6.1. Aufgaben und Ziele Klinischer Psychodiagnostik
Bei der psychodiagnostisehen Erhebung (Englisch: assessment) wird versucht, in
kontrollierter und systematischer Weise Informationen über psychische Befindlichkei-
ten und Zustände zu erhalten. Selbstverständlich wird dieses Geschehen von vielen
Faktoren beeinflußt, unter anderem vom Anlaß der diagnostischen Untersuchung, von
der Art der Fragestellung, von der Art und Weise der Interaktion mit dem Klienten,
von Erwartungen an das Ergebnis, den institutionellen Rahmenbedingungen usw.
Als Ergebnis der Untersuchung sollen die gewonnenen Daten in der Regel in ein
Begriffssystem eingeordnet werden, um an Hand dieser Einordnung qualitative Ent-
scheidungen treffen zu können. In Institutionen der Gesundheitsversorgung erfolgt
dies meistens in Form einer nosologischen Diagnose, d.h. die diagnostischen Befunde
werden in das nosologische System der (psychischen) Krankheiten eingeordnet; im
genannten Beispiel etwa als "psychogene Reaktion" oder "neurotische Depression"
(vgl. Kap. 4. in Band I).
Überblicke über die allgemeine Psychodiagnostik geben u.a. Goldstein & Hersen (1984), Groffmann &
Michel (1982), Jäger (1986, 1988), Pawlik (1976), Wottawa & Hossiep (1987); zur Klinischen
Psychodiagnostik finden sich weitere Hinweise u.a. bei Dilling et al. (1991) Jüttemann (1984), Minsel
& Scheller (1983, Band 5), Plaum (1982), Schulte & Wittchen (1988), Wittling (1980a, Band 1).
Kommentierte Darstellungen einzelner klinisch-psychologischer Verfahren finden sich bei CIPS (1986),
Hank et al. (1990), ZPID (1992) sowie in den Katalogen der Testzentrale des Berufsverbandes deut-
scher Psychologen (Göttingen) und der Beltz Test Gesellschaft (Weinheim).
Entsprechend den unterschiedlichen Aufgaben, die an die Psychodiagnostik gestellt
werden, lassen sich unterschiedliche Zielsetzungen differenzieren. Pawlik (1976) hat
diese mit Hilfe von vier Dimensionen beschrieben, die jeweils durch einander gegen-
überstehende Pole gekennzeichnet sind:
- (a) Statusdiagnostik vs. Prozeßdiagnostik
- (b) Normorientierte vs. kriteriumsorientierte Diagnostik
- (c) Testen vs. Inventarisieren
- (d) Diagnostik als Messung vs. als Information für und über Behandlung.
Für die klinische Psychodiagnostik sind vor allem die ersten drei Dimensionen zu er-
läutern:
(a) Status- vs. Prozeßdiagnostik. Je nach Problemstellung kann ein Psychologe oder
eine Psychologin beispielsweise eher an der Erfassung des augenblicklichen Zustands
von Personen (ihrem aktuellen Status) oder an intraindividuellen Veränderungen inter-
essiert sein. Die Statusdiagnostik wird meistens in Beziehung gesetzt mit Eigen-
schaftstheorien, die auf überdauernde Merkmale einer Person abzielen. Das Interesse
des Untersuchers richtet sich auf die mferindividuelle Varianz und die Stellung des
Untersuchten innerhalb einer Gruppe, die zur Normierung herangezogen wird. Da-
durch ist die Statusdiagnostik meist verbunden mit der Feststellung von normkonfor-
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Bei der psychodiagnostisehen Erhebung (Englisch: assessment) wird versucht, in
kontrollierter und systematischer Weise Informationen über psychische Befindlichkei-
ten und Zustände zu erhalten. Selbstverständlich wird dieses Geschehen von vielen
Faktoren beeinflußt, unter anderem vom Anlaß der diagnostischen Untersuchung, von
der Art der Fragestellung, von der Art und Weise der Interaktion mit dem Klienten,
von Erwartungen an das Ergebnis, den institutionellen Rahmenbedingungen usw.
Als Ergebnis der Untersuchung sollen die gewonnenen Daten in der Regel in ein
Begriffssystem eingeordnet werden, um an Hand dieser Einordnung qualitative Ent-
scheidungen treffen zu können. In Institutionen der Gesundheitsversorgung erfolgt
dies meistens in Form einer nosologischen Diagnose, d.h. die diagnostischen Befunde
werden in das nosologische System der (psychischen) Krankheiten eingeordnet; im
genannten Beispiel etwa als "psychogene Reaktion" oder "neurotische Depression"
(vgl. Kap. 4. in Band I).
Überblicke über die allgemeine Psychodiagnostik geben u.a. Goldstein & Hersen (1984), Groffmann &
Michel (1982), Jäger (1986, 1988), Pawlik (1976), Wottawa & Hossiep (1987); zur Klinischen
Psychodiagnostik finden sich weitere Hinweise u.a. bei Dilling et al. (1991) Jüttemann (1984), Minsel
& Scheller (1983, Band 5), Plaum (1982), Schulte & Wittchen (1988), Wittling (1980a, Band 1).
Kommentierte Darstellungen einzelner klinisch-psychologischer Verfahren finden sich bei CIPS (1986),
Hank et al. (1990), ZPID (1992) sowie in den Katalogen der Testzentrale des Berufsverbandes deut-
scher Psychologen (Göttingen) und der Beltz Test Gesellschaft (Weinheim).
Entsprechend den unterschiedlichen Aufgaben, die an die Psychodiagnostik gestellt
werden, lassen sich unterschiedliche Zielsetzungen differenzieren. Pawlik (1976) hat
diese mit Hilfe von vier Dimensionen beschrieben, die jeweils durch einander gegen-
überstehende Pole gekennzeichnet sind:
- (a) Statusdiagnostik vs. Prozeßdiagnostik
- (b) Normorientierte vs. kriteriumsorientierte Diagnostik
- (c) Testen vs. Inventarisieren
- (d) Diagnostik als Messung vs. als Information für und über Behandlung.
Für die klinische Psychodiagnostik sind vor allem die ersten drei Dimensionen zu er-
läutern:
(a) Status- vs. Prozeßdiagnostik. Je nach Problemstellung kann ein Psychologe oder
eine Psychologin beispielsweise eher an der Erfassung des augenblicklichen Zustands
von Personen (ihrem aktuellen Status) oder an intraindividuellen Veränderungen inter-
essiert sein. Die Statusdiagnostik wird meistens in Beziehung gesetzt mit Eigen-
schaftstheorien, die auf überdauernde Merkmale einer Person abzielen. Das Interesse
des Untersuchers richtet sich auf die mferindividuelle Varianz und die Stellung des
Untersuchten innerhalb einer Gruppe, die zur Normierung herangezogen wird. Da-
durch ist die Statusdiagnostik meist verbunden mit der Feststellung von normkonfor-
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