6. Klinische Psychodiagrwstik
- Der Aufwand für die statistische Vorhersage ist wesentlich größer als für die klini-
sche: Wenn sich die Experten auf die bereits ermittelten statistischen Zusammen-
hänge stützen könnten, würden ihre Vorhersagen wesentlich verbessert (allerdings
sind die empirischen Belege dazu widersprüchlich); zudem wurden die statistischen
Modelle immer aus Expertenwissen abgeleitet und hatten dadurch von vornherein
eine Relevanzgarantie (Wittmann, 1985, S. 295).
- In den Vergleichsstudien wurden zu heterogene Untersuchungsergebnisse zusam-
mengefaßt, die auf den unterschiedlichsten Fragestellungen, Daten, Beurteilungen,
Kriterien usw. basierten (vgl. Leichner, 1983); für spezifische diagnostische An-
wendungsbereiche sind daraus kaum konkrete Schlüsse zu ziehen.
Für die Klinische Urteilsbildung sind zusammenfassend aus der konzeptuellen De-
batte und den empirischen Daten zwei Schlußfolgerungen zu ziehen:
0 Es ist zu präzisieren, unter welchen Bedingungen klinische bzw. statistische dia-
gnostische Entscheidungen zu bevorzugen sind. Die klinische Urteilsbildung scheint
ihre Stärken im Entdeckungskontext zu haben, wenn Rahmenbedingungen und situa-
tive Faktoren der diagnostischen Untersuchung flexibel und kreativ zu berücksichtigen
sind. Dazu gehören beispielsweise besondere Ereignisse während der diagnostischen
Erhebung. Im "Entdeckungskontext" ist auch die angemessene Abstimmung zwischen
diagnostischer Fragestellung, Auswahl geeigneter diagnostischer Verfahren und dia-
gnostischen Schlußfolgerungen anzusiedeln, d.h. wann welche Verfahren eingesetzt
werden und vor allem auch, wie die Mitarbeit des Probanden erreicht und aufrechter-
halten werden kann. Im Rechtfertigungskontext dagegen, d.h. wenn bereits normative
Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Prädiktoren und Kriterien vorliegen,
sind Prozeduren der statistischen Informationsverarbeitung eindeutig überlegen.
# Genaue Analysen klinischer (und anderer praktischer) EntScheidungsprozesse zei-
gen, welche Fehlerquellen die Validität der Urteilsbildung gefährden und auf welche
Art und Weise die klinischen Entscheidungen verbessert werden können. Durch retro-
spektive Analysen und die Simulation von Urteilsabläufen (vgl. Dawes, 1986;
Kleinmuntz, 1984) läßt sich das Schlußfolgern der diagnostischen Experten nachvoll-
ziehen. Darüber hinaus lassen sich auch Gemeinsamkeiten zwischen klinischer und
statistischer Vorgehensweise entdecken (vgl. Michel & Iseler, 1968). Es liegen also
schon genügend Ergebnisse über die Entscheidungsheuristiken von Sachverständigen
und über fehlerhafte Informationsverarbeitungen vor, die für die klinische Diagnostik
genutzt werden können.
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- Der Aufwand für die statistische Vorhersage ist wesentlich größer als für die klini-
sche: Wenn sich die Experten auf die bereits ermittelten statistischen Zusammen-
hänge stützen könnten, würden ihre Vorhersagen wesentlich verbessert (allerdings
sind die empirischen Belege dazu widersprüchlich); zudem wurden die statistischen
Modelle immer aus Expertenwissen abgeleitet und hatten dadurch von vornherein
eine Relevanzgarantie (Wittmann, 1985, S. 295).
- In den Vergleichsstudien wurden zu heterogene Untersuchungsergebnisse zusam-
mengefaßt, die auf den unterschiedlichsten Fragestellungen, Daten, Beurteilungen,
Kriterien usw. basierten (vgl. Leichner, 1983); für spezifische diagnostische An-
wendungsbereiche sind daraus kaum konkrete Schlüsse zu ziehen.
Für die Klinische Urteilsbildung sind zusammenfassend aus der konzeptuellen De-
batte und den empirischen Daten zwei Schlußfolgerungen zu ziehen:
0 Es ist zu präzisieren, unter welchen Bedingungen klinische bzw. statistische dia-
gnostische Entscheidungen zu bevorzugen sind. Die klinische Urteilsbildung scheint
ihre Stärken im Entdeckungskontext zu haben, wenn Rahmenbedingungen und situa-
tive Faktoren der diagnostischen Untersuchung flexibel und kreativ zu berücksichtigen
sind. Dazu gehören beispielsweise besondere Ereignisse während der diagnostischen
Erhebung. Im "Entdeckungskontext" ist auch die angemessene Abstimmung zwischen
diagnostischer Fragestellung, Auswahl geeigneter diagnostischer Verfahren und dia-
gnostischen Schlußfolgerungen anzusiedeln, d.h. wann welche Verfahren eingesetzt
werden und vor allem auch, wie die Mitarbeit des Probanden erreicht und aufrechter-
halten werden kann. Im Rechtfertigungskontext dagegen, d.h. wenn bereits normative
Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Prädiktoren und Kriterien vorliegen,
sind Prozeduren der statistischen Informationsverarbeitung eindeutig überlegen.
# Genaue Analysen klinischer (und anderer praktischer) EntScheidungsprozesse zei-
gen, welche Fehlerquellen die Validität der Urteilsbildung gefährden und auf welche
Art und Weise die klinischen Entscheidungen verbessert werden können. Durch retro-
spektive Analysen und die Simulation von Urteilsabläufen (vgl. Dawes, 1986;
Kleinmuntz, 1984) läßt sich das Schlußfolgern der diagnostischen Experten nachvoll-
ziehen. Darüber hinaus lassen sich auch Gemeinsamkeiten zwischen klinischer und
statistischer Vorgehensweise entdecken (vgl. Michel & Iseler, 1968). Es liegen also
schon genügend Ergebnisse über die Entscheidungsheuristiken von Sachverständigen
und über fehlerhafte Informationsverarbeitungen vor, die für die klinische Diagnostik
genutzt werden können.
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