DER BAUMEISTER . 1912, MÄRZ.
63
Kurhaus in Garmisch.
der Ausarbeitung eines bezüglichen Projektes wurde Architekt
F.’X. Huf in München betraut und diesem überlassen, zu
einer befriedigenden Lösung der gestellten Bauaufgabe eine
entsprechende Formel zu finden. Bezüglich der Situierung
und äusseren Gestaltung des Baues waren ihm keine be-
schränkenden Bedingungen gestellt, auch war es ihm anheim-
gegeben, sich mit dem neuzeitlichen Schlagworte „Heimische
Bauweise“ tunlichst abzufinden. In welch erfreulicher Weise
ihm die Lösung der dankbaren Aufgabe gelungen ist, ver-
mag nach den beigefügten Abbildungen unschwer beurteilt
zu werden. Er hat darauf verzichtet, seinem Werke ein
städtisches Architekturgepräge zu geben, war vielmehr be-
müht, mit verhältnismässig schlichten Ausdrucksmitteln eine
dem Zweck des Baues und seiner landschaftlichen Umgebung
angemessene Wirkung zu erzielen.
Bemerkenswert ist
Verschleierung der in-
neren Raumverhältnisse
wohl nicht als tunlich
sich erwiesen hätte. In
der Gestaltung der ein-
zelnen Teile der Bau-
anlage scheint unver-
kennbar der Grundsatz
vertreten zu sein, dass
ein Bauwerk in erster
Linie aus dem geltend
gemachten Raumerfor-
dernis und den aus der
Zweckbestimmung sich
ergebenden besonderen
Bedürfnissen heraus
entwickelt werden soll.
Die Wahl der architek-
tonischen Ausdrucks-
mittel aber lässt auf das
grundsätzliche Bestre-
ben schliessen, Bauten
auf dem Lande mit ein-
fachen Mitteln länd-
licherBauweisetunlichst
als Landhausbauten
zu charakterisieren und
sie als solche in das
jeweilige Orts- oder
Landschaftsbild vorteil-
haft einzuordnen.
Nach jeder Richtung
kann in dem vorwürfi-
gem Falle die gefundene
Lösung als eine vor-
trefflich gelungene be-
zeichnet werden. Die gesamte Baugruppe mit ihrer ruhigen
Umrisslinie und ihrer vornehm-schlichten, architektonischen
Prägung ist mit dem Orts- und Landschaftsbilde vorzüglich
in Einklang gebracht. Auch die Situierung der Bauanlage
muss als eine sehr günstige erachtet werden. Dadurch, dass
hauptsächlich der südliche Teil des zur Verfügung gestandenen
Baugrundstückes für die Bebauung in Anspruch genommen
wurde, ist vor dem Bau ein grosser Gartenplatz freigeblieben,
der nach dem angrenzenden Marktplatz hin sich weitet und
mit diesem zusammen ein wirkungsvolles Platzbild bietet.
Der imposante Gebirgsstock — Waxenstein, Alpspitze und
das höchste deutsche Gebirgsmassiv die Zugspitze — geben
den Hintergrund zu einem ungewöhnlich prächtigen, malerisch
reizvollen Landschaftsbilde. Die Bauanlage ist im wesent-
lichen in einen zweigeschossigen Haupttrakt und zwei zu
seine Rücksichtnahme
auf die „Heimische Bau-
weise“. In der Aus-
legung dieses beliebten
Schlagwortes scheint er
merklich abzuweichen
von denen, die in der
gelungenen Nachahm-
ung von alten Bauern-
häusern auf dem Lande
die Pflege und Förde-
rung heimischer Bau-
weise erblicken. Er hat
auf eine Anknüpfung
an den Typus des ober-
bayerischen Bauern-
hauses verzichtet, jeden-
falls von der Erwägung
ausgehend, dass die
für die Eigenart dieses
Bauernhauses nicht un-
wesentlichen niederen
Stockwerkshöhen mit
der Zwecksbestimmung
eines neuzeitlichen Kur-
hausbaues nicht gut in
Einklang zu bringen
sind, andererseits aber
mit Rücksicht auf die
gebieterische Notwen-
digkeit grösserer Raum-
höhen die Erzielung
ähnlicher Massverhält-
nisse, wie bei erwähn-
tem Bauernhaus ohne
Arch. Fr. Xaver Huf, München.
Kurhaus in Garmisch,
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Kurhaus in Garmisch.
der Ausarbeitung eines bezüglichen Projektes wurde Architekt
F.’X. Huf in München betraut und diesem überlassen, zu
einer befriedigenden Lösung der gestellten Bauaufgabe eine
entsprechende Formel zu finden. Bezüglich der Situierung
und äusseren Gestaltung des Baues waren ihm keine be-
schränkenden Bedingungen gestellt, auch war es ihm anheim-
gegeben, sich mit dem neuzeitlichen Schlagworte „Heimische
Bauweise“ tunlichst abzufinden. In welch erfreulicher Weise
ihm die Lösung der dankbaren Aufgabe gelungen ist, ver-
mag nach den beigefügten Abbildungen unschwer beurteilt
zu werden. Er hat darauf verzichtet, seinem Werke ein
städtisches Architekturgepräge zu geben, war vielmehr be-
müht, mit verhältnismässig schlichten Ausdrucksmitteln eine
dem Zweck des Baues und seiner landschaftlichen Umgebung
angemessene Wirkung zu erzielen.
Bemerkenswert ist
Verschleierung der in-
neren Raumverhältnisse
wohl nicht als tunlich
sich erwiesen hätte. In
der Gestaltung der ein-
zelnen Teile der Bau-
anlage scheint unver-
kennbar der Grundsatz
vertreten zu sein, dass
ein Bauwerk in erster
Linie aus dem geltend
gemachten Raumerfor-
dernis und den aus der
Zweckbestimmung sich
ergebenden besonderen
Bedürfnissen heraus
entwickelt werden soll.
Die Wahl der architek-
tonischen Ausdrucks-
mittel aber lässt auf das
grundsätzliche Bestre-
ben schliessen, Bauten
auf dem Lande mit ein-
fachen Mitteln länd-
licherBauweisetunlichst
als Landhausbauten
zu charakterisieren und
sie als solche in das
jeweilige Orts- oder
Landschaftsbild vorteil-
haft einzuordnen.
Nach jeder Richtung
kann in dem vorwürfi-
gem Falle die gefundene
Lösung als eine vor-
trefflich gelungene be-
zeichnet werden. Die gesamte Baugruppe mit ihrer ruhigen
Umrisslinie und ihrer vornehm-schlichten, architektonischen
Prägung ist mit dem Orts- und Landschaftsbilde vorzüglich
in Einklang gebracht. Auch die Situierung der Bauanlage
muss als eine sehr günstige erachtet werden. Dadurch, dass
hauptsächlich der südliche Teil des zur Verfügung gestandenen
Baugrundstückes für die Bebauung in Anspruch genommen
wurde, ist vor dem Bau ein grosser Gartenplatz freigeblieben,
der nach dem angrenzenden Marktplatz hin sich weitet und
mit diesem zusammen ein wirkungsvolles Platzbild bietet.
Der imposante Gebirgsstock — Waxenstein, Alpspitze und
das höchste deutsche Gebirgsmassiv die Zugspitze — geben
den Hintergrund zu einem ungewöhnlich prächtigen, malerisch
reizvollen Landschaftsbilde. Die Bauanlage ist im wesent-
lichen in einen zweigeschossigen Haupttrakt und zwei zu
seine Rücksichtnahme
auf die „Heimische Bau-
weise“. In der Aus-
legung dieses beliebten
Schlagwortes scheint er
merklich abzuweichen
von denen, die in der
gelungenen Nachahm-
ung von alten Bauern-
häusern auf dem Lande
die Pflege und Förde-
rung heimischer Bau-
weise erblicken. Er hat
auf eine Anknüpfung
an den Typus des ober-
bayerischen Bauern-
hauses verzichtet, jeden-
falls von der Erwägung
ausgehend, dass die
für die Eigenart dieses
Bauernhauses nicht un-
wesentlichen niederen
Stockwerkshöhen mit
der Zwecksbestimmung
eines neuzeitlichen Kur-
hausbaues nicht gut in
Einklang zu bringen
sind, andererseits aber
mit Rücksicht auf die
gebieterische Notwen-
digkeit grösserer Raum-
höhen die Erzielung
ähnlicher Massverhält-
nisse, wie bei erwähn-
tem Bauernhaus ohne
Arch. Fr. Xaver Huf, München.
Kurhaus in Garmisch,