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preis 30 kr. ohnePostanfschlag.
Einrückungsgebuhr für die
Spaltzeile 3 kr.
D e r
Bergsträßer Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
Weinheim, den 15. Juni L8LZk.
w". 4»
Deutschland.
Salem, 11. Juni. Dem Vernehmen nach
hat die Frau von Mimmenhausen, welche bei dem
hiesigen Bezirksamte wegen Vergiftung ihres Mannes
in Untersuchung steht, nunmehr gerichtlich gestanden,
daß sie ihrem Manne, in der Absicht, ihn zu
tödten, heimlich Vitriolöl beigebracht habe. Bei
der raschen Führung der Untersuchung ist zu erwar-
ten, daß dieser wichtige und interessante Fall schon
in der nächsten Schwurgerichtssitzung zur Ver-
handlung kommen wird.
Berlin, 10. Juni. Direkt aus St. Peters-
burg gestern und heute hier angelangte vornehme
Nüssen — die Zahl derselben, welche sich in diesem
Frühjahre in die deutschen Bäder begeben, über-
steigt bei weitem diejenige früherer Jahre — spre-
chen hier die Behauptung aus, daß man in
St. Petersburg gar nicht an den Ausbruch des
drohenden Kriegs glaube. Wer übrigens die Vor-
sicht kennt, mit der die Unterthanen Sr. Maj.
des Kaisers von Rußland sich über politische An-
gelegenheiten, selbst im Auslande, zu äußern pflegen,
wird wissen, wie viel oder wie wenig auf eine
solche oder eine gcgentheilige Aeußerung zu geben ist.
Dresden, 10. Juni. Zu der in der nächsten
Woche stattsindenden Vermählung des präsumtiven
Thronerben, Prinzen Albert, mit der Prinzessin
Karola von Wasa werden umfassende Vorberei-
tungen gemacht. Man erwartet viele fürstliche
Persönlichkeiten zurTheilnahmc an der Feier. Auch
das Land wird seine Teilnahme bekunden; u. A.
wird die Stadt Leipzig dem hohen Paar ihre
Freude durch ein kostbares Geschenk (dem Vernehmen
nach eine Blumenvase aus Porzellan) bethätigcn.
Frankreich.
Paris, 10. Juni. Der "Moniteur" bringt
heute folgende wichtige Nachricht über das gemein-
same Vorgehen Englands und Frankreichs in der
orientalischen Angelegenheit: „Der Gesandte Sr.
Kaiser!. Majestät war bei seiner Abkeise nach Kon-
stantinopel, die in den letzten Tagen des Monats
März stattfand, mit Instruktionen und den Voll-
machten versehen, welche die von dem Vize-Admiral
v. Lasusse. befehligtL. Flotte zu seiner Verfügung
stellten. Derselbe hatte bereits am 20. März den
Befehl erhalten, sich nach den griechischen Gewäs-
sern zu begeben. Die Vorfälle, die sich Kit dieser
Zeit in Konstantinopel ereignet, haben die Regie-
rung Ihrer Brittischen Majestät bestimmt, Lord
Stratford v. Nedcliffe, ihrem Gesandten bei der
hohen Pforte, ähnliche Instruktionen, wie die des
Hrn. v. Lacour, zu geben. Die Regierungen von
Frankreich und England haben außerdem beschlossen,
daß ihre vereinigten Flotten sich ohne weitern Ver-
zug den Dardanellen nähern sollen. Die Befehle
sind am 4. d. von Toulon und Marseille mit dem
„Chaptal" und „Caradoc" für die HH. Admirale
v. Lasusse und Dundas abgegangen. Diese Maß-
regel der Vorsicht schließt keineswegs die Hoffnung
auf eine friedliche Ordnung der gegenwärtigen
Schwierigkeiten aus." — Obgleich man diese
Nachricht schon seit einigen Tagen erwartet hatte,
so hat sie doch einen mächtigen Eindruck gemacht
und Kriegsbefürchtungen hervorgerufen, die der
Schlußsatz der amtlichen Mittheilung vergebens
zu verhindern suchte. Auch die Gerüchte über
weitere Kriegsvorbereitungen, z. B. über eine Aus-
hebung von 80- bis 100,000 Mann, die schon
seit einigen Tagen im Schwung sind, haben da-
durch neue Nahrung erhalten. Die nächsten Tage
müssen zeigen, ob der Glaube an die Erhaltung
des Friedens, der in den höhern politischen Kreisen
bisher immer noch unerschüttert geblieben ist, sich
bewährt oder nicht.
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Salem, 11. Juni. Dem Vernehmen nach
hat die Frau von Mimmenhausen, welche bei dem
hiesigen Bezirksamte wegen Vergiftung ihres Mannes
in Untersuchung steht, nunmehr gerichtlich gestanden,
daß sie ihrem Manne, in der Absicht, ihn zu
tödten, heimlich Vitriolöl beigebracht habe. Bei
der raschen Führung der Untersuchung ist zu erwar-
ten, daß dieser wichtige und interessante Fall schon
in der nächsten Schwurgerichtssitzung zur Ver-
handlung kommen wird.
Berlin, 10. Juni. Direkt aus St. Peters-
burg gestern und heute hier angelangte vornehme
Nüssen — die Zahl derselben, welche sich in diesem
Frühjahre in die deutschen Bäder begeben, über-
steigt bei weitem diejenige früherer Jahre — spre-
chen hier die Behauptung aus, daß man in
St. Petersburg gar nicht an den Ausbruch des
drohenden Kriegs glaube. Wer übrigens die Vor-
sicht kennt, mit der die Unterthanen Sr. Maj.
des Kaisers von Rußland sich über politische An-
gelegenheiten, selbst im Auslande, zu äußern pflegen,
wird wissen, wie viel oder wie wenig auf eine
solche oder eine gcgentheilige Aeußerung zu geben ist.
Dresden, 10. Juni. Zu der in der nächsten
Woche stattsindenden Vermählung des präsumtiven
Thronerben, Prinzen Albert, mit der Prinzessin
Karola von Wasa werden umfassende Vorberei-
tungen gemacht. Man erwartet viele fürstliche
Persönlichkeiten zurTheilnahmc an der Feier. Auch
das Land wird seine Teilnahme bekunden; u. A.
wird die Stadt Leipzig dem hohen Paar ihre
Freude durch ein kostbares Geschenk (dem Vernehmen
nach eine Blumenvase aus Porzellan) bethätigcn.
Frankreich.
Paris, 10. Juni. Der "Moniteur" bringt
heute folgende wichtige Nachricht über das gemein-
same Vorgehen Englands und Frankreichs in der
orientalischen Angelegenheit: „Der Gesandte Sr.
Kaiser!. Majestät war bei seiner Abkeise nach Kon-
stantinopel, die in den letzten Tagen des Monats
März stattfand, mit Instruktionen und den Voll-
machten versehen, welche die von dem Vize-Admiral
v. Lasusse. befehligtL. Flotte zu seiner Verfügung
stellten. Derselbe hatte bereits am 20. März den
Befehl erhalten, sich nach den griechischen Gewäs-
sern zu begeben. Die Vorfälle, die sich Kit dieser
Zeit in Konstantinopel ereignet, haben die Regie-
rung Ihrer Brittischen Majestät bestimmt, Lord
Stratford v. Nedcliffe, ihrem Gesandten bei der
hohen Pforte, ähnliche Instruktionen, wie die des
Hrn. v. Lacour, zu geben. Die Regierungen von
Frankreich und England haben außerdem beschlossen,
daß ihre vereinigten Flotten sich ohne weitern Ver-
zug den Dardanellen nähern sollen. Die Befehle
sind am 4. d. von Toulon und Marseille mit dem
„Chaptal" und „Caradoc" für die HH. Admirale
v. Lasusse und Dundas abgegangen. Diese Maß-
regel der Vorsicht schließt keineswegs die Hoffnung
auf eine friedliche Ordnung der gegenwärtigen
Schwierigkeiten aus." — Obgleich man diese
Nachricht schon seit einigen Tagen erwartet hatte,
so hat sie doch einen mächtigen Eindruck gemacht
und Kriegsbefürchtungen hervorgerufen, die der
Schlußsatz der amtlichen Mittheilung vergebens
zu verhindern suchte. Auch die Gerüchte über
weitere Kriegsvorbereitungen, z. B. über eine Aus-
hebung von 80- bis 100,000 Mann, die schon
seit einigen Tagen im Schwung sind, haben da-
durch neue Nahrung erhalten. Die nächsten Tage
müssen zeigen, ob der Glaube an die Erhaltung
des Friedens, der in den höhern politischen Kreisen
bisher immer noch unerschüttert geblieben ist, sich
bewährt oder nicht.