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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0033

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D e r

Bergsträßer Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.

8. Weinheim, den 30. Januar L8L3.

Deutschland.
Freiburg, 22. Jan. Das „Frankfurter
Journ." schreibt: Das Bergwerk im nahen Mün-
sterthal nimmt einen recht erfreulichen Aufschwung.
Es sind bei 200 Arbeiter darin beschäftigt. Die
Gruben „Teufelsgrund" und „Schindler" sind im
Augenblicke besonders ergiebig. Der von Berg-
inspektor Daub geführte Stollen, zu dessen Vol-
lendung man zehn Jahre brauchte, hat das gesuchte
Erzfeld wirklich erreicht. Die Ausbeute ist jetzt
groß. Seit die Gesellschaft das Werk betreibt,
wurden schon bei 3000 Zentner Blei gewonnen;
100 Pfund Blei enthalten 8 Loth Silber. Silber-
kuchen sind bereits auf die Londoner Börse gewan-
dert. Die Bleiglättc geht nach allen Ländern hin;
sie ist wohl die ausgezeichnetste von allen, die man
bis jetzt kennt. Augenblicklich stockt zwar der Han-
del mit dieser Bleiglättc, und die Preise stehen auf
den Selbstkosten, woraus man wohl nicht mit
Unrecht auf eine Lähmung in der Industrie schließen
kann. Damit man Verluste bei dem Verkaufe der
Bleiglätte vermeide, wird eben ein großes Walz-
werk gebaut, um das Blei mittelst desselben ver-
arbeiten zu können. Die Gesellschaft hat an dem
Kassier und dem Inspektor sehr tüchtige und ver-
diente Beamte. Letzterer, als Bergmann und als
Schriftsteller viel bekannt, leitet die technischen
Arbeiten.
Frankreich.
Paris, 24. Jan. Seit man weiß, daß die
Gräfin v. Montijo die Auserkorne des Kaisers
ist, ist sie begreiflicher Weise der Gegenstand der
höchsten Neugierde. Ihre Familie, ihre Gestalt,
ihre Eigenschaften, ihr Auftreten am Hofe des
Kaisers, alles dieses bietet der Konversation einen
unerschöpflichen Stoff, wobei Dutzende von Anek-

doten von Mund zu Mund gehen, obgleichaugen-
scheinlich Dichtung und Wahrheit darin sehr gemischt
sind. Man erzählt, der Kaiser habe die Familie
schon im Jahr 1848 kennen gelernt, wo er nach
Paris gekommen, im „Hotel du Nhin„ eingckehrt
war, dem gegenüber dieselbe wohnte. Schon da-
mals habe die goldlockige spanische Schönheit bei
L. Napoleon ein ungewöhnliches Interesse erregt,
welches jedoch unter den nachfolgenden Sorgen der
Negierung und während des Emporsteigens auf
der Leiter der Gewalt zurücktrat. Die öffentliche
Aufmerksamkeit lenkte sich erst aus Mutter und
Tochter, als dieselben bei den Hoffesten des auf
der Kaeserstufe angelangten Prinzen erschienen,
und hier mehrfach ausgezeichnet wurden. Die
Kaiserbrant wird als eine sehr geistreiche und für
eine Spanierin ganz ungewöhnlich gebildete Dame
geschildert, im Zeichnen und in der Musik erfahren,
eine tresflrche Reiterin, anmuthig und tugendreich.
Eine Anekdote erzählt, in Compiögne habe sie bei
irgend einer Gelegenheit bemerkt, eine spanische
Zigeunerin habe ihr schon in früher Jugend pro-
phezeit, daß sie einmal den Thron einer fremden
mächtigen Nation besteigen werde. Andere Anek-
doten legen ihr Eigenschaften bei, wie sie ganz
der Nomantik des heißen Blutes der Spanier
eigen sind; Eigenschaften, die allerdings wegen
des möglichen Einflusses der künftigen Kaiserin auf
ihren Gemahl jetzt schon in manchen Kreisen gewisse
Befürchtungen erwecken. Ucber ihr Acuheres gibt
ein Berichterstatter der „Allg. Ztg.„, der kürzlich
im Theater in ihrer Nähe verweilte, folgendes
Bild: „Frln. v. Montijo fst wirklich so schön,
als man sic macht. Die Gestalt ist untadelhaft
proportionirt, trotz der vollkommenen Rundung
und Ausbildung der Formen schlank und elegant.
Das etwas blasse, ovale Gesicht vcrräth schwär-
merische Leidenschaft; es ist in üppig goldblonde
 
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