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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 2): Die Bildnisse berühmter Griechen vom IV. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1045#0155

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144 THEOKRIT. ARTEMIDOROS VON PERQE

Theokrit

Theokrit, der Hauptvertreter der bukolischen Poesie bei den Griechen und
als solcher das Vorbild des Vergil, lebte und dichtete in der 1. Hälfte des 3. Jahr-
hunderts v. Chr. (c. 310-245), hauptsächlich an den Höfen des Ptolemaeos Phila-
delphos in Alexandria und des Hieron in Syrakus. Sein Leben und seine Person
sind in Dunkel gehüllt.

Da keinerlei Wegleitung für die Bestimmung seines Bildnisses vorhanden,
so sind alle diesbezüglichen Benennungen haltlos.

Noch am ehesten begründet der fichtenbekränzte Profilkopf auf einem
Marmordiskus des F. Urs in us (abgeb. bei Faber Imag. 142)1, cum plnus arbor
Parti velut bucoliti poematis praesidi Deo dicata esset. Aber derselbe ist ver-
schollen, und ob es ein Porträt, kann nach der Abbildung nicht mehr sicher
beurteilt werden. Auch ist die von Faber gegebene Deutung des Fichtenkranzes
durch keine Analogieen bei Dichtern zu belegen.

Unter den mit modernen Bruststücken und Namensaufschriften versehenen
Köpfen derCasa del labrador in Aranjuez befindet sich auch ein Theokrit, Hübn.
Bildw. v. Madrid No. 161 2, ein Griechenbildnis mit noch vollem schlichtem Haar,
ungefähr vom Contour des Ursinus'schen Profilkopfs, aber mit gebogener Nase
ergänzt. Die Namengebung wie bei all diesen Köpfen willkürlich.

Ohne Aufschrift und ebenso grundlos als Theokrit bezeichnet eine Herme
aus der Samml. Campana im Louvre, im Hemicycle des Karyatidensaals No. 227
(Phot. Giraudon 1229), allerdings eher ein Dichter als ein Philosoph, aber dem
Stil nach voralexandrinisch.

Wenn man ausserdem beim Pseudo-Senecatypus an Theokrit gedacht hat,
so hat dies insofern eine gewisse Berechtigung, als es sich dort um eine Berühmtheit
des hellenistischen Zeitalters handelt, undTheokritwenigstens unter den litterarischen
Grössen eine der ersten Stellen einnimmt. Aber es wäre wieder eine starke phy-
siognomische Zumutung, wenn man sich die liebenswürdige Persönlichkeit des
alexandrinischen Idyllendichters unter diesem trübseligen Typus vorstellen müsste.

Artemidoros von Perge

Bei den Ausgrabungen von Thera unter der Leitung Hillers
von Gärtringen wurde 1899 das in den Fels gehauene Medaillon-
p orträt des Artemidoros, Sohnes des Apollonios aus Perge, gefunden,
rings von einem aus zwei Versen bestehenden Epigramm umgeben,
das in hochtrabenden Worten die Unsterblichkeit seines Namens be-
zeugt.3 Artemidor lebte in der ersten Hälfte und um die Mitte des

1 Bellori 66; Gronov Thes. III. Tf. e.

2 Abguss in der Ec. des beaux-arts. zu Paris No. 35 und in der Villa Medici zu Rom.

3 Vgl. Jahrb. d. Inst. XIV. 1899. Anz. p. 187 ff.
 
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