11.7. Diskussion
Man sagt, Psychotherapie sei eine menschliche Beziehung, in der der weniger Ge-
störte - gewöhnlich Psychotherapeut genannt - versucht, dem oder den anderen zu hel-
fen, zwischenmenschliche Probleme zu überwinden. Wie in den vorangehenden Ab-
schnitten verdeutlicht wurde, gibt es viele Zugänge, um derartige Veränderungen zu
fördern. Wenn man mehr als einen für berechtigt und nützlich hält, weil sie unter-
schiedliche Manifestationen des Problems zu betrachten erlauben, dann erheben sich
Fragen der Validität, der Indikation und vor allem der Integration der verschiedenen
Ansätze (zur differentiellen Indikation vgl. Kap. 10.4.).
Es hat immer Pragmatiker in der Psychotherapie gegeben, die das für legitim hal-
ten, was hilfreich in der Behandlung ist - als ein Gebot dem Klienten gegenüber, alles
Verfügbare zu nutzen, sofern es ethisch vertretbar ist. Für unbedingte Eklektizisten,
die die Wirksamkeit von Psychotherapie im Wesentlichen auf unspezifische Kompo-
nenten wie Kooperation, Suggestion oder Unterstützung zurückführen (Frank, 1973;
Garfield, 1980), ist die therapeutische Technik das Vehikel, um im Klienten Prozesse
der Zuversicht und - dadurch ausgelöst - der Selbstregulation zu fördern. Vertreter ei-
nes technischen Eklektizismus knüpfen an die Auswahl der Verfahren bestimmte Be-
dingungen, wie Operationalisierbarkeit, konsensuelle Validität oder eine balancierte
Berücksichtigung bestehender Strömungen (Norcross, 1986). Der Versuch eines
sytematischen Eklektizismus wird von mehreren Autoren gemacht (Beutler, 1983;
Prochaska & DiClemente, 1984; Wachtel, 1981). Dabei wird eine Passung angestrebt
zwischen (a) Klient und Therapeut (gemeinsamer Hintergrund in Herkunft, Haltung
u.ä.), (b) Problemkomplexität und therapeutischer Technik (Orientierung an der Sym-
ptombeseitigung, an der Problembewältigung, an der Aufdeckung eines problemer-
zeugenden Konflikts usw.) und (c) den Bewältigungsstrategien des Klienten und der
Einkleidung des therapeutischen Angebots (Utilisationsprinzip: Erickson & Rossi,
1981). Solche Gesichtspunkte sind plausibel, bedürfen aber konkreter Elaboration in
vielen Details, um praktisch anwendbar zu sein. Schon die multimodale Therapie von
A. Lazarus (1976) ist der Versuch einer solchen Systematik, bei der als unterschiedli-
che Ebenen der Intervention zwischen Verhalten, Affekt, Wahrnehmung, Imagina-
tion, Kognition, sozialer Interaktion, körperlichen und psychopharmakologischen
Vorgängen unterschieden wurde. Der spezifische therapeutische Zugang läßt sich bei
Lazarus anhand der diagnostischen Information darüber bestimmen, auf welcher
Ebene Defizite vorliegen bzw. das Problem Ausdruck findet.
Ein integrativer Eklektizismus muß sich den Fragen der theoretischen Begrün-
dung (Veränderungstheorie, Indikationstheorie), der empirischen Absicherung
(Prozeß- und Effekt-Evaluation) und der Praktikabilität (Durchführbarkeit, Akzep-
tanz, Lehrbarkeit usw.) stellen. In diesen Bereichen sind allerdings noch viele Fragen
bisher unbeantwortet, beispielsweise die nach einer Beschreibung effizienter Metho-
den aus den verschiedenen Therapieschulen in einer einheitlichen Theoriesprache
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Man sagt, Psychotherapie sei eine menschliche Beziehung, in der der weniger Ge-
störte - gewöhnlich Psychotherapeut genannt - versucht, dem oder den anderen zu hel-
fen, zwischenmenschliche Probleme zu überwinden. Wie in den vorangehenden Ab-
schnitten verdeutlicht wurde, gibt es viele Zugänge, um derartige Veränderungen zu
fördern. Wenn man mehr als einen für berechtigt und nützlich hält, weil sie unter-
schiedliche Manifestationen des Problems zu betrachten erlauben, dann erheben sich
Fragen der Validität, der Indikation und vor allem der Integration der verschiedenen
Ansätze (zur differentiellen Indikation vgl. Kap. 10.4.).
Es hat immer Pragmatiker in der Psychotherapie gegeben, die das für legitim hal-
ten, was hilfreich in der Behandlung ist - als ein Gebot dem Klienten gegenüber, alles
Verfügbare zu nutzen, sofern es ethisch vertretbar ist. Für unbedingte Eklektizisten,
die die Wirksamkeit von Psychotherapie im Wesentlichen auf unspezifische Kompo-
nenten wie Kooperation, Suggestion oder Unterstützung zurückführen (Frank, 1973;
Garfield, 1980), ist die therapeutische Technik das Vehikel, um im Klienten Prozesse
der Zuversicht und - dadurch ausgelöst - der Selbstregulation zu fördern. Vertreter ei-
nes technischen Eklektizismus knüpfen an die Auswahl der Verfahren bestimmte Be-
dingungen, wie Operationalisierbarkeit, konsensuelle Validität oder eine balancierte
Berücksichtigung bestehender Strömungen (Norcross, 1986). Der Versuch eines
sytematischen Eklektizismus wird von mehreren Autoren gemacht (Beutler, 1983;
Prochaska & DiClemente, 1984; Wachtel, 1981). Dabei wird eine Passung angestrebt
zwischen (a) Klient und Therapeut (gemeinsamer Hintergrund in Herkunft, Haltung
u.ä.), (b) Problemkomplexität und therapeutischer Technik (Orientierung an der Sym-
ptombeseitigung, an der Problembewältigung, an der Aufdeckung eines problemer-
zeugenden Konflikts usw.) und (c) den Bewältigungsstrategien des Klienten und der
Einkleidung des therapeutischen Angebots (Utilisationsprinzip: Erickson & Rossi,
1981). Solche Gesichtspunkte sind plausibel, bedürfen aber konkreter Elaboration in
vielen Details, um praktisch anwendbar zu sein. Schon die multimodale Therapie von
A. Lazarus (1976) ist der Versuch einer solchen Systematik, bei der als unterschiedli-
che Ebenen der Intervention zwischen Verhalten, Affekt, Wahrnehmung, Imagina-
tion, Kognition, sozialer Interaktion, körperlichen und psychopharmakologischen
Vorgängen unterschieden wurde. Der spezifische therapeutische Zugang läßt sich bei
Lazarus anhand der diagnostischen Information darüber bestimmen, auf welcher
Ebene Defizite vorliegen bzw. das Problem Ausdruck findet.
Ein integrativer Eklektizismus muß sich den Fragen der theoretischen Begrün-
dung (Veränderungstheorie, Indikationstheorie), der empirischen Absicherung
(Prozeß- und Effekt-Evaluation) und der Praktikabilität (Durchführbarkeit, Akzep-
tanz, Lehrbarkeit usw.) stellen. In diesen Bereichen sind allerdings noch viele Fragen
bisher unbeantwortet, beispielsweise die nach einer Beschreibung effizienter Metho-
den aus den verschiedenen Therapieschulen in einer einheitlichen Theoriesprache
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