160 CHRYSIPPOS. PSEUDO-SENECA
und 3. dass die daran geknüpfte Umdeutung der Münztypen, weil
mit der natürlichen Symbolik im Widerspruch, eine ganz erkleckliche
Schwierigkeit bildet. Es ist nur wahrscheinlich, nicht sicher, dass
unter dem digltis Computern (Statue des Eubulides) das Gleiche ver-
standen ist wie unter dem digitos propter numerorum indicia con-
stringere, das als Merkmal der Chrysipposdarstellungen angegeben
wird (Sidonius Apollinaris); nur wahrscheinlich, dass unter dem
Oestus der Rechten am borghesischen Torso das Gleiche wie unter
der porreeta manus der Kerameikosstatue. Und es ist nur von
massiger Wahrscheinlichkeit, dass der jetzige Kopf grade durch den
des fälschlich so genannten Arat zu ersetzen sei; denn das zu dem
Torso stimmende, beide Schultern bedeckende Gewand ist ein
ziemlich häufig vorkommendes, also nicht speziell für Chrysipp be-
weisendes Hermenmotiv. — Immerhin sind auch wir geneigt, in dem
sogen. Posidonios des Louvre eine Kopie der athenischen Chry-
sipposstatue zu erkennen. Aber über das Porträt des Philosophen,
d. h. über den zu dieser Statue gehörigen Kopf sind die Akten noch
nicht geschlossen. Es geht nicht an, zuerst zwei Hermentypen wesent-
lich auf Grund der Symbolik (Kopfhaltung und Handgeberde) mit
den Köpfen der Soloimünze zu identifizieren, und dann aus Gründen,
die in den so gefundenen Denkmälern liegen, jene Symbolik wieder
für ungiltig zu erklären; bei der Deutung der Statue Alles auf den
Gestus der Hand abzustellen und dann grade dasjenige Münzbild,
wo auffälligerweise eine Hand mit dargestellt ist, ins gegenteilige
Lager zu verweisen. Entweder sind die Identificationen falsch oder
wir müssen bei der Deutung der Münzköpfe von aller Symbolik ab-
strahieren.
Pseudo-Seneca1
[Taf. XXII. XXIII]
Eine leider immer noch unbekannte Persönlichkeit, die aber
zu den allerberühmtesten des hellenistischen Zeitalters gehört haben
muss, und die ebendeshalb in einer griechischen Ikonographie nicht
1 Litteratur. - Brizio in den Annal. d. Inst. 1873. p. 98ff; Comparetti La Villa
de' Pisoni e la sua biblioteca, in der Festschrift Pompei nell' anno LXXIX. Napoli
1879. p. 159ff.; Mommsen und Robert in der arch.Zeitg. 1880.p.33ff.; Comparetti
e de Petra La Villa Erc. 1883. p. 15 und 33ff.; Mau im Bullet. 1883. p. 89ff.;
und 3. dass die daran geknüpfte Umdeutung der Münztypen, weil
mit der natürlichen Symbolik im Widerspruch, eine ganz erkleckliche
Schwierigkeit bildet. Es ist nur wahrscheinlich, nicht sicher, dass
unter dem digltis Computern (Statue des Eubulides) das Gleiche ver-
standen ist wie unter dem digitos propter numerorum indicia con-
stringere, das als Merkmal der Chrysipposdarstellungen angegeben
wird (Sidonius Apollinaris); nur wahrscheinlich, dass unter dem
Oestus der Rechten am borghesischen Torso das Gleiche wie unter
der porreeta manus der Kerameikosstatue. Und es ist nur von
massiger Wahrscheinlichkeit, dass der jetzige Kopf grade durch den
des fälschlich so genannten Arat zu ersetzen sei; denn das zu dem
Torso stimmende, beide Schultern bedeckende Gewand ist ein
ziemlich häufig vorkommendes, also nicht speziell für Chrysipp be-
weisendes Hermenmotiv. — Immerhin sind auch wir geneigt, in dem
sogen. Posidonios des Louvre eine Kopie der athenischen Chry-
sipposstatue zu erkennen. Aber über das Porträt des Philosophen,
d. h. über den zu dieser Statue gehörigen Kopf sind die Akten noch
nicht geschlossen. Es geht nicht an, zuerst zwei Hermentypen wesent-
lich auf Grund der Symbolik (Kopfhaltung und Handgeberde) mit
den Köpfen der Soloimünze zu identifizieren, und dann aus Gründen,
die in den so gefundenen Denkmälern liegen, jene Symbolik wieder
für ungiltig zu erklären; bei der Deutung der Statue Alles auf den
Gestus der Hand abzustellen und dann grade dasjenige Münzbild,
wo auffälligerweise eine Hand mit dargestellt ist, ins gegenteilige
Lager zu verweisen. Entweder sind die Identificationen falsch oder
wir müssen bei der Deutung der Münzköpfe von aller Symbolik ab-
strahieren.
Pseudo-Seneca1
[Taf. XXII. XXIII]
Eine leider immer noch unbekannte Persönlichkeit, die aber
zu den allerberühmtesten des hellenistischen Zeitalters gehört haben
muss, und die ebendeshalb in einer griechischen Ikonographie nicht
1 Litteratur. - Brizio in den Annal. d. Inst. 1873. p. 98ff; Comparetti La Villa
de' Pisoni e la sua biblioteca, in der Festschrift Pompei nell' anno LXXIX. Napoli
1879. p. 159ff.; Mommsen und Robert in der arch.Zeitg. 1880.p.33ff.; Comparetti
e de Petra La Villa Erc. 1883. p. 15 und 33ff.; Mau im Bullet. 1883. p. 89ff.;