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Bastine, Reiner [Hrsg.]
Klinische Psychologie (Band 2): Klinische Psychodiagnostik, Prävention, Gesundheitspsychologie, Psychotherapie, psychosoziale Intervention — Stuttgart, Berlin, Köln, 1992

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16130#0133

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8.4. Ausgesuchte Felder und Beispiele der Prävention

mit verbindet sich das allgemeine Ziel, die Kostenseite geplanter Projekte oder unter-
lassener Maßnahmen öffentlich zu machen (Catalano & Dooley, 1980; Hastings,
1986).

Kann ein entsprechend bekämpftes Projekt nicht mehr verhindert werden, so soll-
ten seine Auswirkungen auf die angesprochenen Bereiche kontinuierlich evaluiert
werden. Damit werden Daten für spätere Initiativen gewonnen. Vor allem werden da-
durch flankierende Maßnahmen möglich, um die psychosozialen Folgen entsprechen-
der Projekte zu dämpfen. Die Bedeutung der Evaluation von politischen Initiativen
und von Basisbewegungen ist vor allem darin zu sehen, daß einerseits realistische
Rückmeldungen und damit auch Korrekturen der Initiativen erfolgen können. Ande-
rerseits gilt es deutlich zu machen, daß Erfolge nicht zufälliger Art sind. Steiner und
Mark (1985) war es z.B. im Rahmen einer Zeitreihenanalyse möglich, eine Bürger-
bewegung darüber zu informieren, daß ihre Bemühungen gegenüber einer Bank er-
folgreich waren.

Während diese Formen von politikbezogener Intervention Parteilichkeit verlan-
gen, zeichnen sich in der Regel Techniken der Mediation durch größtmögliche Un-
abhängigkeit aus (Kressel & Pruitt, 1985). Carnevale und Pegnetter (1985) beschrei-
ben die wichtigsten Vorgehensweisen der Mediation, die sie in reflexive, kontextuelle
(non-direktive) Strategien und in substantielle Interventionen typisieren. Reflexive
Stategien wollen erreichen, daß der Sinn des Mediationsprozesses nachvollzogen wer-
den kann. Kernbestandteil der reflexiven Strategien ist die Analyse des jeweiligen
Konfliktes und der Problemlage. Die kontextuelle (non-direktive) Strategie versucht,
den bestehenden Ärger zur reduzieren. Dazu gehört, daß der Mediationsprozeß trans-
parent gemacht wird und vor allem, daß Verhandlungspartner gesucht werden, die
eine umgängliche Mediation gewährleisten. Die substantielle Intervention besteht im
wesentlichen darin, daß der Mediator Lösungen vorführt und auf Kompromißmög-
lichkeiten hinweist. Erfahrungen mit Methoden der Mediation wurden vor allem im
Bereich der Schlichtung von Arbeitskämpfen und bei Fragen der Landnutzung gewon-
nen. Die Ergebnisse zeigen auch für andere Anwendungsfelder, daß die Nutzer von
Mediationsprogrammen in der Regel zufrieden sind, vergleichsweise viele Kompro-
misse eingehen und dabei eines hohes Maß an Compliance zeigen. Als besonders er-
folgreich haben sich dabei Kommunikationshilfen und Maßnahmen zur Herstellung
von Transparenz herausgestellt.

Allen politikbezogenen Formen der Intervention ist nicht nur gemeinsam, daß sie
sehr selten empirisch überprüft wurden, sondern daß sie in Hinsicht auf groß ange-
legte Ziele kaum erfolgreich waren. Weder sind Ergebnisse zu berichten, wonach
durch solche Maßnahmen z.B. Armut beseitigt wurde, noch liegen Daten vor, daß da-
durch die Inzidenzrate psychischer Störungen gesenkt oder psychische Gesundheit um-
fassend gestärkt werden konnte.

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