6. Klinische Psychodiagnostik
Behandlung sich nicht allein auf die Demonstration der Wirksamkeit im Einzelfall
stützen kann. Aus diesem letzten Grund konnte durch die Methode der klinischen
Fallberichte und deren Verbesserungen (vgl. Kap. 7.2.4.: Intensive Interventionsana-
lysen) bei dieser Fragestellung keine Abhilfe geschaffen werden. Erst in jüngerer Zeit
werden kriterienorientierte Verfahren eingeführt, mit denen eine individualisierte Er-
folgsmessung vorgenommen und gleichzeitig ein Gruppenvergleich durchgeführt wer-
den kann.
Zu unterscheiden sind die prospektive und die retrospektive Erfassung von Behand-
lungszielen:
Zur prospektiven Erfolgsdiagnostik sind vor allem die Erhebung von target com-
plaints (übersetzbar etwa als "Zielsymptome" - Battie et al., 1966), die dynamic as-
sessment method (Malan, 1963; Malan et al., 1968) und die goal attainment scaling
zu erwähnen. Das Vorgehen bei der "Ziel-Erreichungs-Skalierung" (Kiresuk &
Sherman, 1968; Kiresuk & Lund, 1979) besteht darin, daß vor oder zu Beginn einer
Behandlung eine Liste von konkreten Zielbereichen erstellt wird, wie z.B. "soziale
Kontakte aufnehmen", "Medikamentenverbrauch einstellen", "das Studium abschlie-
ßen". Für jeden Zielbereich werden Anker-Beispiele gesammelt, die realistische, prä-
zise und möglichst objektive Kriterien abgeben sollen. Der "wahrscheinlichste" Be-
handlungsausgang wird mit null, bessere Ergebnisse später positiv, Verschlechterun-
gen negativ skaliert. Durch die Skalierung und die Bildung eines Gesamtwertes sollen
die Ziele verschiedener Klienten untereinander verglichen werden können (zur Kritik
des Verfahrens vgl. Cytrynbaum et al., 1979; Mintz & Kiesler, 1982; Smith, 1981).
Der retrospektiven Erfolgsdiagnostik dienen Verfahren, in denen die Bewertung des
Behandlungsergebnisses im Nachhinein vorgenommen wird. Eine häufig verwendete
Methode ist der aus der klientenzentrierten Tradition heraus entwickelte Verände-
rungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV - Zielke & Kopf-Mehnert, 1978),
der in Kap. 6.4.3. besprochen wurde.
(3) Die behandlungsorientierte Verlaufsdiagnostik ist auf die kontinuierliche und se-
quentielle Erfassung von Informationen während der Behandlung ausgerichtet (vgl.
Revenstorf, 1985). Nach der Unterscheidung Kieslers (1977) zwischen intra- und ex-
tratherapeutischen Kriterien können sich diese Erhebungen auf den therapeutischen
Kontakt oder auf den Lebenskontext des Klienten beziehen.
Für die eher seltene Erfassung üw/tertherapeutischer Veränderungserfahrungen des
Klienten während des Behandlungsverlaufes hat Grawe (1982a) den Veränderungspro-
zeßbogen vorgestellt: Dem Klienten werden einige Skalen zur Einschätzung seiner
Veränderungen in den jeweils letzten drei oder vier Tagen vorgelegt. Mit Hilfe eines
Beurteilungsbogens sollen die Veränderungen der drei wichtigsten Probleme, zusätz-
lich aber auch Veränderungen der Stimmung, der Zukunftserwartungen, des Medika-
mentenverbrauchs und verschiedener Lebensbereiche beurteilt werden. Durch den ein-
fachen Aufbau und die Durchschaubarkeit der Skalen erhalten diese Selbsteinschät-
zungen des Klienten bereits in erheblichem Maße therapeutische Funktionen (s.o.).
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Behandlung sich nicht allein auf die Demonstration der Wirksamkeit im Einzelfall
stützen kann. Aus diesem letzten Grund konnte durch die Methode der klinischen
Fallberichte und deren Verbesserungen (vgl. Kap. 7.2.4.: Intensive Interventionsana-
lysen) bei dieser Fragestellung keine Abhilfe geschaffen werden. Erst in jüngerer Zeit
werden kriterienorientierte Verfahren eingeführt, mit denen eine individualisierte Er-
folgsmessung vorgenommen und gleichzeitig ein Gruppenvergleich durchgeführt wer-
den kann.
Zu unterscheiden sind die prospektive und die retrospektive Erfassung von Behand-
lungszielen:
Zur prospektiven Erfolgsdiagnostik sind vor allem die Erhebung von target com-
plaints (übersetzbar etwa als "Zielsymptome" - Battie et al., 1966), die dynamic as-
sessment method (Malan, 1963; Malan et al., 1968) und die goal attainment scaling
zu erwähnen. Das Vorgehen bei der "Ziel-Erreichungs-Skalierung" (Kiresuk &
Sherman, 1968; Kiresuk & Lund, 1979) besteht darin, daß vor oder zu Beginn einer
Behandlung eine Liste von konkreten Zielbereichen erstellt wird, wie z.B. "soziale
Kontakte aufnehmen", "Medikamentenverbrauch einstellen", "das Studium abschlie-
ßen". Für jeden Zielbereich werden Anker-Beispiele gesammelt, die realistische, prä-
zise und möglichst objektive Kriterien abgeben sollen. Der "wahrscheinlichste" Be-
handlungsausgang wird mit null, bessere Ergebnisse später positiv, Verschlechterun-
gen negativ skaliert. Durch die Skalierung und die Bildung eines Gesamtwertes sollen
die Ziele verschiedener Klienten untereinander verglichen werden können (zur Kritik
des Verfahrens vgl. Cytrynbaum et al., 1979; Mintz & Kiesler, 1982; Smith, 1981).
Der retrospektiven Erfolgsdiagnostik dienen Verfahren, in denen die Bewertung des
Behandlungsergebnisses im Nachhinein vorgenommen wird. Eine häufig verwendete
Methode ist der aus der klientenzentrierten Tradition heraus entwickelte Verände-
rungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV - Zielke & Kopf-Mehnert, 1978),
der in Kap. 6.4.3. besprochen wurde.
(3) Die behandlungsorientierte Verlaufsdiagnostik ist auf die kontinuierliche und se-
quentielle Erfassung von Informationen während der Behandlung ausgerichtet (vgl.
Revenstorf, 1985). Nach der Unterscheidung Kieslers (1977) zwischen intra- und ex-
tratherapeutischen Kriterien können sich diese Erhebungen auf den therapeutischen
Kontakt oder auf den Lebenskontext des Klienten beziehen.
Für die eher seltene Erfassung üw/tertherapeutischer Veränderungserfahrungen des
Klienten während des Behandlungsverlaufes hat Grawe (1982a) den Veränderungspro-
zeßbogen vorgestellt: Dem Klienten werden einige Skalen zur Einschätzung seiner
Veränderungen in den jeweils letzten drei oder vier Tagen vorgelegt. Mit Hilfe eines
Beurteilungsbogens sollen die Veränderungen der drei wichtigsten Probleme, zusätz-
lich aber auch Veränderungen der Stimmung, der Zukunftserwartungen, des Medika-
mentenverbrauchs und verschiedener Lebensbereiche beurteilt werden. Durch den ein-
fachen Aufbau und die Durchschaubarkeit der Skalen erhalten diese Selbsteinschät-
zungen des Klienten bereits in erheblichem Maße therapeutische Funktionen (s.o.).
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