9.2. Historische Aspekte der Gesundheitspsychologie und der Gesundheitsförderung
allerdings noch eher alchimistisches Lebenselixier als naturwissenschaftlich erforschte
Wirksubstanz war) aufrechterhalten zu können.
Von entscheidender Bedeutung war in dieser Zeit Christian Wilhelm Hufeland
(1762 - 1836), der im Vorwort seines Buches "Die Kunst, menschliches Leben zu
verlängern" (später erschienen unter dem Titel "Makrobiotik") als Zweck der Medizin
die Gesundheit bezeichnete, als Ziel der Makrobiotik demgegenüber ein langes Leben
(vgl. Kressin, 1987). Die Medizin wird jedoch zu diesem Zeitpunkt eher durch
"Eklektismus, Polypragmasie, Traditionalismen und halbherziges Anschließen an neu-
artige Methoden und Theorien" (Henkelmann & Karpf, 1982, S. 56) charakterisiert.
In der Aufklärung entstand eine Flut von öffentlichen Gesundheitsbelehrungen, die
sich zunehmend auch an niedere Schichten wandte, deren Gesundheit und Erhaltung
der Arbeitskraft als wichtig für den Wohlstand der Gesellschaft erkannt wurde. Die
Verbreitung vieler Schriften, anfangs behindert durch den noch vorherrschenden An-
alphabetismus, wurde durch Einführung der Schulpflicht Ende des 18. Jh. systema-
tisch gefördert. Zur Lehre der Gesundheitskunde wurden sogenannte "Gesundheits-
katechismen" entworfen. Große Verbreitung fand z.B. der in einfachem Frage-Ant-
wort-Stil für Schulkinder formulierte Katechismus des Arztes Bernhard Christoph
Faust (1755 - 1842), der in etlichen Nachdrucken bis zum Jahre 1954 erschien (s.
Abb. 9.2.).
Im ausgehenden 18. Jh. wurden von der Gesundheitserziehung so viele Menschen
aus unterschiedlichen Schichten auf ganz unterschiedliche Arten (durch Vorträge, Pla-
kate, Flugblätter, Zeitungen, Zeitschriften, Kalender, Unterricht, Bücher etc.) ange-
sprochen wie nie zuvor - und zwar von Ärzten, anderen Heilberufen, Lehrern, Geist-
lichen und zunehmend auch von Politikern. Die Frage nach der effektivsten Methode
der Gesundheitsaufklärung führte zur Entwicklung von zwei Grundrichtungen der Ge-
sundheitserziehung, die als Ansätze noch heute kontrovers diskutiert werden: die
Kontrolle durch den Staat auf der einen Seite, die ihren Ausdruck zum Beispiel in der
Organisation der sogenannten "Medizinischen Polizey" (vgl. Henkelmann & Karpf,
1982) fand, und die eigentlichen gesundheitserzieherischen Aktivitäten, die die Auf-
klärung über Gesundheitsfragen sowie die Förderung von Selbstkontrolle und Selbst-
verantwortlichkeit als Aufgabe hatte.
9.2.3. Gesundheitspsychologische Entwicklungen im 20. Jahrhundert
Parallel zur Entstehung der Klinischen Psychologie (vgl. Band I, Kap. 1.1.) kann das
ausgehende 19. Jh. auch für die Gesundheitserziehung als Pionierzeit angesehen wer-
den. Vor allem in den USA, wo diese Bewegung von Anfang an stark verknüpft war
mit der Gesundheitsaufklärung in der Schule, wurden zahlreiche professionelle Orga-
nisationen gegründet, nationale und internationale Konferenzen abgehalten, eine Flut
von Aufklärungsmaterialien (zunächst insbesondere für Kinder) entwickelt und Aus-
bildungsgänge an verschiedenen Universitäten eingerichtet (vgl. Means, 1962). Auch
133
allerdings noch eher alchimistisches Lebenselixier als naturwissenschaftlich erforschte
Wirksubstanz war) aufrechterhalten zu können.
Von entscheidender Bedeutung war in dieser Zeit Christian Wilhelm Hufeland
(1762 - 1836), der im Vorwort seines Buches "Die Kunst, menschliches Leben zu
verlängern" (später erschienen unter dem Titel "Makrobiotik") als Zweck der Medizin
die Gesundheit bezeichnete, als Ziel der Makrobiotik demgegenüber ein langes Leben
(vgl. Kressin, 1987). Die Medizin wird jedoch zu diesem Zeitpunkt eher durch
"Eklektismus, Polypragmasie, Traditionalismen und halbherziges Anschließen an neu-
artige Methoden und Theorien" (Henkelmann & Karpf, 1982, S. 56) charakterisiert.
In der Aufklärung entstand eine Flut von öffentlichen Gesundheitsbelehrungen, die
sich zunehmend auch an niedere Schichten wandte, deren Gesundheit und Erhaltung
der Arbeitskraft als wichtig für den Wohlstand der Gesellschaft erkannt wurde. Die
Verbreitung vieler Schriften, anfangs behindert durch den noch vorherrschenden An-
alphabetismus, wurde durch Einführung der Schulpflicht Ende des 18. Jh. systema-
tisch gefördert. Zur Lehre der Gesundheitskunde wurden sogenannte "Gesundheits-
katechismen" entworfen. Große Verbreitung fand z.B. der in einfachem Frage-Ant-
wort-Stil für Schulkinder formulierte Katechismus des Arztes Bernhard Christoph
Faust (1755 - 1842), der in etlichen Nachdrucken bis zum Jahre 1954 erschien (s.
Abb. 9.2.).
Im ausgehenden 18. Jh. wurden von der Gesundheitserziehung so viele Menschen
aus unterschiedlichen Schichten auf ganz unterschiedliche Arten (durch Vorträge, Pla-
kate, Flugblätter, Zeitungen, Zeitschriften, Kalender, Unterricht, Bücher etc.) ange-
sprochen wie nie zuvor - und zwar von Ärzten, anderen Heilberufen, Lehrern, Geist-
lichen und zunehmend auch von Politikern. Die Frage nach der effektivsten Methode
der Gesundheitsaufklärung führte zur Entwicklung von zwei Grundrichtungen der Ge-
sundheitserziehung, die als Ansätze noch heute kontrovers diskutiert werden: die
Kontrolle durch den Staat auf der einen Seite, die ihren Ausdruck zum Beispiel in der
Organisation der sogenannten "Medizinischen Polizey" (vgl. Henkelmann & Karpf,
1982) fand, und die eigentlichen gesundheitserzieherischen Aktivitäten, die die Auf-
klärung über Gesundheitsfragen sowie die Förderung von Selbstkontrolle und Selbst-
verantwortlichkeit als Aufgabe hatte.
9.2.3. Gesundheitspsychologische Entwicklungen im 20. Jahrhundert
Parallel zur Entstehung der Klinischen Psychologie (vgl. Band I, Kap. 1.1.) kann das
ausgehende 19. Jh. auch für die Gesundheitserziehung als Pionierzeit angesehen wer-
den. Vor allem in den USA, wo diese Bewegung von Anfang an stark verknüpft war
mit der Gesundheitsaufklärung in der Schule, wurden zahlreiche professionelle Orga-
nisationen gegründet, nationale und internationale Konferenzen abgehalten, eine Flut
von Aufklärungsmaterialien (zunächst insbesondere für Kinder) entwickelt und Aus-
bildungsgänge an verschiedenen Universitäten eingerichtet (vgl. Means, 1962). Auch
133