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DER BAUMEISTER . 1911 NOVEMBER.
Hotel Baltic, Berlin.
Bernoulli ein seltenes Mass von Zurück-
haltung. Die Gestaltung des ganzen
Gebäudes ist auf den bestimmten Zweck,
dem es dient, konzentriert: möglichst
schematisch einen Aufenthalt für kurze
Zeit und geringe Mittel dem Reisen-
den zu gewähren. Die rhythmischen
Reihen der Balkone und die die ganze
Front durchlaufenden schmiedeeiser-
nen Brüstungsgitter mit den besonders
kunstvoll gestalteten Rücklagen als Ver-
bindungsgliedern fügen, rein zweck-
dienlich, einen dekorativ wirkenden
Faktor in die fast zu straffe Gesamt-
gliederung ein.
Wie Bernoulli, da, wo ihm die Natur
durch interessante Formation zu Hilfe
kommt, sich auf minimalste Mittel des
architektonischen Aufwandes beschränkt,
zeigt äusser dem Haus Steinbock
zu Frankfurt a. 0. (siehe Seite 17) das
Haus Lepsius in Dahlem (siehe
Seite 18/20). Die Lage des Wohn-
hauses auf sanfter, aber weithin sicht-
barer Erhöhung der Strasse Kolonie
Grünewald—Botanischer Garten, dürfte
zweifellos die Anregung gegeben haben
zu dieser behäbigen, breit gelagerten
Form des Gebäudes (während das Haus
Steinbock mit seiner etwas harten
Silhouette gewiss durch Anlage einer
Terrasse oder dgl. an der der Haupt-
strasse zugekehrten Eingangsseite als
Ueberleitung zu dem tieferliegenden Ge-
lände gewiss gewonnen haben würde).
Wie charakteristisch fügt sich übrigens
das Personalwohnhaus der Villa Mendel
in Wannsee (s. Seite 21) in die Land-
schaft ein ! Wie ward hier eine harmonische
Gesamtwirkung mit der umgebenden
Natur erstrebt und erreicht durch die
geschlossene Dachfläche mit den kom-
pakten, das Gesicht des Bau’s mit-
bestimmenden Schornsteinen und Dach-
fenstergruppen.
Kurt Palimann.
Hotel Baltic, Berlin.
Arch. Hani Bernoulli, und L. Kinkel, Berlin.
Verlag: Georg D. W. Callwey in München. Verantwortlich: Hermann Jansen in Berlin W 35. Druck: Kastner & Callwey in München.
DER BAUMEISTER . 1911 NOVEMBER.
Hotel Baltic, Berlin.
Bernoulli ein seltenes Mass von Zurück-
haltung. Die Gestaltung des ganzen
Gebäudes ist auf den bestimmten Zweck,
dem es dient, konzentriert: möglichst
schematisch einen Aufenthalt für kurze
Zeit und geringe Mittel dem Reisen-
den zu gewähren. Die rhythmischen
Reihen der Balkone und die die ganze
Front durchlaufenden schmiedeeiser-
nen Brüstungsgitter mit den besonders
kunstvoll gestalteten Rücklagen als Ver-
bindungsgliedern fügen, rein zweck-
dienlich, einen dekorativ wirkenden
Faktor in die fast zu straffe Gesamt-
gliederung ein.
Wie Bernoulli, da, wo ihm die Natur
durch interessante Formation zu Hilfe
kommt, sich auf minimalste Mittel des
architektonischen Aufwandes beschränkt,
zeigt äusser dem Haus Steinbock
zu Frankfurt a. 0. (siehe Seite 17) das
Haus Lepsius in Dahlem (siehe
Seite 18/20). Die Lage des Wohn-
hauses auf sanfter, aber weithin sicht-
barer Erhöhung der Strasse Kolonie
Grünewald—Botanischer Garten, dürfte
zweifellos die Anregung gegeben haben
zu dieser behäbigen, breit gelagerten
Form des Gebäudes (während das Haus
Steinbock mit seiner etwas harten
Silhouette gewiss durch Anlage einer
Terrasse oder dgl. an der der Haupt-
strasse zugekehrten Eingangsseite als
Ueberleitung zu dem tieferliegenden Ge-
lände gewiss gewonnen haben würde).
Wie charakteristisch fügt sich übrigens
das Personalwohnhaus der Villa Mendel
in Wannsee (s. Seite 21) in die Land-
schaft ein ! Wie ward hier eine harmonische
Gesamtwirkung mit der umgebenden
Natur erstrebt und erreicht durch die
geschlossene Dachfläche mit den kom-
pakten, das Gesicht des Bau’s mit-
bestimmenden Schornsteinen und Dach-
fenstergruppen.
Kurt Palimann.
Hotel Baltic, Berlin.
Arch. Hani Bernoulli, und L. Kinkel, Berlin.
Verlag: Georg D. W. Callwey in München. Verantwortlich: Hermann Jansen in Berlin W 35. Druck: Kastner & Callwey in München.