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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 2): Die Bildnisse berühmter Griechen vom IV. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1045#0216

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PLUTARCH. BÜSTE DES APOLLODOR 205

Nase und Nasenlippe, erstere oberwärts gebogen, an der Spitze ver-
stümmelt. In den Augen sind die Pupillen angegeben. Ein nicht
eben formenschöner, aber interessanter und ausdrucksvoller Kopf.

Es ist zu hoffen, dass mit der Zeit noch Bestimmteres über seine
Bedeutung ermittelt werden kann.

Apollodoros

Ein Bildnis in München, Brunn No. 203, Furtw. 324 [Abb. 21
und 22] * trägt auf dem ungebrochenen Schildchen des Büstenfusses
den Namen AriOAAOAOPOZ (sie) ohne weitere Beifügung: Ein
noch junger Mann mit dichtem, vollem Haar, das in gekrümmten
Büscheln in die breite, niedrige Stirn fällt, und mit leicht ge-
kraustem vom Hals abstehendem Bart. Der Kopf etwas nach links
gewandt auf nackter Büste mit Armansätzen. Die rechte Schulter
und Brust ergänzt.

Da der Kopf aus Rom stammt — er wurde 1820 von Vescovali
daselbst erworben —, der Stil unverkennbar auf das 2. Jahrhundert
n. Chr., Haar und Bart am ehesten auf hadrianische Zeit weisen, so
hat. man das Bildnis auf den jenen Namen führenden Baumeister des
Trajan gedeutet, den Hadrian seines Freimutes wegen später hin-
richten Hess.2 Es ist in der That der einzige der vielen Apollo-
dore, die wir kennen8, der mit Sicherheit in diese Zeit fällt.
Doch muss es bei einem Architekten noch mehr als bei einem
Litteraten auffallen, dass er kurzweg mit diesem häufig vorkommen-
den Namen bezeichnet ist, ohne Angabe seiner Herkunft (Damaskus)
oder seines beruflichen Charakters. Und da der Name ausserdem
fehlerhaft geschrieben (Sopo? statt Swpo;), so dürfte die Ursprünglich-
keit der Aufschrift nicht über jeden Zweifel erhaben sein.

Bekanntlich hat Niebuhr auf einem der grossen Reliefs am
Constantinsbogen (Fortführung der Via Appia von Benevent bis
Brundusium) aus sachlichen Gründen die Person eben dieses Bau-
meisters erkennen wollen, nämlich in der bärtigen Togafigur mit
der Schriftrolle links. Soweit man nach der Abbildung bei Bartoli
Admiranda tav. 21 urteilen kann, wird die Deutung kostümlich nicht

1 Nach Arndt-Bruckmann Portr. 46 und 47.

2 Dio Cassius 69. 4; vgl. Brunn Gesch. d. gr. Künstl. II. p. 340.

3 Vgl. Pauly-Wissowa Realencycl. s. v. Apollodoros.
 
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