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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 28 (8. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0223
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Nr. 28.

Antiquitüten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Seite 219.

in Innsbruck, ist dabei die schöne Entdeckung geglückt,
zu erkennen, daß im Schlußkapitel des Buches die Verse
nach der Reihenfolge des hebräischen Alphabetes geord-
net sind. Das neugefundene Stück ist nur ein Papier-
blatt, ungefähr 7l/z englische Zoll hoch und breit, in
zwei Spalten und scheint nach der ersten kurzen Mit-
theilung in der Academy vom 16. Mai nicht etwa blos
talmudische Citate, sondern einen zusammenhängenden'
Text zu geben. S. Schechter, Lektor des Talmudischen
an der Universität Cambridge, hat das Verdienst, den
Inhalt des Blattes identifizirt zu haben und hofft, ihn
bald herauszugeben.
Bern, Schweiz. (Alemannengräber.) In Bern
wurden letzter Tage bei Fundamentausgrabungen an
der Bantigerstraße 3 bis 4 Alemannengräber bloßgelegt.
Es fanden sich zwei Schwerter, ein Messer, Beschläg-
fragmente und verschiedene Pfeispitzen vor. Ein Schädel
zeigt auf das Deutlichste ein durch einen Axthieb verur-
sachtes Loch.
Champ d'Asile, Schweiz. (Inschrift.) In
Champ d'Asile bei Montoie (Ktn. Waadt) fand man
in den Trümmern eines römischen Hauses, das dem
Alterthumsmuseum in Lausanne schon manch seltenes
Stück geliefert hat, eine merkwürdige Inschrift. In den
Bewurf der römichen Mauer ist mit einem spitzigen
Instrument eine griechische Inschrift eingekratzt. Sie
besteht aus Majuskeln mit einigen Ligaturen. Leserlich
sind die Silben moi Dios ag-n . . . xara 8oi viows.
A. de Molin, einer der besten Kenner der römischen
Vergangenheit der Waadt, .sprach die Hoffnung aus, die
Inschrift werde sich durch spätere Funde ergänzen lassen.
Er hält sie für die einzige in ihrer Art, die auf Schweizer
Boden bis jetzt gefunden wurde.
Tomsk, Rußland. (Ueber die Mammuthfunde)
schreibt Dr. Paul Oppenheim: Ohne die Wichtigkeit
des Tomsker Fundes speciell für Sibirien leugnen zu
wollen, wo allerdings die Koexistenz von Mammuth
und Mensch durch ihn zum ersten Male erwiesen zu
sein scheint und wonach es sogar nicht unmöglich
sein könnte, daß hier der vollhaarige Elephant sich
bis an die Schwelle der historischen Gegenwart erhalten
hätte, wie sein Verwandter, das Ohiothier (Lla8toäon
obiotieum) in Nordamerika, so scheint die Bedeutung
des Fundes vom allgemeinen Gesichtspunkte aus doch
stark übertrieben. Schon in einer bedeutend älteren
Periode, in der Zeit, die zwischen den beiden Haupteis-
zeiten liegt und in welcher das Inlandeis stark nach
Norden zurückgewichen war, hat der Mensch neben
seinem Beutethiere, dem Mammuth, und anderen'Ele-
phanten und Rhinozerosarten in Mitteleuropa gelebt
und wir haben in interglacialen Bildungen Reste seiner
Thätigkeit, wie auch einzelne Skelettelemente sowohl
in Taubach bei Weimar als im Sommethal bei Abbe-
ville aufgefunden. In den meist der jüngeren Eis-
zeit entsprechenden Höhlenlehnen wird eine Vereinigung
von Mammuth- und Rinozerosresten mit menschlichen
Artefakten und Knochen äußerst häufig beobachtet, und
wenn auch bei einzelnen dieser Funde eine spätere Ver-
mischung ungleichaltriger Elemente nicht ausgeschlossen
ist, so bleibt doch, wie sich eine Autorität wie Johannes
v. Ranke in seiner zusammenfassenden, äußerst kritisch
gehaltenen Darstellung ausipricht, „der diluviale Euro-
päer eine unumstößliche Thalsache der Wissenschaft".
Da uns somit Reste des prähistorischen Menschen in
Mitteleuropa aus einer Periode vorliegen, die der
Mammuthzeit vorausgeht, und auch Spuren der Exi-
stenz unseres Geschlechtes in älteren Schichten von Süd-
amerika und Hinterindien nachgewiesen werden konnten,
so lassen sich auf Grund des einer verhältnismäßig
jungen Vergangenheit entsprechenden Fundes von Tomsk
keinerlei Schlüsse ziehen auf die Verbreitung des Menschen-
geschlechts durch Wanderungen von Nordasien aus.

Auktionen, Verkäufe.
(Wir bitten di« Herren Auktionatoren, un» stet» die Resultate
druckfsrtig mitzutheiien. Das ist eine kleine Mühe und wird sehr »iei
zur Hebung de» Geschäft» beitragen.)
London. (Bilderpreise.) Die Bemerk-
ung von dem steigenden Werth älterer Bil-
nisse ist durch einen neuen Fall schlagend
bestätigt worden. Ein Bildniß von Rom-
ney, das eine Viscounteß Clifden und deren
Schwester Lady Elizabeth Spencer als „Mu-
sik" und „Malerei" darstellt, hat neulich den
ungeheuren.Preis von 10,560 Guineas (220,500 Mk.)
erzielt. Dieier Bilderpreis ist kein „Rekord". Im Laufe
der letzten Jahre sind zweimal noch höhere Beträge für
Bilder bezahlt worden, von denen eines, ein Porträt
der Lady Betty Delmä von Sir Joshua Reynolds,
11,000 Guineas (231,000 Mk.), das andere, die „Kreu-
zigung" Rafael's, 10,600 Guineas (222,600 Mk.), eintrug.
Bei aller Werthschätzung Romney'scher Bildnisse ist bis-
her noch keines deren zu einem auch nur annähernd so
hohen Preise verkauft worden. Der höchste Satz, der
bisher für ein Romney'sches Bildniß erzielt wurde, waren
3850 Guineas, und zwar war es eines der zahlreichen
Phantasiebilder der Lady Hamilton. Der Clifden-Rom-
ney wurde s. Z. für einen Herzog von Marlborough
gemalt und ging dann an die Clifden'sche Familiengalerie
über. Er wurde vor einigen Jahren im Burlington-
House ausgestellt und vervielfältigt. Der Käufer des
Bildes ist Charles Wertheimer.
London. (Bilder rc.) In London wurde eine
Sammlung von Zeichnungen und Miniaturen des Aka-
demikers Richard Cosway versteigert; 186 Werke erziel-
ten 43,265 Mk. Zu den interessanteren Nummern
gehörten: eine Landschaft von H. Dawson „Rochester"
(2890 Mk.); Peter Graham „Hochlandszene mit Vieh"
(6420 Mk.); Henry Moore „Abend an der Küste"
(3425 Mk.) Eine Carlylebüste von T. Woolner er-
zielte 3520 Mk., eine Opheliastatue von Calder Mars-
hall 3210 Mk. — Sir Walter Gilbay's Sammlung von
Kupferstichen der älteren englischen Schule — im Gan-
zen 168 Nummern — brachte 20,125 Mk. — Alte eng-
lische sogenannte Apostellöffel finden immer willige
Käufer. Es erzielte eine Garnitur von sieben Löffeln
aus den Jahren 1609—1610: 632 Mk.; eine Garnitur
von fünf Löffeln aus dem Jahr 1618: 1712 Mk. und
«in Löffel aus dem Jahr 1616: 195 Mk.

London. (Mehrer Kunstsammlungen von Privaten)
wurden in den letzten Tagen versteigert. Bei diesen
Verkäufen konnte man wieder die Wahrnehmung machen,
daß es auch in der Kunst eine Mode gibt, in deren
Wandel fast werthlos wird, was gestern galt, und mit
Gold ausgewogen wird, was gestern kaum beachtet wurde.
Ein betrübendes Beispiel für den ersteren Fall bot
Giorgione's „soupsr vsnitisn". Das Bild hatte einst
zur Sammlung des Abbö Celotti in Florenz gehört und
war im Jahre 1870, als man sich vor den Ausschreitungen
der Kunst noch nicht ehrfürchtig verneigte und den Grün-
der des venetianischen Kolorits noch zu würdigen wußte,
für 44,000 Mk. verkauft worden. Zweiundzwanzig Jahre
später brachte dasselbe Bild bei, der Versteigerung der
Dudley-Sammlung kaum noch ein Zehntel dieser Sum-
me, nämlich 4200 Mk., und heute ist sein Werth auf
2700 Mk. hinabgegangen. Es geht eben an der Kunst-
börse gerade so wie an jeder anderen Börse; man fällt
von einer Uebertreibung in die andere, und je mehr
man sich nach der einen Richtung übernommen hat,
desto weiter läßt man sich nach der anderen treiben.
In dem starken und fortgesetzten Preisrückgang eines
vortrefflichen und farbenprächtigen Bildes eines alten
Meisters sieht man die kräftige Gegenwirkung gegen die
gelegentlich auch übertriebene Hochschätzung der Werke
der Cinquecentisten. Auch Murillo muß der herrschen-
den Mode seinen Tribut zollen. Eine kniende Magda-
lena in rothem Gewände, die einst von der Königin
von Spanien für 60,000 Mk. erstanden wurde (wie die
mit dem Bilde verkaufte Quittung erwies), ging für
17,220 Mk. iu andere Hände über. Ein Beispiel für
steigenden Werth von Kunstwerken ist eine nur 15 Zoll
hohe und 28 Zoll breite holländische Landschaft des vor
einigen Jahren gestorbenen A. Mauve, die mit 11,550
Mk. bezahlt wurde. Man findet an den durch Kolorit
und Zeichnung sich hervorthuenden Schäferbildern dieses
Künstlers auf dem Londoner Markt entschieden Gefallen,
und so hat sich ihr Werth in kurzer Zeit bedeutend
gesteigert. Auffällige Werthsteigerungen sind ferner bei
Bildnissen wahrzunehmen. So wurde ein Bildniß der
Lady Mary Bowlley, gemalt von Gainsborough, für
30,450 Mark erstanden. Hohe Preise erzielten auch
die von G. Romney gemalten Bilder der Lady Hamil-
ton ; das im vorigen Jahr im Burlington-Haus aus-,
gestellt gewesekie, das die Dame im blauen Gewände
zeigt und wegen ihrer nachdenklichen Haltung „Medita,
lion" benannt ist, erzielte 16,800 Mk., ein anderes Bildniß
in Weitz, «uf. dem Lady Hamilton die Arme auf ein
geöffnetes Buch stützt, wurde für 10,710 Mk. erstanden.
Ein bemerkenswerthes Geschick hat die Jenat zugeschrie-
bene, im Jahre 1561 entstandene Familiengruppe ge-
habt, die aus Katharina von Medici uud vier ihrer
Kinder besteht, nämlich Karl IX., dem Herzog von Anjon
(dem späteren Heinrich III.), dem Herzog von Alenyon
und der Prinzessin Marguerite, der späteren Königin
von Navarra. Im Jahre 1842 wurde dieses interessante
Bild für 1806 Mark erstanden, galt nach neunzehn
Jahren nur 1200 Mark, erzielte bei der Versteigerung
der Magniac-Sammlung schon 5670 Mk. und wurde jetzt
für 9450 Mk. abgegeben. Erwähnenswerth ist noch das
1751 für Ludwig XV. von F. Boucher gemalte Bildniß
der Frau von Pompadour, das der König 1764 dem
Marquis von Marigny schenkte und das für 4610 Mk.
losgeschlagen wurde.
London. (Gemälde-Auktion.) Die Gemäldegallerie
des verstorbenen Sir Julian Goldsmid ist für 67,342 Lstr.
versteigert worden. Das Charakteristische an diesem
Verkauf waren die hohen Preise, die für die Werke der
älteren englischen Meister bezahlt wurden. Das Haupt-
stück der Sammlung, ein Reynolds'sches Porträt der
Frau Mary Monckton, wurde für 157,500 Mk. erworben;
den demnächst höchsten Preis von 105,000 Mk. holte
ein außerordentlich schönes Porträt der Lady Eden von
Gainsborough. Auch andere Porträts Reynolds' und
Romney's wurden zu beträchtlichen Preisen verkauft.
Eine Landschaft Gainsborough's erzielte 65,100 Mark,
Turner's „Raketen und Licht 77,700 Mk., ein früher in
der Gibbons-Sammlung befindliches Seestück desselben
Meisters 43,050 Mk. Kontinentale Maler waren in
der Goldsmid'schen Sammlung nur wenig vertreten.
Von den kürzlich versteigerten Bildern fremder Künstler
ist erwähnenswerth Jan Steen's „Guitarrestunde", das
von Sedelmeyer in Paris um 11,650 Mark erstanden
wurde, L. Deutsch's „Aegyptischer Kuriosilätenhändler",
der 5145 Mk. erzielte, und Ä. Schreyer's „Vor Feuer
scheuende Pferde", das 10,920 Mk. brachte. Ein „Ex-
pectation" benanntes Bild Alma Tadema's wurde von
Agnew für 40,950 Mk. erstanden. Der Verkauf reiht
sich, was die erzielten Preise und den Kunstwerth der
verkauften Bilder betrifft, den bedeutendsten der letzten
Jahre an.
London. (Ein sehr schönes Exemplar) von Cax-
ton's erster Ausgabe der „Canterbury Tales" Chaucers,
etwa aus dem Jahre 1478, wurde neulich für 37,500 Mk.
verkauft. Vor wenigen Monaten wurde ein anderes
Exemplar derselben Ausgabe für 20,400 Mk. verkauft.
Doch fehlten jenem Exemplar 19 Blätter, während dem
neulich verkauften nur 2 Blätter fehlten. Im Ganzen
dürften von dieser Ausgabe nur 12 Exemplare vorhan-
den sein und zwei davon sind vollständig, das im British
Museum befiüdliche und das dem Merton College in
Oxford gehörige. Der neulich bezahlte Preis ist der
zweithöchste, der je für einen Caxton gezahlt wurde.
Vor etwa zehn Jahren wurde Lord Jersey's Exemplar
von „King Arthur" für 39,000 Mk. verkauft.
Paris. (D. de G. . . 'sche Sammlung.) Die Ver-
steigerung der nur etliche achtzig Nummern zählenden
D. de G. . ,'schen Sammlung von Gemälden und Zeich-
nungen brachte 367,260 Fr. Unter den alten Bildern
erreichte Ruysdael, die Ruinen, 26,100 Fr., ein zweiter
Ruysdael, die Ufer der Issel, 9400 Fr. Terburg (Ter-
borch), männliches Bildniß, 6500; Jan Goyen, die
Maas bei Dordrecht, 7000; Goya y Lucientes, Stier-
kampf, 4100; Teniers der Aeltere, Kegelspiel, 2060 Fr.
Von den neueren Gemälden sind hervorzuheben: Ben-
jamin Constant, Zeitvertreib eines Khalifen zu Sevilla
im 13. Jahrhundert, 8400 Fr.; der Sultan von Ma-
rokko, einen französischen Gesandten empfangend, 5800
Fr.; Berne-Bellecour, die Pariser Schützen im Gefecht
bei Malmaison, 20. Oktober 1870, 7500; Corot, Man-


dolinenspielerin, 9800; Courbet, Landleute, vom Markte
kommend, 16,600; der Teich, 2100; die Wilddiebe, 8200;
im Wald, 5000; Diaz: Wald zu Fontainebleau, 3950 ;
der gefangene Amor, 5950; Jules Duprs, Hütte am
Waldrand, 9100; Heilbuth, auf dem Schloß, 6400;
Wasserfahrt, 7000; Jacque, Schafe in den Hürden,.
10,300; Meissonier, der Leser, 31,000; De Neuville,
Vorfall in der Schlacht bei Rezonvtlle, 5000; Leopold
Robert, Pifferari vor der Madonna, 10,100; Troyon,
Halt der Jagdhunde, 17,500 ; Teich mit Enten, 25,000;
van Barcke, rothe Kuh, 8100; Vautier (Düsseldorf),
Abschied der Getrauten, 28,900; Vibert, Abschied der
Getrauten (Spanien), 20,000; Ziem, die Piazetta in
Venedig, 4800 Fr. Für zwanzig Zeichnungen und
Wasserbilder von Rudolf Alt, Heilbuth, Krehuber und
besonders Pettenkofen wurden 360 bis 950 Fr. das
Stück bezahlt. Hervorzuheben ist, daß Bilder einiger
früher sehr geschätzter neuer Meister (Benonville, Boi-
vin) unter 1000 Fr. zugeschlagen wurden.
Paris. (Bei der Versteigerung der Tachard'schen
Sammlung alter Webestoffe) kamen auch alte deutsche
Webereien aus dem dreizehnten Jahrhundert zum Vor-
schein, so ein Stück Seidenstoff, purpurfarben, mit strei-
tenden Drachen und Thieren verziert, 4506 Fr. Zwei
Stücke eines Meßgewandes, Leinenkette mit Seidenein-
schlag, steigende Adler, Löwen und Hirsche eingewirkt,
12. oder 13. Jahrhundert, 200 Fr. Ein rother Seiden-
stoff mit eingewirkten Greifen und Steinblättern 100 Fr.
Ein Stück rother Damast aus dem 16. Jahrhundert,
mit kaiserlichen Adlern, 250 Fr. Außerdem eine Menge
spanisch-maurischer, sarazenisch-sizilianischer, venetiani-
scher, persischer, italienischer, spanischer und französischer
Webestoffe.
Genua, Italien. (Münzen.) Aus Genua wird
berichtet: Bei der Versteigerung einer alten Münzen-
sammlung, die neulich in einem hiesigen fürstlichen Pa-
lais staktfand. hat der Antiquar Heß aus Frankfurt a. M.
ein sioimtum (dje älteste vorhandene etrurische
Münze) für den Betrag von 5250 Lire erstanden. Herr
Heß war,eigens von einem bekannten Frankfurter Sammler
zum Ankauf dieser Münze nach Genua geschickt worden.
Wyl, Schweiz. (Auktion Widmer.) Die durch H.
Messikommer, Zürich, und Anton Troxler, Luzern, gelei-
tete Auktion Widmer in Wyl (St. Gallen) nahm einen
sehr günsten Verlauf. Es wurden u. A. folgende Ein-
zelpreise erzielt: Reich eingelegtes Toggenburger Buffet,
1300 Frs. (Schneider); dito 1150 Frs. (Senn, Zofingen);
dito 1000 Frs. (Gewerbemuseum Aarau); dito kleiner
445 Frs. (Rosenberg); großes steinernes Portal, 2050
Frs. (Landesmuseum Zürich); Winkelriedtäfelung 500
Fr. (Landesmuseum); Bauernstuhl 170 Frs. (Dr. Ham-
mel); neueres eisernes Gitter 500 Frs. (Dr. Hammel);
Steckborner Ofen 500 Frs. (Dreyfuß, Genf); Winter-
thurer Ofen, 1800 Frs. (Böhler); dito 1500 Frs. (Ge-
werbemuseum Aarau); dito 1400 Frs. (van Hove, Bruxel-
les) u. s. f. Im Ganzen wurden etwa 15 volle Eisen-
bahnwaggons Antiquitäten verkauft.
Köln. (Auktion Offermann.) Das Antiquitäten-
und Kunst - Auktions-Haus von Karl Offermann L Co.
versteigert vom 21. bis 25. Juli eine reichhaltige SMm-
lung von Antiquitäten, Gemälden, Handzeichnüngen,
Kupferstichen rc. aus dem Nachlasse des Bürgermeisters
Heinr. Esser, des Präsidenten C. Gymnich, der Gräfin
von Geldern, sowie des Kunstmalers Hermann Bethke
in München. Der elegant ausgestattete, cirka 900 Num-
mern umfassende Katalog ist soeben erschienen und wird
auf Verlangen gratis übersandt. Siehe das Inserat.
Frankfurt a. M. (Auf der Auktion Stiebel) in
Frankfurt a. M. gehörten am 4. Mai die auf Seite 221
abgebildeten Kalenderdecken Nr. 1289 und 90 zu deu
Gegenständen, welche je unter Mk. 20 erzielten.

Technische Notizen.
„Wo ist hier Norden?" ist eine Frage, die
man oft hört, und sie wird dann meist nach einigem
Umherschanen, Blinzeln in die Sonne oder in den Wind
von allen Anwesenden verschieden beantwortet. Mancher
trägt wohl gar einen kleinen Kompaß an der Uhr, den
er aber im Zweifelsfalle wohlweislich nicht konsultirt,
denn er „geht nicht", ooer eia Anderer trägt gar ein
etwas besseres Instrument, einen veritableu Taschen-
kompaß bei sich. Wie aber, wenn einer der Anwesenden
einfach seine Taschenuhr herauszöge, einen kurzen Blick
auf deren Zifferblatt würfe und ebenso schnell und ge-
nauer von dort die Richtung abbläse? Aber wie macht
Jener das, welche geheimnißvolle Vorrichtung an seiner
Uhr befähigt ihn zu seinen Schlüssen? — Die Sache
ist so einfach, daß Jeder sich wundern wird, der von
ihr zum ersten Male hört. In der That ist jede Uhr
ein Kompaß, vorausgesetzt, daß die Sonne scheint.
Stelle Dich mit Deiner Uhr in die Sonne, richtete sie
so, daß der Stundenzeiger gerade nach dem Punkte des
Horizontes zeigt, über welchem die Sonne senkrecht
steht, oder so — was dasselbe sagt — daß er parallel
dem Schattenrande einer vertikalen Wand, eines Baum-
stamms ec. steht, und lies dann die Zahl von Minuten-
theilen ab, welche er noch von 12 Uhr auf kürzestem
Bogen entfernt ist. Nimm die Hälfte dieses Bogens,
so gibt die Richtung von dem Zentrum des Ziffer-
blattes nach diesem Punkte die Nord-Südlinie an.
Zum Beispiel: Es sei 8 Uhr Morgens, so beträgt die
Länge des kurzen Bogens zwischen dem Stundenzeiger
und XII 20 Minuten; die Zahl X steht genau auf
der Hälfte dieses Bogens; also bezeichnet, wenn der
Stundenzeiger nach der Sonne weist, die Zahl X genau
den Südpunkt des Horizonts. — Oder die Uhr sei 4
Uhr 36 Minuten Nachmittags, so befinden sich zwischen
dem Orte der XII und dem Stundenzeiger 23 Minuten;
die Hälfte davon 11,5 Minuten, oder der Punkt, wo
der Stundenzeiger um 2 Uhr 18 Minuten stand,
gibt die Südrichtung. — Der Grund ist wohl ein-
leuchtend , da die Sonne um 12 Uhr im Meridian
(über dem Südpunkte) steht und sich in 12 Stunden
um 180 Grad bewegt, während der Stundenzeiger iu
derselben Zeit 360 Grad das Doppelte, durch-
läuft. Es ist noch zu bemerken, daß Morgens vor 6
Uhr und Abends nach 6 Uhr natürlich der lange Bogen
zwischen dem kleinen Zeiger und XII zu wählen ist.
 
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