Baumeister: das Architektur-Magazin (10.1912)

DER BAUMEISTER . 1912, MÄRZ . BEILAGE.

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eine solche Massnahme infolge der ungleichmässigen Ab-
nutzung des Materiales praktisch durchführbar sein wird.

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Bücherbesprechungen.
Im Verlag von Ernst Wasmuth ist Ende vorigen Jahres
ein neues illustriertes Künstlerheft erschienen. Es betitelt
sich: Schinkel, mit Text von Fritz Stahl.
Der Verfasser schildert hier in höchst feinsinniger und liebe-
voller Weise den grossen Künstler. In der Einleitung, die mit
einem vortrefflichen Porträt Schinkels geschmückt ist, spricht
Stahl seine Ueberzeugung aus, dass Schinkel der „kommende
Mann“ unserer Baukunst ist, und dass es für den Architekten
keine dringendere Angelegenheit gibt, als ihn und seine
Werke recht zu kennen. Er vergleicht diesen Universal-
künstler mit Goethe, für dessen Verständnis die Deutschen
auch erst spät reif geworden sind. Sehr wahr stellt Stahl
die These auf: „Schinkel ist als Baukünstler durch und durch
Realist“. Immer war die vollkommenste Erfüllung des Zwecks
der Ausgangspunkt seines Schaffens. Sein Schönheitssinn
und seine Phantasie waren Eigenschaften, nicht Anschauungen.
So sagt Schinkel einmal: „Da Zweckmässigkeit das Grund-
prinzip alles Bauens ist, so bestimmt die möglichste Darstel-
lung des Ideals der Zweckmässigkeit, das ist des Charakters
oder die Physiognomie eines Bauwerkes, seinen Kunstwert“.
Von den Backsteinbauten Ferraras und Bolognas äussert
er sich: „Sie haben etwas für uns sehr Anwendbares, was
ebensosehr der Solidität unserer Gebäude als ihrer Schönheit
Vorteil bringen würde. Zunächst ist zu erwägen, was unsere
Zeit in ihren Unternehmungen der Architektur notwendig
verlangt.“ So sagt er über das Neue in der Kunst: „Nur
das Kunstwerk, welches edle Kräfte gekostet hat und dem
man das höchste Streben des Menschen ansieht, hat ein
wahres Interesse und erbaut. Wo man sieht, dass es dem
Meister zu leicht geworden, dass er nichts Neues erstrebt
hat, sondern sich auf seine Fertigkeit und angeübte Kunst
verliess, da fängt schon das Langweilige seiner Gattung an,
und solche Werke sind doch seiner nicht mehr ganz würdig,
weil er der Welt etwas Höheres hätte erringen können. —
Ueberall ist man nur da wahrhaft lebendig, wo man Neues
schafft. — Da, wo man sieht, ist man wahrhaft lebendig.
Daher erklärt sich das oft furchtsame, ängstliche und demü-
tige Naturell der grössten Genies der Erde“. Das sind Ge-
danken eines modernen, klassischen Architekten, der sich der
priesterlichen Auffassung seines Berufes und der Würde seiner
Kunst bewusst ist, nicht die eines Träumers und Klassizisten.
In den fünf Abteilungen, in die Stahl sein Werk gliedert,
bespricht er die Hauptwerke des grossen Meisters. Vier-
undzwanzig Jahre alt, war Schinkel aus Italien und Paris
1805 zurückgekehrt. Es gab für ihn als Architekten nichts

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