DER BAUMEISTER □ 1912 JANUAR » BEILAGE
B 69
W ohnungskunst.
Die Entwicklung führt uns eigentümliche Wege. Kaum
haben wir uns ein Programm zurechtgemacht vom Stil der
neuen Bewegung, in dem die Schlagworte Gebrauchsmässig-
keit, Zweck und Sachlichkeit eine grosse Rolle spielen, da
sondert sich flugs eine Gruppe von Künstlern ab, die genau
das Gegenteil von dem anstreben, was man vorher wollte.
Und nun das Unglück voll zu machen und eine um so tollere
Verwirrung in den Gemütern der Unentwegten anzurichten,
stellt sich an die Spitze dieser ganz konträren Bewegung
der Künstler, der einst die allein seligmachende, gerade Linie
und das Kastenmöbel propagierte und ebenso konsequent
durchsetzte.
„Rückkehr zum Stil“ lautet die Devise der Troost, Schroeder,
Paul, Wackerle. Und plötzlich lebt es wieder unter ihren
Fingern und drängt nach Zierat, Schmuck, reicherer Form.
Ist das nun nur äusserlich? Ist das Spekulation ? Kann man
sagen: dann hätte man bei den alten Stilen bleiben sollen,
man hätte keine Revolution zu machen brauchen und alles
hätte beim Alten bleiben können?
Das wäre aber lange nicht so interessant gewesen. Erstens
hätten wir nicht die Bewegung des letzten Jahrzehnts gehabt,
die den modernen Stil schuf, dessen gesunde, reorganisierende
Kraft bleiben wird. Zweitens ist eine Revision der Urteile
immer gut und trägt zur Klärung bei und so wird uns auch
diese Gegenreformation, die unseren Sinnen wieder einiges
Gefallen am Schmuckhaften schenkt, nützen; sie wird uns
von Einseitigkeiten befreien, uns die Grazie des Sich-Gehen-
Lassens in diesen persönlichen Geschmacksdingen wieder
geben und uns von den schon zum Klischee gewordenen
Phrasen der Programmredner befreien. Sie sind in Verlegen-
heit; sie wissen nicht wohin; wie soll man sich dazu stellen,
wie das formulieren? Es fehlt noch vorderhand an der Pa-
role. Drittens aber — und das ist das Erspriesslichste —
werden neue Kräfte frei, tummeln sich nach Herzenslust und
dieses neue Schaffen beflügelt unversehens den Willen. Man
gewöhnt sich, vorurteilslos zu sehen. Zuerst stutzt man, ein
paar derbe Worte kommen einem über die Lippen, man will
sich wehren, aber da schliesslich die letzte Wahrheit die ist,
dass die Künstler die Schaffenden sind, ergibt man sich drein
und freut sich, dass diese Künstler da sind und Neues ver-
suchen, das mit dem Alten sich berührt, und lächelt verschmitzt,
SIEMENS;
SCHUCKERTWERKE
BERLIN SW. 11 - G.m.b.H. - ASKANISCHER PLATZ 3
Feststehende und fahrbare
ENTSTAEUBUNGSPUIWPEN
mit elektrischem Betrieb
Hohe Saugkraft.
Gänzliches Niederschlagen des Staubes
in Wasser ohne Aufwirbelung.
Hygienisch vollkommenstes System.
KUN/TGEWERBLICHE
WERK/WENFURDEN
GEfAMT-INNENAUFBAU
FEINE BAUARBEITEN
FABRIKATEN ER/UND
AU//TELLUNGFRAUME
FOR/TENRIEDER/TRG3
TELEPHONRUF :9247
IE
LÜ(JI\MtRIMH1l1
GELOCHTEBLECHE
ruRHEizuncvunc
LüfTUntVEIHFR
B 69
W ohnungskunst.
Die Entwicklung führt uns eigentümliche Wege. Kaum
haben wir uns ein Programm zurechtgemacht vom Stil der
neuen Bewegung, in dem die Schlagworte Gebrauchsmässig-
keit, Zweck und Sachlichkeit eine grosse Rolle spielen, da
sondert sich flugs eine Gruppe von Künstlern ab, die genau
das Gegenteil von dem anstreben, was man vorher wollte.
Und nun das Unglück voll zu machen und eine um so tollere
Verwirrung in den Gemütern der Unentwegten anzurichten,
stellt sich an die Spitze dieser ganz konträren Bewegung
der Künstler, der einst die allein seligmachende, gerade Linie
und das Kastenmöbel propagierte und ebenso konsequent
durchsetzte.
„Rückkehr zum Stil“ lautet die Devise der Troost, Schroeder,
Paul, Wackerle. Und plötzlich lebt es wieder unter ihren
Fingern und drängt nach Zierat, Schmuck, reicherer Form.
Ist das nun nur äusserlich? Ist das Spekulation ? Kann man
sagen: dann hätte man bei den alten Stilen bleiben sollen,
man hätte keine Revolution zu machen brauchen und alles
hätte beim Alten bleiben können?
Das wäre aber lange nicht so interessant gewesen. Erstens
hätten wir nicht die Bewegung des letzten Jahrzehnts gehabt,
die den modernen Stil schuf, dessen gesunde, reorganisierende
Kraft bleiben wird. Zweitens ist eine Revision der Urteile
immer gut und trägt zur Klärung bei und so wird uns auch
diese Gegenreformation, die unseren Sinnen wieder einiges
Gefallen am Schmuckhaften schenkt, nützen; sie wird uns
von Einseitigkeiten befreien, uns die Grazie des Sich-Gehen-
Lassens in diesen persönlichen Geschmacksdingen wieder
geben und uns von den schon zum Klischee gewordenen
Phrasen der Programmredner befreien. Sie sind in Verlegen-
heit; sie wissen nicht wohin; wie soll man sich dazu stellen,
wie das formulieren? Es fehlt noch vorderhand an der Pa-
role. Drittens aber — und das ist das Erspriesslichste —
werden neue Kräfte frei, tummeln sich nach Herzenslust und
dieses neue Schaffen beflügelt unversehens den Willen. Man
gewöhnt sich, vorurteilslos zu sehen. Zuerst stutzt man, ein
paar derbe Worte kommen einem über die Lippen, man will
sich wehren, aber da schliesslich die letzte Wahrheit die ist,
dass die Künstler die Schaffenden sind, ergibt man sich drein
und freut sich, dass diese Künstler da sind und Neues ver-
suchen, das mit dem Alten sich berührt, und lächelt verschmitzt,
SIEMENS;
SCHUCKERTWERKE
BERLIN SW. 11 - G.m.b.H. - ASKANISCHER PLATZ 3
Feststehende und fahrbare
ENTSTAEUBUNGSPUIWPEN
mit elektrischem Betrieb
Hohe Saugkraft.
Gänzliches Niederschlagen des Staubes
in Wasser ohne Aufwirbelung.
Hygienisch vollkommenstes System.
KUN/TGEWERBLICHE
WERK/WENFURDEN
GEfAMT-INNENAUFBAU
FEINE BAUARBEITEN
FABRIKATEN ER/UND
AU//TELLUNGFRAUME
FOR/TENRIEDER/TRG3
TELEPHONRUF :9247
IE
LÜ(JI\MtRIMH1l1
GELOCHTEBLECHE
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