12.1. Sozialpolitischer Kontext und Entwicklungen psychosozialer Intervention
dieser Jahre - eine kritische Auseinandersetzung mit den Defiziten und Mißständen in der psychosozia-
len Versorgung (Psychiatrie-Kritik, Heimkampagne, Diskussion sozial-gesellschaftlicher Ursachen psy-
chischer Störungen). In der Folge dieser Debatte kamen die Sozialpolitiker zunehmend in Zugzwang:
Refonninitiativen wurden entwickelt (Psychiatrie-Enquete), neue Modelle der Sozialarbeit
(Gemeinwesenarbeit) und der Beratung (Stadtteilbezug, Teamarbeit) finanziell gefordert und erprobt.
Auch die Klinischen Psychologen entdeckten in dieser Zeit Handlungsbedarf - nicht zuletzt wegen der
offenkundig vorhandenen Versorgungsdefizite - und definierten neue Tätigkeitsmerkmale
(Krisenintervention, Netzwerkintervention, Streetwork; vgl. Kap. 8. "Prävention").
Für die dritte Phase seit Beginn der achtziger Jahre - wiederum gekoppelt an eine politische Wende - ist
eine sozialpolitische Stagnation kennzeichnend, deren Ende mit den aus der Wiedervereinigung resul-
tierenden Problemen gegenwärtig noch nicht abzusehen ist. Die Ernüchterung über das Steckenbleiben
der sozialpsychiatrisch und Gemeinwesen-orientierten Reforminitiativen der siebziger Jahre gilt
andererseits aber auch als ein Motor für die Entstehung zahlreicher Selbsthilfe- und Alternativbewegun-
gen. Diese Selbsthilfe- und Alternativinitiativen sind zumeist psychosozialen Problemlagen verpflichtet,
die von den etablierten Beratungs- und Versorgungseinrichtungen nicht oder nur mehr am Rande
aufgegriffen werden: Nachbetreuung psychiatrischer Klienten und ihrer Angehörigen, Hilfen für Frauen
in Notlagen, Stützsysteme für die zunehmende Zahl von Arbeits- und Obdachlosen etc. Sie haben
insbesondere in den Städten eine beträchtliche sozialpolitische Bedeutung erlangt. Und sie gelten inzwi-
schen auch als ein "zweiter Arbeitsmarkt" für Klinische Psychologen.
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dieser Jahre - eine kritische Auseinandersetzung mit den Defiziten und Mißständen in der psychosozia-
len Versorgung (Psychiatrie-Kritik, Heimkampagne, Diskussion sozial-gesellschaftlicher Ursachen psy-
chischer Störungen). In der Folge dieser Debatte kamen die Sozialpolitiker zunehmend in Zugzwang:
Refonninitiativen wurden entwickelt (Psychiatrie-Enquete), neue Modelle der Sozialarbeit
(Gemeinwesenarbeit) und der Beratung (Stadtteilbezug, Teamarbeit) finanziell gefordert und erprobt.
Auch die Klinischen Psychologen entdeckten in dieser Zeit Handlungsbedarf - nicht zuletzt wegen der
offenkundig vorhandenen Versorgungsdefizite - und definierten neue Tätigkeitsmerkmale
(Krisenintervention, Netzwerkintervention, Streetwork; vgl. Kap. 8. "Prävention").
Für die dritte Phase seit Beginn der achtziger Jahre - wiederum gekoppelt an eine politische Wende - ist
eine sozialpolitische Stagnation kennzeichnend, deren Ende mit den aus der Wiedervereinigung resul-
tierenden Problemen gegenwärtig noch nicht abzusehen ist. Die Ernüchterung über das Steckenbleiben
der sozialpsychiatrisch und Gemeinwesen-orientierten Reforminitiativen der siebziger Jahre gilt
andererseits aber auch als ein Motor für die Entstehung zahlreicher Selbsthilfe- und Alternativbewegun-
gen. Diese Selbsthilfe- und Alternativinitiativen sind zumeist psychosozialen Problemlagen verpflichtet,
die von den etablierten Beratungs- und Versorgungseinrichtungen nicht oder nur mehr am Rande
aufgegriffen werden: Nachbetreuung psychiatrischer Klienten und ihrer Angehörigen, Hilfen für Frauen
in Notlagen, Stützsysteme für die zunehmende Zahl von Arbeits- und Obdachlosen etc. Sie haben
insbesondere in den Städten eine beträchtliche sozialpolitische Bedeutung erlangt. Und sie gelten inzwi-
schen auch als ein "zweiter Arbeitsmarkt" für Klinische Psychologen.
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