.: Genre
750 Mk. Nr. 8. Kamlah H.: „Am Bach" 350 Mk.:
Nr. 9. Kuithan E.: „Stier" 100 Mk. Nr. 10. Eibl L.
„Stillleben" 350 Mk. Nr. 11. Schultheiß N.: „Reicher
Fang" 680 Mk. Nr. 12. Strechine S. v.: „Am Weiher"
580 Mk. Nr. 13. Nyl M.: „Rosen" 500 Mk. Nr. 14.
Schröder A.: Genre 425 Mk. Nr. 15. Kricheldorf H.:
Stillleben 800 Mk. Nr. 16. Küstner K.: Landschaft 650
Mk. Nr. 17. Matiegzeck I.: „Im Wartsaal" 2800 Mk.
Nr. 18. Boller L.: Landschaft 800 Mk. Nr. 19. Wenk
A.: „An der Riviera" 500 Mk. Kazics F.: „Flucht"
(Aquarell) 130 Mk. Meyer (Kassel): „Herbst" (Pastell)
400 Mk. In Summa 9815 Mk.
Möbel. Die Buchner'sche Kunstsammlung kam
1891 bei Lepke in Berlin zur Versteigerung. Den
höchsten Preis erzielte Nr. 1 des Kataloges, der Zier-
schrank, ein Arbeit des kurmainzischen Schreinermeisters
L. Rohde; er wurde um 25,000 Mk. losgeschlagen.
Ein zweithüriger Schrank mit dem Hohenzolleruwappen,
aus dem Bcsitz der Markgräfin Friederike Wilhelmine
von Ansbach-Bayreuth wurde um 9000 Mk. verkauft.
Andere werthvolle Schränke variirten im Preise zwischen
1000 und 4000 Mk. und die ganze aus 84 Nummern
bestehende Abtheilung der Möbel brachte in runder Summe
etwa 75,000 Mk.
Ein schauriges Museum. Ein schauriges Mu-
seum hat sich s. Z. Herr Mace, der Chef der Pariser
Kriminalpolizei, in seinem Bureau auf der Präfektur
angelegt. In demselben Zimmer, in welchem er die
verhafteten Verbrecher verhört, befindet sich gegenüber
einer vortrefflichen Kopie des Proudhon'schen Gemäldes
„Die Gerechtigkeit, das Verbrechen verfolgend", eine
Reihe von Glasschränken, in denen alle möglichen An-
denken an die während Mace's Amtsführung entdeckten
und bestraften Kapitalverbrechen aufbewahit werden.
Jeder Gegenstand trägt seine Etiquette mit dem Namen
des Verbrechers, sowie seines Opfers, dem Datum des
Vorfalles und allen sonstigen sür die Kriminalstatistik
interessanten Angaben. Da sieht man auch unter zahl-
reichen anderen „Reliquien" die Teigrolle, mit der der
junge Gymnasiast Olivier, der in Neu-Kaledonien
gestorben ist, seiner Tante, einer im Stadtviertel
Batignolles wohnenden Bäckersfrau den Schädel ein-
schlug.
Medizin der Zulus. Englische Offiziere und
Missionäre hatten Gelegenheit, sich während ihres Aufent-
haltes im Lande der Zulus davon zu überzeugen , daß
dieses Volk sich im Besitz eines vorzüglichen Mittels zur
Bekämpfung des so lästigen katarrhalischen Hustens be-
findet. Es ist ihnen geglückt, die Zusammenstellung des
sehr einfachen und auf alle Fälle durchaus unschädlichen
Rezeptes zu erkunden, und dasselbe hat sich auch bereits
in England so trefflich bewährt, daß es empfohlen zu
werden verdient. Man kocht 500 Gramm abgehäutete, mehr-
fach eingeschnittene ganze Zwiebeln in 1 Liter Wasser mit
80 Gramm Honig und 400 Gramm Meliszucker lang-
sam 3 bis 4 Stunden durch, läßt die Mischung abkühlen,
gießt sie durch ein feines Sieb und füllt sie in eine
Flasche, die verkorkt zu halten ist. Von diesem Saft
hat der Patient täglich nach Bedarf 4—6 Löffel voll
lauwarm einzunehmen.
Rafael i« Oberstdorf. In der Kunstchronik
eines Münchener Blattes erschien vor nicht langer Zeit
ein Artikel, welcher von der in dem reizend gelegenen,
bergumschlossenen Oberstdorf im bayerischen Algäu be-
findlichen kleinen Gemäldegalerie von Werken alter
Meister spricht. — Der Zweck dieser Zeilen ist, auf die
daselbst verborgenen Kunstschätze besonders aufmerksam
zu machen, welche für die gesammte Kunstwelt von größ-
tem Interesse und von hoher Wichtigkeit sind. Zwei
herrliche Bilder von Rafael sind es, welche die Aufmerk-
samkeit aller Kunstkenner und Kunstliebhaber wachrufen,
denn thatsächlich werden ihnen wahre Perlen vor Augen
geführt, welche die Kunstmalerei früherer Jahrhunderte
geschaffen hat und deren unbestreitbare Aechtheit durch
Beweisstücke an den Bildern selbst, amtlich beglaubigte
Urkunden, alte Stampen, Photographien und Urtheile
hervorragender Kunstexperten und weltberühmter Pro-

fessoren Rasael'scher Schule von Rom nachgcwiesen wird.
Besonders fesselnd ist ein prachtvolles Gemälde, eine


Neichgeschnitzle Harfe, bemalt und vergoldet. Italienische Arbeit des
17. Jahrhunderts.


OfLNiliodell, grün glasirt. Aus der Sammlung Bibra.


Renaissance-Uhr, vergoldete Bronce, gravirt.
Auktion Stiebel in Frankfurt a. M. (Text Seite 139.)
entzückend schöne „Carita s", eine herrliche Frauenge-
stalt, die ein Kind im Arme und eines an der Brust

hält, indessen ein Drittes noch die Beweise der Liebe:
erwartet, über einen Meter hoch auf alte Tvile gemalt.
Es ist jene aufgefundene Caritas von Rafael, nach
welcher schon seit mehr als einem Jahrhundert gesucht
wurde, weil zwei Kupferstiche dieser Composition von
Rafael Vorlikgen, als Beweis, daß es bestanden habe.
Nachdem nun das Bild, welches nebst dessen Alter auch
alle anderen Kennzeichen Rafael'sch.r Manier deutlich
erkennen läßt, einem anderen Maler weder vom 15.
noch 16. Jahrhundert, noch aus dem letzteren Jahrhun-
dert zugeschrieben werden kann, muß Jedermann zu denn
Schluffe gelangen, daß das verloren geglaubte Bild nur
mit dem hier identisch sein könne. Das Bild stammt
aus Neapel, von kunstsinniger Hand wurde es daselbst
unter der daraufliegenden Schmutzkruste entdeckt und von
dieser befreit, um das Bild der Nachwelt zu erhalten.
Man steht ganz entzückt vor diesem Bilde, unübertreff-
lich ist die ingeniöse Darstellung fals Sinnbild der Re-
ligion) und die Rundung nnd Wärme im Fleische. —
Ein nicht weniger vortreffliches zweites Gemälde ist eine:
„Madonna" mit Jesus und St. Johannes ; dieses wird
auch von einer Reihe von Autoritäten keinem geringeren,
als dem unsterblichen Rafael zugeschrieben. In der
Thal weist das Bild auch alle Kennzeichen auf, welche:
für die ächten Werke von Rafael galten. Die Zeug-
nisse namhafter römischer und deutscher Kenner erklären,
auch dieses Bild mit Bestimmtheit als Werk des R a-
fael Sanzi o. — Die greise Besitzerin dieser beiden
und anderer Kunstwerke würde den Erlös eines etwaigem
Verkaufes zur Gründung eines Asyls für Nothleidende
bestimmen. — Näheres durch I. Wagner, Journalist in
Sonthofen, Bayern.
Kupferstiche. Auf der Auktion Helbing in Mün-
chen wurden 1891 theilweise sehr hohe Preise erzielt.
Unter den altdeutschen und niederländischen Blättern
erreichten die Arbeiten von Dürer, Rembrandt und
Martin Schongauer die höchsten Preise. So der Kupfer-
stich: „Die Melancholie" von Dürer Mk. 340, Ulrich
Varnbühler, Holzschnitt (Olair-obsour) von Dürer Mk.
265, „Die Landschaft mit dem Milchmann", Radirung
von Rembrandt, Mk. 285, „Die Verkündigung der Ge-
burt Christi an die Hirten" von Rembrandt, Mk. 250,
„Die Rückkehr aus Aegypten" von Rembrandt Mk. 250,.
„Das Landgut des Goldwiegers" von Rembrandt Mk. 241,
„Die Windmühle" von Rembrandt Mk. 175, „St. Hie-
ronymus rechts am großen Baume sitzend", Mk. 160,.
„Der Hund des Goltzius", Kupferstich von H. Goltzius
Mk. 192, „Der Zauberer Birgil im Korbe" von LukaS
von Leyden Mk. 160, „Ein Ornamentblatt" von
Meister von 1551, Mk. 240, Unter den Arbeiten der
französischen und englischen Schule erzielte den höchstem
Preis, Mk. 147, „Pims Larn voor" , ein farbig ge-
schabtes Blatt nach Morland. Ein Miniaturenbuch
erreichte Mk. 600.
Stuttgart. Liste der Museen, Bibliotheken
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