Baumeister: das Architektur-Magazin (10.1912)

B HO

DER BAUMEISTER . 1912, MÄRZ . BEILAGE.


zu können, wie lange derartige Würfel halten
oder, welche Reparaturkosten dieselben verursachen.
Ein derartiges Pflaster, welches im Jahre 1900
verlegt wurde, befindet sich noch in gutem Zu-
stande und erforderte nur geringfügige Reparaturen.
EinhöchsteGeräuschlosigkeit sicherndesStrassen-
pflaster ist für die heutige Zeit zu einer ganz be-
sonderen Bedeutung gelangt. Bei dem trubulösen
Leben in den modernen Grossstädten sind die
Nerven der Bewohner in besonderem Masse zu
schützen und gerade heftige Geräusche sind als
die am unangenehmsten empfundene Störung für
dieNerven zu bezeichnen. Beständige Beschwerden
laufen bei den Stadtverwaltungen ein, welche nicht
nur eine Beeinträchligung der Nerven der arbeiten-
den Volksschichten, sondern auch wirklichen Zeit-
verlust in Schulen und Geschäftsräumen und
Störungen des Gottesdienstes durch unerträgliche
Geräusche infolge minderwertiger Strassenmateria-
lien zum Gegenstände haben. Am schwerwiegend-
sten sind die Beschwerden öffentlicher Kranken-
häuser, welche sich auf direkten Gesundheits-
schädigungen der Patienten aufbauen.
Unter den verschiedenen oben erwähnten Strassen-
gründungsmaterialien verursachen Holzwürfel das
geringste Geräusch. Die übrigen Materialien reihen
sich, wie folgt, an: Stampfasphalt, Flussasphalt,
Pechsteinmaterial, Ziegel und Granit. Unter allen
diesen Materialien ist nun zweifellos Holz am
schlüpfrigsten, dann folgt Stampfasphalt, Fluss-
asphalt, Ziegelstein, Pechstein und schliesslich
Granit. Auch die Stärke etwa vorhandener Stei-

Arch. Fr. Xaver Huf, München.
und der bunte Flecken des bayerischen Wappens mitten im
Risalit. Das Haus ist von einer freundlichen Einfriedung um-
zogen, an der auch die ortsübliche Heiligennische nicht fehlt.
Der Bau fällt zwischen all den geschmackvollen und ge-
schmacklosen Villen Reichenhalls ordentlich auf. Er über-
trifft die meisten an Einfachheit, wird aber in Wirkung und
künstlerischer Qualität kaum übertroffen.

Strassengründungsmaterialien.
Man kann wohl sagen, dass kein Strassengründungsmaterial
für alle Städte oder für die verschiedenen Teile einer und
derselben Stadt gleich geeignet ist. Infolgedessen wird häufig
ein derartiges Material als ungeeignet verworfen werden, ob-
gleich dasselbe unter Verhältnissen, welche für dieses Material
im höchsten Masse günstig sein würden, alle anderen Ma-
terialien an Brauchbarkeit und Dauerhaftigkeit bei weitem
übertreffen würde. Es sollte daher, ehe die Auswahl eines
Materiales für eine bestimmte Strasse erfolgt, eine eingehende
Untersuchung bezüglich aller besonderen Belastungsarten,
welchen die betreffende Strassenoberfläche ausgesetzt werden
dürfte, stattfinden.
Als normale Strassengründungsmaterialien kann man Stein,
Ziegel, Holz, Asphalt — Fluss- und Stampfasphalt — und
Pechsteinmaterial bezeichnen. Eine in jeder Hinsicht voll-
kommenes Gründungsmaterial muss billig, dauerhaft, geräusch-
dämpfend, nicht schlüpfrig und der öffentlichen Gesundheits-
pflege förderlich sein. Während nun den eben erwähnten
Materialarten verschiedene dieser Eigenschaften anhaften,
finden sich doch nicht alle Eigenschaften auf ein bestimmtes
Material vereinigt und es ist als scheinbar unmöglich bezeichnet
worden, aus diesen Materialen ein gemischtes Material zu-
sammenzustellen, um so alle Elemente vereint zu haben.
Mit Kreosot behandelte Holzwürfel sind keine genügend
lange Zeit hindurch verwendet worden, um auf Grund
gesammelter Erfahrungen ein Urteil darüber abgeben

Obstkiosk, gungen ist bei Auswahl des Strassengründungs-
materiales zu berücksichtigen. Bei Steigungen bis

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