Baumeister: das Architektur-Magazin (10.1912)

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DER BAUMEISTER □ 1912, JULI

gütiger Weise Rechnung getragen. Die Fassaden haben
eine vornehme Prägung erhalten. Wirksame Gliederung
der Mauerflächen, einfache profilierte Begrenzung der
Putzfelder und Architekturteile, sowie günstige Anordnung
ornamentalen Schmuckes sind als die wesentlichsten
Gestaltungsmittel erkennbar.
Ein besonderer Reiz wird der gesamten Wohnhaus-
bauanlage durch die den Baufronten nach der Strasse zu
vorgelagerten Terrassen und die durch erdgeschossige
Gartenhäuschen abgeschlossene Umfriedung der 10 m
breiten Vorgärten verliehen.

Gleichfalls von hervorragender Bedeutung sind die
Neubauten der Architekten Stengel & Hofer in München.
Ihr architektonisches Gepräge bringt die Vertretung
neuzeitlicher Gestaltungsbestrebungen zum Ausdruck. Sie
zeichnen sich durch schlichte Vornehmheit vorteilhaft aus
und lassen in ihrer Mannigfaltigkeit ein sehr bemerkens-
wertes Gestaltungsvermögen erkennen.

Grabmale.
Von Karl Scheffler.
(Fortsetzung aus Heft 8.)
Die Teilnahme des Besuchers erregt nicht eine grosse
Mannigfaltigkeit der Kunstformen auf diesem Friedhof,
der einen von altem Baumbestand feierlich übergrünten
und hoch über das von Leben und Arbeit dampfende
Paris hinausragenden Hügel bedeckt, sondern es über-
wältigt eine architektonische Monumentalität, die aus der
Einheitlichkeit und Gleichartigkeit hervorwächst. Man
geht auf diesem Friedhof bergauf und bergab, durch
unzählige Gässchen, Wege und schluchtartig schmale
Strassen, nicht wie durch einen Totengarten, sondern wie
durch eine Totenstadt. Grabhäuser, Grabtempel, Grüfte
und Mausoleen; nicht Naturromantik, sondern Architektur-
wirkung. Nicht von bedeutenden persönlichen Kunst-
leistungen geht auf dem Pfere Lachaise die Stimmung
aus, der der feierlich kühle Empirestil antikische Strenge


Wohnhausgruppe an der Nymphenburger—Hedwig—Alfonsstrasse in München.


Arch. Rich. Berndl, München.

Wohnhausgruppe an der Nymphenburger—Hedwig—Alfonsstrasse in München.