Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

DOI Heft:
Nr. 25 (17. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0198
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 194.

Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammetwesen und Atterthumskunde.

Nr. 25.





Stuttgarter Ausstellungs-Medaillen von Mayer L Wilhelm in Stuttgart.

Honstette, Baden. In dem Hause, welches vor
Kurzem noch dem Holzhändler Josef Geigges gehörte,
Hal der jetzige Besitzer Schwarz bei einer Baureparatur
zirka 300 Stlbermünzen von 1588—1633 aus fast aller
Herren Länder gefunden, österreichische, spanische, vene-
zianische, bischöfliche und päpstliche u. s. w.; dieselben
sollen nach dem Gutachten von Kennern einen größeren
historischen Werth besitzen.
Bodcrsweier, Baden. (Altes Faß.) In dem
Keller eines hiesigen Hauses wurden die Theile eines
uralten Fasses aufgefunden. Der Schlüssel dieses Fasses
stellt einen Fisch dar, der mit der Jahreszahl 1529 ver-
sehen ist.
Scherzheim, Baden. (Ein Antiquitätenhändler)
fand in einem Bauernhause in einen modernen Ofen
ein Stück eines sehr alten Kachelofens eingefügt, auf
welchem die Traumdeutung Jofef's in Aegypten dar-
gestellt ist. Der Händler brachte das Stück in seinen
Besitz.
Aus Bayer«. (Ein Schwert.) Als im Kloster
Scheyern dieser Tage in der Gruft für den verstorbenen
Abt Ruppert Mutzl die Beisetzungsstätte hergerichtet
wurde, fand sich in der Gruftmauer ein altes Schwert
vor, welches in Anbetracht der Auffindungsstelle einer
in Scheyern beigesetzten fürstlichen Persönlichkeit aus
dem Hause Wittelsbach angehört zu haben scheint. Das
interessante Schwert wird, wie man uns mittheilt, dem
historischen Verein in München zur Prüfung über-
mittelt werden.
Dresden. (Ausgrabungen auf dem Pfaffenstein.)
Beim Anlegen einer Grube auf dem Psaffenstein in
der Sächsischen Schweiz wurden im vorrigen Herbste die
Reste einer Urne gefunden. Hieraus zog man den Schluß,
daß einst der Gipfel dieses wildzerklüfteten Felsens als
heidnische Opfer- und Begräbnißstätte gedient habe.
Die Richtigkeit dieser Schlußfolgerung hat jetzt ihre
Bestätigung erhalten. Bei neuerdings vorgenommenen
Nachgrabungen ist eine große Anzahl ungebrannter
Urnenscherben gefunden worden, die verschiedene rohe

Budapest. (Goethe-Museum.) In Budapest hat
die ungarische Akademie der Wissenschaften ein Goethe-
Museum eröffnet. Die überaus reiche Sammlung, die
auch einen hohen Geldwerth hat, wurde der Akademie
durch einen ungarischen Arzt geschenkt, der sein ganzes
Leben hindurch mit großem Eifer Goethe-Reliquien
sammelte und den größten Theil seines Vermögens
dieser Leidenschaft opferte. Fortan wird diese Samm-
lung auch der Oeffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Die Akademie beschloß, die Sammlung fortzuführen
und alle Erscheinungen der Goethe-Litteratur anzu-
schaffen, um das Museum soviel wie möglich zu ver-
vollständigen.

Verzierungen tragen. Außerdem hat man einige ur-
alte Mahlsteine aus Sandstein und aus rothem Granit
ausgegegraben, zwischen denen man einst das Getreide
zerrieb. Auf Anregung des Redakteurs Guido Mader,
dem es bereits zu danken ist. daß auf dem Lilienstein
die Ruinen der slavischen Burg Plgenstein freigelegt
worden sind, sollen die Forschungen auf dem Pfaffen-
stein fortgesetzt werden.
Meiderich, Rheinprovinz. (Münzfund.) In der
Nähe unserer Stadt fanden spielende Kinder in der Erde
eine alte Münze von der Größe eines Fünfmarkstückes.
Dieselbe erwies sich, nachdem man sie gereinigt, als eine
Goldmünze aus der Nömerzeit. Um den Kopf des
Kaisers steht die Inschrift: Nero Oassar ^VS EWL,
das Andere ist unleserlich. Auf der Rückseite steht eine
Göttin mit einem Schild in der Hand. Außerdem finden
sich noch die Zeichen 8 0 auf dieser Seite vor. Ab-
gesehen von einigen Schriftzeichen, ist die ganze Prägung
sehr deutlich und klar. Die Münze ging in den Besitz
eines hiesigen Herrn über, der sie für 50 Mark (als
den Goldwertb) erstand. — Durch den Sturm wurde
vor Kurzem ein Staarenkasten, der schon Jahre lang an
einem Birnbaum hing (und bekanntlich den Staaren
als Brutstätte dient) hcrabgeschleudert. Und siehe dal
In demselben fand man eine blanke Münze von der
Größe eines Zweimarkstückes. Die Umschrift um das
Bild Kaiser Karl's des Sechsten lautet: Oarol. VI.
I). ü . R . 1.8. M . HI. L . L. MX. Auf der
Rückseite steht um das Bild Mariae mit dem Jesus-
knaben: Latrona. LsKni HunAariae. 1740. Unter dem
Bilde steht eingeklammert 30. — Die Staare haben die
glänzende Münze vielleicht lange im Besitze gehabt.
Auch Sammler!
Paderborn, Westfalen. (Holzskulptur.) Das
Stochhausen'sche Haus im Kötterhagen sollte einen neuen
Giebel erhalten. Bei der Gelegenheit fand man ein
hochinteressantes guterhaltenes Holzskulpturwerk. Das-
selbe war übertüncht. Nach der Reinigung ward die
Bemalung einer weiblichen Figur mit Kelch und Kreuz

Berichte aus Vereinen.
Stuttgart. (Dem Schwäbischen
Schiller-Verein) sind in den letzten Wochen
wieder verschiedene bemerkenswerthe Be-
reicherungen des Archivs und Museums
zugegangen. Frau Dr. Wcishaar in
Köngen stiftete drei Briefe der Schwester
Schiller's, Christophine, an Frau von
Natter aus den Jahren 1823 und 1838, das Süddeutsche
Verlagsinstitut in Stuttgart übergab eine Reihe seiner
Verlagswerke, die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart
die I. G. Fischer'sche Prachtausgabe Schiller's Werke
und das bis jetzt zum 6. Band gediehene Fritz Jonas'sche
Werk Schiller's Briefe in drei Exemplaren, Dr. E.
Müller in Tübingen sein neuestes Buch Schillers Ju-
genddichtung und Jugendleben, Stuttgart 1896 und
feinen Vortrag Geschichte der deutschen Schiller-Verehr-
ung, sowie Kommerzienrath G. Benger in Stuttgart
das im Besitze der Eltern Schiller's gewesene Predigt-
buch des Ll. Im. Gottlob Brastberger von 1758 mit
dem eigenhändigen Eintrag des Vaters: „Dieses Buch
ist mir von unserem Werthesten Hr. Vetter und Gevatter,
Herrn Christfried Plonquet, Stadthauptmann zu Stutt-
gardt, den 2ten Februarii 1778 zum Präsent überschickt
worden. Solitude, den 3ten Febr. 1778 Hauptmann
Schiller." Nach und nach scheinen alle bedeutenderen
Städte Württembergs dem Vereine als Stifter beizu-
treten.
Dresden. (Verein Isis.) Der Vorsitzende gab
Mittheilung über den Metcoritenfall in Madrid, von
dem bis jetzt nach ihm gewordenen brieflichen Nachrich-
ten nur 6 Stück gefunden worden sind. Dieselben sind
klein, enthalten einen aus steiniger, aschgrauer Masse
bestehenden Kern, in dem sich kleine Theile eines gelben
Schwefelmetalles vorfinden, und die Oberfläche zeigt sich
von dunkler bräunlicher Farbe. — Oberlehrer H. Engel-
hardt belichtete über einige seltene fossile Funde aus
der Tertiärformation Böhmens. Der eine betraf den
einer Schildkröte bei Brüx, und
zum andern hat Professor Hibsch
bei Tetschen im Tuff Reste von
einer neuen Species des Brodsrucht-
baumcs (^.retooarprw Hibsebii
LuAsIbät.) entdeckt.

Bibliotheken, Mu-
seen, Sammlungen,
Ausstellungen.
Stuttgart. (Ausstellung für
Elektrotechnik und Kunstgewerbe,
Stuttgart 1896.) Die Ausstellungs-
kommission hat es sich besonders
angelegen sein lassen, den Besuch
der Ausstellung mit ihren zahllosen,
ebenso interessanten wie lehrreichen
Darbietungen Jedermann aus Stadt
und Land nach Maaßgabe seiner
persönlichen Verhältnisse und Be-
dürfnisse zu ermöglichen. Für die
Bewohner der Stadt Stuttgart und
der benachbarten Wohnplätze hat
sich das Abonnement mit seinen
vielfachen Abstufungen als äußerst
praktisch bewährt und dementsprech-
end einen außerordentlichen Erfolg
erzielt. Die Einnahmen aus dem-
selben belaufen sich jetzt schon auf
85,000 und noch immer hat das
Bureau alle Hände voll zu thun,
um die fortwährend eingehenden
neuen Anmeldungen zu befriedigen.
Neuerdings ist die Einrichtung ge-
troffen worden, daß Kindern
unter 10 Jahren in Begleitung
ihrer Eltern von Morgens 9>/s Uhr
ab gegen die Hälfte des Eintritts-
preises für Erwachsene, also um 50 Pfg., der Zutritt
gestattet ist. Diese Ermäßigung werden insbesondere die
Abonnenten, die nunmehr auch ihren Kleinen ohne be-
sondern Aufwand die Wunder der Ausstellung zugänglich
machen können, dankbar begrüßen. Die gleiche Ver-
günstigung ist dem Militär vom Feldwebel abwärts
eingeräumt worden. Ein besonderes Interesse haben selbst-
verständlich alle gewerblichen und industri-
ellen Arbeiter am Besuche der Ausstellung. Die
Kommission ist denselben dadurch entgegengekommen,
daß bei Massenbesuchen von mindestens 30 Mann unter
Führung des Prinzipals oder eines Aufsehers und nach
vorhergegangener Anmeldung der Eintrittspreis gleich-
falls auf 50 Pfg. pro Mann ermäßigt wird. In welcher
Weise die Kommission bemüht gewesen ist, für die aus-
wärtigen Besucher Fahrpreisermäßigung zu erzielen,
ist bereits bekannt. Wir weisen noch einmal darauf hin,
daß während der ganzen Dauer der Ausstellung die an
einem Mittwoch von irgend einer württembergischen
Eisenbahnstation aus nach Stuttgart gelösten Fahrkarten
3. Klasse, sofern sie mindestens 70 Pfg. kosten und an
den Kassen der Ausstellung abgestempelt worden
sind, zu freier Rückfahrt am Tage der Lösung
oder an den beiden folgenden Tagen berechtigen.
Es ist zu hoffen, daß diese Vergünstigung der Aus-
stellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe, welche
nunmehr in allen ihren Theilen fertigt st
und ein überraschendes Bild des württembergischen Ge-
werbefleißes zeigt, Woche um Woche immer zahlreichere
Besucher zuführt. Da alle Sehenswürdigkeiten in
den prächtigen Hallen und Räumen wohlgeborgen unter
Dach und Fach sind, vermag auch die schlechteste Wit-
terung den Genuß des Gebotenen nicht zu beeinträchtigen,
so daß insbesondere die auswärtigen Besucher durchaus
nicht nöthig haben, vor ihrer Abreise die Wetterprognose
wie bei sonstigen Ausflügen zu Rathe zu ziehen. Die
nebenstehend abgebildeten wohlgelungenen Erinner-
ungsmedaillen sind von der Metallwaarenfabrik
Mayer L Wilhelm in Stuttgart hergestellt worden.

Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestartet. Sämmt-
liche Fund-Nachrichten stammen ausnahmslos aus der neuesten Zeit.
Einsendungen stets erwünscht. Bei Zeitungsausschnitten ist zu be-
merken, au» welchem Blatte sie stammen.)
Bitte!
Vielfach finden sich in Lokal- und anderen Blättern Mittheilungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald der
Vergessenheit anheimfallen. Wir bitten daher die Freunde unseres
Blattes um die Zusendung solcher Notizen per Streifband (Porto
s ^.), damit dieselben für die Wissenschaft nutzbar gemacht werden
können.
Der Herausgeber eine» Blatter in Amerika
wendet sich mit den Worten an das Publikum:
„Wenn Sie irgend etwa« wissen, was zu wissen
interessant ist, und was wir eigentlich wissen soll-
ten, ""d von dem Sie wissen, daß wir eS nicht
wissen — bitte, lassen Sie es uns wissen!" —
Dai gilt auch für unsere geneigten Leser.
Heidelberg, Baden. (In Neuenheim) ist aller-
dings, wie in Nr. 16 berichtet, die Spur eines römischen
Kastells gefunden, aber mit dem römischen Bad und
seinen Herrlichkeiten ist es Nichts.

weiblichen Figur mit Kelch und Kreuz
(den Glauben darstellend) sichtbar.
Das Werk ist schön; besonders die
Gesichtszüge und der Faltenwurf des
Gewandes kennzeichnen es als eine
gute Arbeit. Es stammt aus der
Renaissancezeit.
Hänigsen, Hannover. (Ent-
deckung einer neuen Oelquelle.) Zu
Hänigsen im Kreise Burgdorf ist auf
der Sassenberg'schen Bohrung seit
einiger Zeit eine neue Oelquelle in
einer Tiefe von 100 Metern er-
schlossen worden. Die Quelle fließt
hisher ergiebig.
Braunsberg, Westfalen. (In
der Pfarrkirche) zu Braunsberg wurde
eine Anzahl von Kupfer- und Silber-
münzen entdeckt bei Gelegenheit der
Ausbesserung der Fliesen. Die Mün-
zen stammen aus dem 15. und 16.
Jahrhundert, einige sollen aus der
Zeit des „Großen Kurfürsten" sein.
Achim, Hannover. (Münzfund.)
Interessante Fnnde hat man in dem
Thurmc der Kirche zu Achim gemacht,
bestehend in über 100 Silbermünzen,
die sämmtlich aus dem Anfänge des
30jährigen Krieges stammen.
Wilsdruff, Sachsen. (Bei
Bloßlegung der Grüfte) in der jetzt
niedergelegten Stadtkirche fand man
kürzlich in einem gewölbten Grab-
raum, einer Begräbnißstätte derer
von Schönburg, eine goldene Hals-
kette in reich durchbrochener Arbeit.
Die großen sternartigen Haupttheile,
welche durch kleine runde Glieder zu-
sammengehalten werden,zeigen rechls-
und linksseitig auf Emaille ver-
schiedene Wappen und Inschriften;
einige sind mit Rubinen besetzt. Das
Millelstück dieser jedenfalls kur-
fürstlichen Rathskette bildet ein ziemlich großes, fein
gegliedertes und durchbrochenes Oval, welches auf
emaillirtem Grunde das kurfürstlich-sächsische Wappen
und auf der Hiuterseite eine Sonne mit darum sich ordnen-
den Sternen zeigt. Das Ganze, ein Meisterstück der
Goldschmiedekunst, wird unten durch eine am Medaillon
hängende Perle abgeschlossen. Ferner wurden drei schwache
flach gearbeitete Ringe untereinander verbunden, doch so,
daß durch eine geschickt angebrachte Verknüpfung dieselben
sich einzeln wieder auseinanderlegen, vorgefunden. Der
Gruft entnahm man noch ein massivgoldenes Armband
in Panzerkettenform mit breitem, flachem Schloß, welches
in Emaille eine Inschrift trug. Endlich waren noch 2
Crucifixe bemerkenswerth, welche, in Kupfer gearbeitet,
mit Patina überzogen waren.
Wauwil, Schweiz. (Funde im Torf.) Landwirth
Fellmann in Wauwil, Kanton Luzern, hat beim Torf-
stechen tief unter der Erde verschiedene aus uralter
Zeit stammende Gegenstände gefunden, mehrere Meißel,
Beil, Ring, Zange und einige andere Dinge, über deren
Zweck man sich keinen Aufschluß geben kann. Sämmt-
liche Sachen bestehen aus Bronce. Zwei andere Land-
wirthe fanden ebenfalls im Torf Knochen von unbe-
kannten Thieren, sowie den Schädel eines Hirsches.
Konstantinopel, Türkei. (Eine bedeutende Samm-
lung babylonischer Alterthümer) ist kürzlich im kaiserlichen
Museum zu Stambul eingetroffen. Zu den bemerkens-
werthesten Gegenständen der umfangreichen, 16 Kisten
umfassenden Antiquitäten-Kollektion gehören eigenthüm-
liche Umhüllungen, in die Duplikate von verschiedenenen
Dokumenten gelegt wurden. Diese einzig dastehende
Art der Aufbewahrung war nur in den Anfangsjahren
des chaldäischen Reiches im Gebrauch, ungefähr 2000
Jahre v. Ehr. Die originellen Umhüllungen liefern die
Namen mehrerer bislang unbekannt gewesener assyrischer
Herrscher. Die neu entdeckten Dokumente, die bei ihrem
Eintreffen in Konstantinopel bei der Museumdirektion
berechtigtes Aufsehen erregten, sind eine Reihe von
interessanten, mit verschiedenartigen farbigen Zeichnungen
 
Annotationen