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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 2): Die Bildnisse berühmter Griechen vom IV. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1045#0012

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Lysias

[Taf. I]

Lysias, der berühmte attische Sachwalter und Redner am Ende
des 5. und Anfang des 4. Jahrhunderts, war von wohlhabenden Eltern
wahrscheinlich inSyrakus geboren (ungewiss wann, c.450?). Er ver-
brachte seine jüngeren Jahre in Thurii, kam aber nach der sicilischen
Expedition nach Athen, wo er eine Rednerschule gründete. Nach
dem Sturz der Dreissig, deren Gegner er gewesen, lebte er zurück-
gezogen bis ins Alter, mit Abfassung gerichtlicher Reden beschäftigt.
Er scheint bald nach 380 gestorben zu sein.

Statuarische Denkmäler des Lysias werden bei den Alten keine
erwähnt. Und da er, abgesehen von seiner Verfolgung durch die
Dreissig, wenig in der Öffentlichkeit hervortrat, so brauchte man
sich nicht zu wundern, wenn sich seine Verehrer mit der Aufstellung
von Hermen oder Büsten begnügten. Immerhin war er neben
Isaios der gesuchteste Rechtsanwalt seiner Zeit. — Die jugendlichen
Darstellungen, aufweiche der Sophist Aristides1 hinzudeuten scheint,
und die vor die Zeit seiner Berühmtheit fallen, werden, wie Vis-
conti wohl richtig annimmt, athletischer Art gewesen sein2.

Ein Bildnis des Lysias mit anscheinend antiker Namensaufschrift
ist uns in einer farnesischen Büste zu Neapel, welche schon Fulv.
Ursinus kannte, erhalten, Gerhard-Panofka No.353, Inv. 6130 [ab-
geb.Taf. I.]8: Ein ältlicher Kopf mit kahlem Scheitel, breiter Stirn und

1 Aristides Serm. sacr. IV. p. 335 ed. Jebb, III. p. 520 rec. Dindorf: "Eza(jivov yip
TpiTatw o'foi ßapuTaxto za\ öptü Auaiav tov frjTopa vsaviaxov oCz a-/apiv.

2 Vgl. die jugendliche Reiterstatue des Isokrates (unten p. 15).

8 Urs. Imag. 75. 1; Faber Imag. No. 85; Bellori Imag. 84; Qronov Thes. II. 69
(welch letztere beide sich besser an die Zeichnung des Oallaeus bei Faber statt an
die des Ursinus gehalten hätten); Visc. Icon. gr. I. 28; Christ Or. Lit. 13; Baumeister
II, p. 838; Arndt-Bruckraann 131, 132.

Bemoulli, Oriech. Ikonographie. II. Teil 1
 
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