D—BAUMEISTER
HERAUSGEBER: cooooooo
HERMANN JANSEN,
WILLIAM MÜLLER,
ARCHITEKTEN, BERLIN
A1XE ZUSENDUNGEN AN DIE SCHRIFT-
LEITUNG: BERLIN W 35.. STEGLITZERSTR. 53
X. Jahrgang
MONATSHEFTE
FÜR ARCHITEKTUR
UND BAUPRAXIS.
April 1912
VERLAG UND EXPEDITION: «<>•<>«<>
GEORG D. W. CALLWEY
MÜNCHEN, FINKENSTR 2
BERLIN W. 57. KURFÜRSTEN-
STRASSE 8
Heft 7
INHALT: Hauptblatt: Von der Wasserkante. (38 Abb.) Von Prof. Emil Högg, Dresden. — Stadtbaukunst und Volksgesundheit. Von Richard
Nordhausen, Berlin.
Beilage: Regelung der Rauchentwickelung der Fabrikschornsteine. Von Ing. Wilh. Heym, Gr.-Lichterfelde. — Reichsgerichts-
entscheidungen. Von K. Misslack, Leipzig-Oetzsch. — Bücherschau. — Chronik. — Verschiedenes. s
Tafeln: 50: Stadtkloster in Kiel, Elektrizitätswerk in Gaarden (Grundrisse). Arch. J. Theede, Kiel. — 51: Wohnhaus Hansen in
Apenrade. 52: Gärtnerhaus in Apenrade. Arch. Anton Huber, Flensburg. — 53/54: Warmbadehaus in Westerland. — 55/56• Weinstube
in Westerland, Fensterdetail der Privatschule in Burg. Arch. Heinrich Bomhoff, Hamburg.
Suppl.-Tafeln: 13/14: Aufnahmen aus Einsiedeln Bamberg—Nürnberg. Aufgen. Arch. Karl Zucker, Nürnberg.
Von der Wasserkante.
(Zu den veröffentlichten Neubauten der Architekten J. Theede, Kiel, Heinr. Bomhoff, Hamburg, Anton Huber, Flensburg.)
Es gehört beinahe schon zum guten Ton in der Tages-
Fachschriftstellerei, bei der Nennung des Wortes „Heimat-
schutz“ das Gesicht entweder in ironische oder in besorgte
Falten zu legen, je nachdem man ihm eins ans Bein geben
will wegen seiner Bedeutungslosigkeit oder wegen seiner
allgemeinen Gefährlichkeit.
Denn eins ans Bein geben will man ihm auf jeden Fall.
So sehr hat man sich in den Kreisen der über Baukunst
schreibenden Architekten und Nichtarchitekten schon daran
um kein Vereins- noch Bundesdogma, sondern vielmehr um
die — (allerdings auf emsige Vereinsarbeit zurückzuführende)
— künstlerische Ueberzeugung weitester Kreise unserer Künst-
ler, insbesondere unserer Baukünstler und des hinter ihnen
stehenden Laienpublikums.
Auf deren Praxis angewandt bedeutet obiges Glaubens-
bekenntnis ein bewusstes energisches Zurückgreifen auf die
typischen Formen der heimischen überlieferten Architektur,
(das gute Wort „bodenständig“ ist schon zu oft missbraucht
gewöhnt, durch die Brille
der notleidenden aber
lungenkräftigen Dach-
pappe-etc.-Industrie zu
gucken, die den Heimat-
schutz nicht liebt.
Derweil geht zum
Glück die Heimatschutz-
bewegung unbekümmert
und geradenwegs vor-
wärts und ist längst aus
einer Vereins-und Bundes-
angelegenheit, die sie an-
fangs war, zu einer An-
gelegenheit des ganzen
Volkes, ich möchte sagen
zu einem baukünstle-
rischen Glaubensbekennt-
nis geworden, auf dessen
Grundlage sich alle die-
jenigen zusammenfinden,
die weder reaktionärer
Stilversteinerung noch
auch anarchistischer For-
menneubildung in der zeit-
genössischen Architektur
beistimmen können; die
vielmehr der stetigen
Entwicklung, dem nor-
malen Wachstum auch in
der Baukunst das Wort
reden. Will man den Geist
und Sinn der Heimat-
schutzbewegung in einen
kurzen Satz fassen, so
kann dieser etwa heissen:
„Wir schützen das über-
lieferte Gut anheimischer
Kunst nicht aus unfrucht-
barer Sentimentalität, son-
dern weil es für uns der
Nährboden ist, auf dem
sich in zeitgemässem selb-
ständigem Weiterschaffen
die neue deutsche Bau-
kunst entfalten soll.“
Wäre dies das theore-
tische Programm eines
Heimatschutzbundes oder
dergleichen, so könnte
man allerdings mit über-
legener Geste darüber hin-
weg zur Tagesordnung
schreiten. Glücklicher-
weise aber handelt es sich
Arch. J. Theede, Kiel.
Stadtkloster in Kiel.
HERAUSGEBER: cooooooo
HERMANN JANSEN,
WILLIAM MÜLLER,
ARCHITEKTEN, BERLIN
A1XE ZUSENDUNGEN AN DIE SCHRIFT-
LEITUNG: BERLIN W 35.. STEGLITZERSTR. 53
X. Jahrgang
MONATSHEFTE
FÜR ARCHITEKTUR
UND BAUPRAXIS.
April 1912
VERLAG UND EXPEDITION: «<>•<>«<>
GEORG D. W. CALLWEY
MÜNCHEN, FINKENSTR 2
BERLIN W. 57. KURFÜRSTEN-
STRASSE 8
Heft 7
INHALT: Hauptblatt: Von der Wasserkante. (38 Abb.) Von Prof. Emil Högg, Dresden. — Stadtbaukunst und Volksgesundheit. Von Richard
Nordhausen, Berlin.
Beilage: Regelung der Rauchentwickelung der Fabrikschornsteine. Von Ing. Wilh. Heym, Gr.-Lichterfelde. — Reichsgerichts-
entscheidungen. Von K. Misslack, Leipzig-Oetzsch. — Bücherschau. — Chronik. — Verschiedenes. s
Tafeln: 50: Stadtkloster in Kiel, Elektrizitätswerk in Gaarden (Grundrisse). Arch. J. Theede, Kiel. — 51: Wohnhaus Hansen in
Apenrade. 52: Gärtnerhaus in Apenrade. Arch. Anton Huber, Flensburg. — 53/54: Warmbadehaus in Westerland. — 55/56• Weinstube
in Westerland, Fensterdetail der Privatschule in Burg. Arch. Heinrich Bomhoff, Hamburg.
Suppl.-Tafeln: 13/14: Aufnahmen aus Einsiedeln Bamberg—Nürnberg. Aufgen. Arch. Karl Zucker, Nürnberg.
Von der Wasserkante.
(Zu den veröffentlichten Neubauten der Architekten J. Theede, Kiel, Heinr. Bomhoff, Hamburg, Anton Huber, Flensburg.)
Es gehört beinahe schon zum guten Ton in der Tages-
Fachschriftstellerei, bei der Nennung des Wortes „Heimat-
schutz“ das Gesicht entweder in ironische oder in besorgte
Falten zu legen, je nachdem man ihm eins ans Bein geben
will wegen seiner Bedeutungslosigkeit oder wegen seiner
allgemeinen Gefährlichkeit.
Denn eins ans Bein geben will man ihm auf jeden Fall.
So sehr hat man sich in den Kreisen der über Baukunst
schreibenden Architekten und Nichtarchitekten schon daran
um kein Vereins- noch Bundesdogma, sondern vielmehr um
die — (allerdings auf emsige Vereinsarbeit zurückzuführende)
— künstlerische Ueberzeugung weitester Kreise unserer Künst-
ler, insbesondere unserer Baukünstler und des hinter ihnen
stehenden Laienpublikums.
Auf deren Praxis angewandt bedeutet obiges Glaubens-
bekenntnis ein bewusstes energisches Zurückgreifen auf die
typischen Formen der heimischen überlieferten Architektur,
(das gute Wort „bodenständig“ ist schon zu oft missbraucht
gewöhnt, durch die Brille
der notleidenden aber
lungenkräftigen Dach-
pappe-etc.-Industrie zu
gucken, die den Heimat-
schutz nicht liebt.
Derweil geht zum
Glück die Heimatschutz-
bewegung unbekümmert
und geradenwegs vor-
wärts und ist längst aus
einer Vereins-und Bundes-
angelegenheit, die sie an-
fangs war, zu einer An-
gelegenheit des ganzen
Volkes, ich möchte sagen
zu einem baukünstle-
rischen Glaubensbekennt-
nis geworden, auf dessen
Grundlage sich alle die-
jenigen zusammenfinden,
die weder reaktionärer
Stilversteinerung noch
auch anarchistischer For-
menneubildung in der zeit-
genössischen Architektur
beistimmen können; die
vielmehr der stetigen
Entwicklung, dem nor-
malen Wachstum auch in
der Baukunst das Wort
reden. Will man den Geist
und Sinn der Heimat-
schutzbewegung in einen
kurzen Satz fassen, so
kann dieser etwa heissen:
„Wir schützen das über-
lieferte Gut anheimischer
Kunst nicht aus unfrucht-
barer Sentimentalität, son-
dern weil es für uns der
Nährboden ist, auf dem
sich in zeitgemässem selb-
ständigem Weiterschaffen
die neue deutsche Bau-
kunst entfalten soll.“
Wäre dies das theore-
tische Programm eines
Heimatschutzbundes oder
dergleichen, so könnte
man allerdings mit über-
legener Geste darüber hin-
weg zur Tagesordnung
schreiten. Glücklicher-
weise aber handelt es sich
Arch. J. Theede, Kiel.
Stadtkloster in Kiel.