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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 2): Die Bildnisse berühmter Griechen vom IV. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1045#0070

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ANG. PHOKIONKÖPFE AUF CAMEEN 59

No. 109 ohne Gewand abgebildet ist, scheint weder der Name noch
die Gestalt authentisch überliefert zu sein.1

Zwei Cameen mit angeblichen Phokionköpfen sind zwar
beides ausgezeichnete Arbeiten, aber beide modern. Der eine, zu
Winckelmann's Zeit im Besitz des Cardinais AI. Albani (abgeb. Stosch
Gemm. cael. tav. 56 = Reinach Pierres grav. pl. 136), zeigt das Brust-
bild eines bartlosen Alten mit der Umschrift ^w/Jwvo; und wird am
untern Rand als Werk des Pyrgoteles bezeichnet, rührt aber in Wirk-
lichkeit von dem Steinschneider AI. Cesari oder Cesati (Mitte des
16. Jahrh.) her.2 Der Kopf hat Ähnlichkeit mit der Büste des sog.
Orators im Vatican (abgeb. Pio Clem. VII. 22, vergl. p. 118), in
welcher Visconti ein Bildnis des Asinius Pollio vermuten wollte.
Indes ist damit noch nicht gesagt, dass Cesari sie als Vorbild benützte.

Der andere Stein stammt aus der Sammlung Marlborough
(abgeb. Marlborough gems. I. 28 = Reinach Pierres gr. pl. 110), ein
ebenfalls bartloser, etwas jüngerer Kopf, ohne charakteristische Ähn-
lichkeit mit dem vorigen, nach dem er gleichwohl genannt scheint.
Auch dieser wird dem Cesari zugeschrieben.

Die Redner Hyperides und Lykurg

Wie von den Feldherrn Chabrias und Timotheos, so sind auch von den
attischen Staatsrednern Hyperides und Lykurg, den Zeit- und Parteigenossen des
Demosthenes, noch Bildnisspuren erhalten.

Von Hyperides (f 322) wieder eine von Spon (Miscell. IV. p. 137) bekannt
gemachtelnschriftausVillaMattei: YnEPIAHr PHTQP (z)EY(E)IA(A)HZ EnoiEl»,
welche unter einem Bildnis des Redners stand. Der Künstler Zeuxiades wird bei
Plinius4 als Schüler des Silanion genannt.6

Auf Lykurg, den Sohn des Lykophron, den Leiter der athenischen Finan-
zen von 338—326, deutet Cecil Torr in der Revue archeologique 70 (1895) p. 160 ff.
die Figur einer panathenäischen Amphora imLouvre (Skizze a. a. O.), welche
auf einer der beiden Säulen steht, die sich links und rechts neben Athena erheben:
ein Mann im Himation ohne Chiton, den rechten Arm erhoben, auf der Linken
eine Nike. Die Amphora datiert von 313. Zwölf Jahre vorher hatte Lykurg das

1 Vgl. Kaibel No. 271'. - Vgl. Visc. Icon. gr. I. p. 189.

3 Vgl. Visconti Icon. gr. I. p. 354 und oben bei Timotheos p. 14.

4 Plin. 34. 51.

6 Vgl. Löwy Inschr. gr. Bildh. 483, wo die betreffende Litteratur.
 
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