Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

DOI Heft:
Nr. 47 (18. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0375
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 47.

Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Seite 371.

getragen wurden, gefunden. Wenn man dort noch tiefer
graben wollte, würde noch vieles Andere von historischer
Bedeutung das Tageslicht erblicken, zumal dieser Brand-
schutt noch von dem großen Brande Pollnows in der
Mitte des vorigen Jahrhunderts herrührt. Es wird
won diesen werthvollen Funden dem Konservator des
Museums für pommer'sche Alterthumskunde zu Stettin
Mittheilung gemacht werden, damit Sachverständige das
Weitere an Ort und Stelle veranlassen können.
Templin, Brandenburg. (Zu den merkwürdigsten
Fundslücken) aus der altgermauischen Periode der Pro-
vinz Brandenburg gehört das Fußstück einer menschlichen
Figur, das in diesem Sommer in der Templiner Forst
auf einem Brandgräberfelde gefunden wurde und in das
märkische Provinzialmuseum gelangte. Es ist in unge-
fähr ein Fünftel natürlicher Größe aus derselben mit
Steingrus vermengten Thonmasse geformt, wie die Thon-
gefäße jener Zeit, auch ebenso gebrannt und geglättet.
Das Stück ist über der Knöchellage abgebrochen, und
die Forstarbeiter, die es in den Gräbern fanden, haben
nicht nach weiteren zugehörigen Theilen gesucht, sie wohl
auch gar nicht beachtet. Ein solcher Fund aus jener
Leit ist bisher in unserer Gegend noch nicht vorge-
kommen. Aber abgesehen von der Form der menschlichen
Figur läßt das Fundstück auch die Form der Fußbe-
schuhung unserer Vorführer vor 2000 Jahren ziemlich
deutlich erkennen. Darnach hat man ein Stück Leder
unter den Fuß gelegt, die überstehenden Flächen ausge-
schnitten , über dem Fuß zusammengefaltet und mit
Riemen fest umwickelt. An der Außenseite des Fußes,
über dem Knöchel, ist außerdem eine Art Rosette aus
Lederriemen angedeutet, die der Befestigung ein zierliches
Ansehen gibt. Von demselben Gräberfelde sind auch
einige kleinere und größere Urnen, sowie mehrere Bronce-
beilagen, als Diadem, Nadeln, Messer, Ringe, Bart-
zangen u. a. m. in das Märkische Museum gelangt.
Spandau, Brandenburg. (Altgermanischer Be-
gräbnißplatz.) Bei den Kanalisationsarbeiten in den
nördlichen Straßenzügen der alten inneren Stadt, na-
mentlich in der Straße „An der Mauer", ist ein alt-
germanischer Begräbmßplatz durchschnitten worden. Ge-
funden wurden zwei größere Urnen mit dem Leichen-
brand , und im Leichenbrand lagen einige durch Feuer
zerstörte Bronce- und Eisensachen, die unter Anderen
ein Beschlagstück, vielleicht von einem Gürtel, sowie ein
Heftel erkennen lassen. Die Funde sind dem Märkischen
Provinzialmuseum überwiesen, wo festgestellt ist, daß es
Zieh um einen Begräbmßplatz aus der Zeit der ersten
.Jahrhunderte nach Ehristus handelt, der aber nach Sü-
den hin bis in die Gegend der Nikolaikirche und nach dem
südlichen Theil der Allstadt hin mit einem weiteren
-Gräberfeld, zum Theil aus noch älterer Zeit, in Ver-
bindung steht. Es liegen nämlich mehrfach Nachrichten
über Urnenfunde im Gebiet der Altstadt vor, ins-
besondere berichtet auch schon Bekmann im Anfang
vorigen Jahrhunderts darüber. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, daß die altgermanischen Bewohner der durch
Wasser gesicherten Stresowinsel, einer durch den großen
Pfahlbaufund der Broncezeit in der Forscherwelt be-
rühmt gewordenen Wohnstätte, auf der Stelle der jetzigen
inneren Stadt, die damals eine erhöhte und gegen Ueber-
Zchwemmung gesicherte Sandscholle bildete, ihren Be-
gräbnißplatz anlegten. In der wendischen Zeit scheint
die Wohnstätte auf dem Stresow nicht mehr weiter be-
standen zu haben.
Naue«, Brandenburg. (Gezeichneter Fuchs.) Im
hiesigen Stadtforst wurde vom Hülfssörster Giebel ein
Fuchs geschossen, der ein ledernes Halsband mit an-
scheinend-silberner Platte trug. Auf dieser befindet
»sich die merkwürdige Inschrift eingravirt: „Königgrätz,
d. 3. July 1866." Es wäre interessant zu erfahren,
-welche Beziehungen dieser Fuchs, dessen Fell und Hals-
band noch nicht verkauft sind, zu der Schlacht von Künig-
grätz hat, und welcher Porgang dazu Veranlassung ge-
geben hat, ihm das Halsband umzulegen.
Barnsen, Hannover. (Urnenfund.) Auf dem schon
länger bekannten Urnenfriedhofe bei Barnsen wurden
vor einiger Zeit drei gut erhaltene Urnen aufgefunden.
Es waren einige Herren aus Lüneburg hier, welche die
Urnen für das dortige Museum ankauften und das
alleinige Grabrecht auf dem Friedhöfe erwarben. Man
sand die Urnen in geringer Tiefe.; der Pflug streifte die
platten Decksteine. Früher waren auf dem betreffenden
Grundstücke, welches dem Hofbesitzer D. in Barnsen ge-
hört, Grabhügel, sogenannte Hünengräber, welche später
abgetragen wurden. Die Urnen zeigen keinerlei Verzier-
ungen, haben aber eine gefällige Form; sie sind etwa
25 om hoch. Der Inhalt besteht aus Knochentheilen,
welche bei der Leichenverbrennung zurückgeblieben sind;
man unterscheidet deutlich Röhren-, Gelenkknocheu rc.
Die Knochentheile sind nur klein, man hat die Skelette
jedenfalls zerschlagen. Die Urnen stammen aus der
vorchristlichen Zeit, haben also ein Alter von mindestens
zweitausend Jahren.
Bergedorf bei Hamburg. (Ein seltener Fund)
-wurde bei Bergedorf gemacht. Man förderte eine schwarz-
gebrannte Urne von seltener Form zu Tage, in welcher
sich eine gebogene Broncenadel mit trichterartig geform-
tem und mit Strichornamenten versehenem Kopf befand.
Diese Nadel ist aus dem Grunde von höchstem Interesse,
weil sie später einer Reparatur unterzogen worden ist.
Sie war nämlich zwischen Kopf und der Krümmung
abgebrochen, und es ist, um sie weiter brauchbar zu
machen, eine zweite, recht roh aus Eisen gefertigte Nadel
neben der broncenen angehracht worden.
Tilsit, Ostpreußen. (Münzfund.) Beim Grund-
graben auf dem Bauplatze des Herrn v. Mauderode,
wo ein altes Gebäude abgebrochen worden war, wurden
dieser Tage 200 alte Silbermünzen in verschiedenen
Größen vorgefunden, welche die Jahreszahlen von 1760
bis 1801 tragen. Da sich spätere Jahreszahlen nicht
vorfinden, so ist anzunehmen, daß das Geld während
des Krieges 1806/7 vergraben worden ist, um dasselbe
vor Feinden zu verbergen. Die Münzen lagen in Rollen
aufeinandergeschichtet und sind meist stark oxydirt.
Karthaus, Westpreußen. (Münzfund.) Bei dem
Pflügen seines Ackers fand der Besitzer Kapischke in Kob-
schin ein thönernes tiegelförmiges Gefäß, in dem sich 3
Gold- und 41 Silbermünzen befanden. Die Münzen
sind niederländische und spanische und stammen aus dem

16. Jahrhundert. Alle Münzen sind von dem Verein
für Herstellung und Ausschmückung der Marienburg an-
gekauft worden.
Kulm, Westpreußen. (Ein Mammuthzahn.) Auf
dem im Fributhale — Feldmark Vorstadt Kulm und
Osnowo — belegenen Territorium des Ziegeleibesitzers
Egon v. Moritz ist kürzlich beim Anstich einer Schicht
diluvialen kieshaltigen Tandes ein großer, vorzüglich
gut erhaltener Mammuthzahn von 3550 Gramm Schwere
gefunden worden. Der Zahn ist 25 Cenlimeter lang.
18 Centimeter breit, 7V? Centimeter dick und hat 26
scheibenarlig neben einander verlaufende wulstige Er-
höhungen, denen 18 Reihen von Vertiefungen der Kau-
fläche und 2 Reihen theilweiie gut erhaltener Zahn-
wurzeln entsprechen. Herr v. Moritz hat den Mammulh-
zahn dem westpreußischen Provinzialmuseum zum Geschenk
gemacht.
Elbiug, Westpreußen. (Die vorgeschichtliche Moor-
brücke,) über welche wir kürzlich berichtet haben, liegt
20 Kilometer südlich von hier und verbindet den West-
abhang mit dem Ostabhang des Thales der Sorge, die
sich 1^2 Meilen unterhalb in den Drausen ergießt.
Sie ist nicht auf Pfahlrost gebaut, sondern besteht aus
mehreren Schichten längs und quer gelegter Eichenhölzer,
welche gewöhnlich nur einmal aufgespalten sind. Der
Belag wird gewöhnlich aus circa 2,5 Meter langen
Kloben oder bohlenähnlichen Stücken gebildet, die an
den Enden mit viereckigen Oeffnungen versehen sind, in
welchen dünne eichene Pfähle stecken. Die ganze Brücke
ist seiner Zeit etwa 1300 Meter lang gewesen und
geht von Abbau Baumgarte durch die heutige Sorge, in
die Gegend zwischen Heiligenrelde und einem alten preuß-
ischen Burgberg. Sie liegt stellenweise nur V2, an an-
deren Stellen bis l'/g Meter unter Terrain und wird
größteutheils von Fasertorf überdeckt. Der Direktor des
Westpreußischen Provinzialmuseums, Herr Professor
Conwentz aus Danzig, leitet die Ausgrabungen, welche
jetzt schon vier Wochen dauern, und die erforderlichen
Ausmessungen, Nivellements und Zeichnungen werden
von Herrn Kreisbaumeister Lucas aus Stuhm ausge-
führt. In voriger Woche erschien der Oberpräsident der
Provinz Westpreußen, Herr Oberpräsident v. Goßler,
an der Fundstätte und verweilte, trotz ungünstiger Wit-
terung, dort mehrere Stunden, um das hervorragende
Denkmal aus vorgeschichtlicher Zeit eingehend zu besich-
tigen. Vor Kurzem ist nun in demselben Thal weiter
oberhalb eine zweite Brücke aufgefunden, die von Abbau
Christburg nach Storchnest, einem Vorwerk von Prökel-
witz führt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen
älteren Uebergang, der bereits hier angelegt werden
konnte, als im unteren Theil des Thales noch das
Wasser zu stark fluthete. Auch diese Moorbrücke wird
gegenwärtig von den genannten Herren untersucht.
Lietzow auf Rügen. (Einen interessanten Fund)
haben vor kurzem Arbeiter in Lietzow beim Ausschachten
von Kies auf einem Grundstücke gemacht, welches dicht
am Bahngeleise am kleinen Jasmunder Bodden liegt
und Herrn Zimmer- und Maurermeister Dörfer in Sa-
gard gehört. Es sind dies Feuersteingeräthe von ein-
fachster Form, Meißel, Schaber, mesferähnliche lange
Spähne, Hammer u. dgl. Sie sind durch Behauen von
Feuerstein hergestellt und zeigen in Folge dessen eine
rohe unregelmäßige Oberfläche, auf der sich die einzelnen
Schläge deutlich erkennen lassen. Diese Steingeräthe
sind nicht nur einzeln aufgefunden, sondern in größeren
Mengen, theilweise in Haufen zusammen, mehrere neben
einander, so daß man zu der Annahme gekommen ist, daß
an dem Fundorte vielleicht ein Arbeitsplatz unserer alten
Vorsahren aus grauer Vorzeit, der Steinzeit, gewesen ist.
Die gefundenen Geräthschaften gehören vielleicht der ersten
Zeit der jüngeren (neolithischen) Periode an, da in der
Folgezeit die Mehrzahl der Steingeräthe sorgfältiger
und exakter gearbeitet, zum Theil sein geschliffen und
polirt ist. Während in der ersten Zeit fast nur der
Flint (Feuerstein) zur Verwendung kam, wurden später
alle möglichen Gesteinsarten bearbeitet, wie Granit,
Schiefer, Phorphyr rc. — Wir stehen hier also auf
einem prähistorischen Boden und ist die Annahme somit
hinfällig, daß das Stück Land, auf dem der Fund ge-
macht ist, von dem Boden angeschwemmt sein soll. Es
dürfte auch von Interesse sein, daß einige Herren vom
Stettiner und Stralsunder Museum an dem Fundort ge-
wesen sind und mehrere der gefundenen Gegenstände in
Augenschein genommen haben. Täglich werden andere
schöne Exemplare zu Tage gefördert und an den Besitzer
abgeliefert.
Sablo», Lothringen. (Steinsärge.) Die Gemeinde-
verwaltung läßt gegenwärtig auf dem in unmittelbarer
Nähe des Schulhauses gelegenen Gemeindeplatz Erdar-
beiten ausführen, um Sand zu finden, der zur Aus-
besserung der Straßen nothwendig ist. Bei diesen Arbeiten
stießen die damit Beschäftigten auf Steinsärge, die größ-
tentheils offen, theilweise aber auch von durch Nägel
zusammengehaltenen Ziegeln verdeckt waren. In den
Särgen, die mit Ausnahme eines Kindersarges von 1,20
Meter Länge, und 0,50 Meter Tiefe, alle nahezu 2
Meter lang und aus einem einzigen Stein gehauen sind,
befanden sich ziemlich wohlerhaltene menschliche Knochen.
In mehreren Kieferknochen staken noch blanke Zähne,
welche Liebhaber fanden, da Jemand betheuerte, daß sie,
im Geldbeutel aufbewahrt, gegen Zahnschmerzen schützten.
In die Bodenseite eines der Särge war ein künstliches
Loch gehauen, welches jedenfalls zum Abzug der Feuch-
tigkeit bestimmt war. Da man schon voriges Jahr bei
der Anlage der Wasserleitung Särge in unmittelbarer
Nähe des jetzigen Fundortes entdeckt und herausgegraben
hat, so ist wohl die Annahme nicht unrichtig, daß hier
ein römischer Friedhof gewesen sei, da ja im heutigen
Sablon und Montigny zahlreiche römische Niederlassungen
vorhanden waren, die sozusagen die eigentliche Stadt
bildeten.
Krungl, Salzkammergut. (Interessante Funde.)
Die Ausgrabungen in Krungl dürften mit Ablauf dieser
Woche, wenigstens für Heuer, beendet werden; 98 Ske-
lette wurden bis jetzt zu Tage gefördert. Reich waren
die Funde bei Grab Nr. 75; bei diesem Gerippe wur-
den vergoldete Bronceohrgehänge in Tropfenform, eine
Halskette aus verschiedenfarbigen Glasperlen von zirka
1 Meter Länge, eine kreuzförmige Fibel, vergoldet und
mit Perlen besetzt, ferner Armreifen, Fingerringe und

ein etwa 1 Meter langes, zylindrisches Gefäß aus
Bronce von 1 Centimeter Durchmesser gefunden.
Pordcnone, Italien. (Ein Kruzifix von Michel-
angelo.) Professor Cantalamessa, der Direktor der könig-
lichen Galerien in Venedig, der mit dem Bildhauer
Luigi de Pauli auf Entdeckungsfahrten in Venezien be-
griffen ist, hat in Pordenone in der Kirche Santa Llaria
äsM ^nAsli ein Holzkruzifix gefunden, das er Michel-
angelo zuschreibt. Ein vollständiger Beweis ist noch nicht
erbracht, obschon feststeht, daß Michelangelo sich in Por-
denone aufgehalten hat.
Aus Cypern. (Ausgrabungen auf Cypern.) Die
Ausgrabungen, die auf Kosten der englischen Verwaltung
Cyperns in den Ruinen von Salamis, der ehemals
blühendsten griechischen Stadt der Insel, vorgenommen
werden, haben in jüngster Zeit zu sehr bemerkcnswerthen
Entdeckungen geführt. Man hat außer zahlreichen Gold-
arbeiten — Ringen, Haarpfeilen und anderen Schmuck-
gegenständen —, die an sich hohen Werth besitzen, aber
die Erkenntniß der cyprischen Kunst wenig fördern, zwei
Elfenbeinreliefs gefunden, die als Kunstwerke und als
geschichtliche Dokumente gleichermaßen interessant sind.
Das eine Relief stellt einen Löwen dar, der einen Stier
angreift. Der Stier hat einen Höcker, wie er nur den
tauschen Stieren eigen ist, so daß die Heimath des Re-
liefs in Kauen, der Cypern am nächsten gelegenen klein-
asiatischen Landschaft, gesucht werden muß. Schon in
der Jliade wird von der lauschen Kunst der Elfenbein-
schnitzerei gesprochen. Das andere Relief stellt einen
Mann in Kampf mit einem geflügelten Löwen dar.
Dieses Relief gleicht auf das Genaueste einem ähnlichen
Schnitzwerke, das vor einigen Jahren von Sir A. Layard
in dem sogenannten Palaste des Nimrod in Mesopota-
mien aufgefunden worden ist, nur zeigt der cyprische
Fund eine weit vollendetere Technik. Zieht man in
Erwägung, daß die cyprischen Funde nach der ganzen
Art ihrer Ausführung unzweifelhaft desselben Ursprungs
wie die berühmten Fundstücke Schliemann's in Mykenä
sind, so bildet die Entdeckung der beiden Elfenbeinreliefs
einen neuen gewaltigen Beleg für die Annahme, daß
man es in den mykenischen Gräberfunden mit den Er-
zeugnissen einer Kunst zu thun hat, die von den alten
Kulturländern Mesopotamiens ausgegangen ist, in Ka-
rten und auf der Insel Cypern zu hoher Blüthe ge-
langte und von dort aus in das eigentliche Griechen-
land eingeführt wurde.
Aus Griechenland. (Ausgrabungen in Thessa-
lien.) Die von dem Ephoren Leonardo geleiteten Aus-
grabungen in dem thessalischen Distrikt Agya haben
zwei sehr interessante Kuppelgräber zu Tage gefördert,
die der letzten mykenischen Epoche angehören. Man hat
zum ersten Mal auf thessalischem Boden derartige Auf-
deckungen gemacht, in denen man den Beweis für die
Ausbreitung der mykenischen Zivilisation bis in die
nördlichsten Theile Thessaliens zu erblicken hat. Die
beiden Gräber sind 44 Meter von einander entfernt.
Die Höhe eines jeden mißt 3 Meter. Es ruht darin
ein Todter, der das Antlitz nach dem Eingang, die
Füße nach Süden gerichtet hat. In der linken Hand
hält er ein 0,50 Meter langes eisernes Schwert, dessen
Griff mit Zierrath geschmückt war. Außerdem fand
man 40 Gefäße in allen Größen und Formen, sowie
zahllose Hunde- und Pferdeknochen darin. Das zweite,
0,60 Meter breite Grab scheint beraubt worden zu sein,
doch fand man auch darin einige interessante Gefäße.
Noch weitere Gräber und die Grundmauern alter Bauten
wurden aufgedeckt, so daß die Vermuthung zulässig er-
scheint, daß an der Ausgrabungsstätte die von Livius
erwähnte alte Stadt Sikirion lag. Der Ephor Leo-
nardo regt die Vereinigung aller Fundgegenstände in
einem in Agya selbst zu errichtenden kleinen Museum
an und gedenkt die reiche Ergebnisse versprechenden Aus-
grabungen fortzusetzen.
Aus Kanada. (Die Goldentdeckungen) bilden
jetzt, wie aus Montreal vom 5. November berichtet wird,
den Hauptgegenstand des Interesses in ganz Kanada.
In Toronto riß man sich um die neuen Neufundland-
und Britisch-Kolumbien-Aktien, und in geringerem Grade
ist es auch in Montreal der Fall. Eine Menge Geld
kommt zusammen zur Ausbeutung der Gegend am Lake
of the Woods und am Rainy-Fluß in Ontario. Das
Minenbureau von Ontario meldet, daß die goldhaltige
Gegend 13 englische Meilen breit ist. In Britisch-Ko-
lumbien hat man den Cyan-Prozeß eingeführt. Das-
selbe gilt von einigen Gruben in Ontario. Von Koote-
nay in Britisch-Kolumbien sind bis jetzt für 3,000,000
Dollar Erze verschifft worden. — Das Goldfieber hat
das Projekt wieder belebt, die kanadische Münze möge
Geld für den Verkehr mit dem Auslande münzen. Die
Direktoren der kanadischen Pacificeisenbahn haben Unter-
redungen mit den leitenden Regierungspersönlichkeiten
gepflogen, damit der Handel mit dem neuen Bergwerks-
gebiete nicht den Vereinigten Staaten zu gute kommt.

Auktionen, Verkäufe.
München. (Münz-Auktion) bei Dr.
Eugen Merzbacher, Maximiliansplatz 4, am
14. Dezember und folgende Tage. Samm-
lung ausgewählter polnischer Münzen und
Medaillen, insbesondere von Danzig, Elbing
und Thorn. Ferner eine Sammlung von
Münzen und Medaillen aller Länder, da-
runter Herborragende Seltenheiten in Thalergeprägen,
sowie Goldgulden aus fränkischen und rheinischen Gold-
funden, aus dem Besitze des Herrn Otto Zankl in
München und Anderer. Sammlung neuerer Thaler und
Doppelthaler aus dem Besitze eines norddeutschen Samm-
lers. Nichtillustrirter Katalog vor der Auktion gratis,
illustrirte Kataloge zu,Mk. 3 zu beziehen vom Leiter
der Versteigerung, Dr. Eugen Merzbacher, Numismatiker,
München, Maximiliansplatz 4/2. Derselbe ist bereit,
Aufträge gegen 5«/g Provision vom Erstehungspreise
entgegen zu nehmen. — Im Anschluß an obige Ver-
steigerung findet am 17. Dezember die Versteigerung der
Sammlung des k. k. österr. Majors des Geniestabs,
Emil Ritter von Welsch-Brum, zumeist bestehend aus
Bronce- und Zinnmedaillen aller Länder, statt. Kata-
loge auf Bestellung gratis.
 
Annotationen