SPEUSIPPOS. XENOKRATES. PHOKION 57
Speusippos. Xenokrates
Von den Nachfolgern des Plato auf dem Lehrstuhl der Akademie waren die
zwei ersten, Speusippos (347—339) und Xenokrates (339—314), die bedeutend-
sten. Von beiden gab es im 16. Jahrh. noch kopflose Inschrifthermen, die bei den
älteren Ikonographen nach verschiedenen Schablonen abgebildet sind, anders bei
Ursinus p. 54 und 55 und anders bei Oallaeus-Faber No. 137 und 149, was nicht ge-
rade für die Genauigkeit der Wiedergabe spricht. Kaibel führt die Inschriften
unter den falsae vel suspertae auf (No. 260* und 233*).
Speusippos stand bei Plato's Tod schon in vorgerücktem Lebensalter und
war von schwächlicherGesundheit.1 An Xenokrates wird der würdevolle pedantische
Ernst hervorgehoben (<je|xvä; xa\ azuS-pto-os cm), dem die Anmut mangelte.2 Das Eine
wie das Andere müsste bei etwanigen Hypothesen einigermassen als Prüfstein be-
rücksichtigt werden. Aber auf diese Züge allein lassen sich keine Hypothesen
bauen. Wenn Studniczka3 bei dem capitolinischen sog. Aeschylos (abgeb. 1. Teil
p. 103) des anmutlosen Ausdrucks wegen an Xenokrates denkt und dies kostümlich
unterstützt findet durch den langen akademischen Bart, und phrenologisch durch
die wulstige linke Stirnecke als Hinweis auf mathematische Begabung, so sind das
lauter ganz ungenügende zum Teil trügerische Gründe, denen ich schon deswegen
kein Gewicht zuschreiben kann, weil mir der auf eine frühere Zeit weisende Stil
damit im Widerspruch zu stehen scheint.
An dem Münchener Kopf, der die Aufschrift Ssvoxpä-njs Xa).-/.7i3dvio; trägt,
Glypt. Furtw. 297 (abgeb. Bellori Imag. 39)4, ist das Hermenstück modern, der
Kopf selbst eine Replik des sog. Hippokrates (abgeb. I. Teil. p. 166, 167).5
Phokion
Phokion, Feldherr und Staatsmann der Athener zur Zeit Philipps
von Makedonien und Alexanders des Grossen; hochgebildet, tüchtig
und sittenstreng, aber ohne ideale Ziele, daher Gegner des De-
mosthenes. In den Wirren nach Alexanders Tode wurde er seiner anti-
demokratischen Gesinnung wegen der Verräterei angeklagt und zum
Giftbecher verurteilt 318, über 80 Jahre alt. Bald nach seinem Tode
errichteten ihm die reumütigen Athener eine eherne Bildsäule.6 —
1 Diog. IV. 3. 2 Diog. IV. 6.
3 Neue Jahrbl. f. d. klass. Altert. III. 1900. p. 176.
4 Gronov Thes. II. 91; Mus. Nap.. II. 79; die Aufschrift Kaibel 232*.
5 So schon Visconti Icon gr. I. p. 360. Anm. 2, wo nur dem Bottari statt dem Bellori
die Einführung der falschen Bezeichnung in die Ikonographie zugeschrieben wird.
Oder ist in erster Instanz Spon dafür verantwortlich, der die Herme im gleichen Jahre
wie Bellori publizierte (Miscell. erud. antiqua. IV. p. 136)?
6 Plut. Phok. 38.
Speusippos. Xenokrates
Von den Nachfolgern des Plato auf dem Lehrstuhl der Akademie waren die
zwei ersten, Speusippos (347—339) und Xenokrates (339—314), die bedeutend-
sten. Von beiden gab es im 16. Jahrh. noch kopflose Inschrifthermen, die bei den
älteren Ikonographen nach verschiedenen Schablonen abgebildet sind, anders bei
Ursinus p. 54 und 55 und anders bei Oallaeus-Faber No. 137 und 149, was nicht ge-
rade für die Genauigkeit der Wiedergabe spricht. Kaibel führt die Inschriften
unter den falsae vel suspertae auf (No. 260* und 233*).
Speusippos stand bei Plato's Tod schon in vorgerücktem Lebensalter und
war von schwächlicherGesundheit.1 An Xenokrates wird der würdevolle pedantische
Ernst hervorgehoben (<je|xvä; xa\ azuS-pto-os cm), dem die Anmut mangelte.2 Das Eine
wie das Andere müsste bei etwanigen Hypothesen einigermassen als Prüfstein be-
rücksichtigt werden. Aber auf diese Züge allein lassen sich keine Hypothesen
bauen. Wenn Studniczka3 bei dem capitolinischen sog. Aeschylos (abgeb. 1. Teil
p. 103) des anmutlosen Ausdrucks wegen an Xenokrates denkt und dies kostümlich
unterstützt findet durch den langen akademischen Bart, und phrenologisch durch
die wulstige linke Stirnecke als Hinweis auf mathematische Begabung, so sind das
lauter ganz ungenügende zum Teil trügerische Gründe, denen ich schon deswegen
kein Gewicht zuschreiben kann, weil mir der auf eine frühere Zeit weisende Stil
damit im Widerspruch zu stehen scheint.
An dem Münchener Kopf, der die Aufschrift Ssvoxpä-njs Xa).-/.7i3dvio; trägt,
Glypt. Furtw. 297 (abgeb. Bellori Imag. 39)4, ist das Hermenstück modern, der
Kopf selbst eine Replik des sog. Hippokrates (abgeb. I. Teil. p. 166, 167).5
Phokion
Phokion, Feldherr und Staatsmann der Athener zur Zeit Philipps
von Makedonien und Alexanders des Grossen; hochgebildet, tüchtig
und sittenstreng, aber ohne ideale Ziele, daher Gegner des De-
mosthenes. In den Wirren nach Alexanders Tode wurde er seiner anti-
demokratischen Gesinnung wegen der Verräterei angeklagt und zum
Giftbecher verurteilt 318, über 80 Jahre alt. Bald nach seinem Tode
errichteten ihm die reumütigen Athener eine eherne Bildsäule.6 —
1 Diog. IV. 3. 2 Diog. IV. 6.
3 Neue Jahrbl. f. d. klass. Altert. III. 1900. p. 176.
4 Gronov Thes. II. 91; Mus. Nap.. II. 79; die Aufschrift Kaibel 232*.
5 So schon Visconti Icon gr. I. p. 360. Anm. 2, wo nur dem Bottari statt dem Bellori
die Einführung der falschen Bezeichnung in die Ikonographie zugeschrieben wird.
Oder ist in erster Instanz Spon dafür verantwortlich, der die Herme im gleichen Jahre
wie Bellori publizierte (Miscell. erud. antiqua. IV. p. 136)?
6 Plut. Phok. 38.