THEOPHANES VON MYTILENE. KRATIPPOS 193
kannten Persönlichkeit, am ehesten eines Arztes aus dem 3. Jahr-
hundert n. Chr. zu nehmen. Die kurze Namensaufschrift müsste dann
durch die private Aufstellung erklärt werden.
Theophanes von Mytilene
[Münztaf. II. 17, 18]
Theophanes von Mytilene war der Vertraute des Pompejus und
dessen Begleiter auf seinen Feldzügen. Er schrieb eine Geschichte
des dritten mithridatischen Krieges, nicht ohne Schönfärberei im
Sinne seines Gönners. Seinem Einfluss bei Pompejus verdankte
Mytilene die Autonomie, was ihm seine Mitbürger dadurch lohnten,
dass sie ihm göttliche Ehren zuerkannten und sein Bild auf ihre
Münzen prägten [Abb. Münztaf. II. 17, 18]1: ein unbärtiger Kopf
mit schlichtem nach Römerart geschnittenem Haar, Umschrift ©scxpavvj;
&stfs. — Auf dem Revers ein verschleierter weiblicher Kopf mit der
Umschrift 'Ap^sS*^ %-sd (abgeb. Bürchner a. unten a. O. 17), wahr-
scheinlich seine Gemahlin.
Nach den scharf ausgeprägten Zügen des Theophaneskopfes
auf der einen Münze (17) sollte man meinen, es wäre, wenn überhaupt
noch Büsten vorhanden, ein Leichtes, dieselben zu identifizieren.
Aber schon die Vergleichung mit No. 18 zeigt, dass man sich auf
diese Züge durchaus nicht verlassen kann. Weitere Exemplare sind
bei Visconti (Taf. 27 a. 4, 7, 8) und im Catalogue of gr. coins in the
brit. Museum (Lesbos pl. 39. 1) abgebildet, jedes sozusagen wieder
ein verschiedenes Bildnis, sodass man sieht, dass die Stempel-
schneider im Einzelnen ganz willkürlich verfuhren.
Kratippos. — Bei Ursinus p. 67 und Gallaeus-Faber I. ist eine kopflose
Herme abgebildet mit der Aufschrift KPATinnoz AZKIDNADY MYTIAHNAIDS,
die letztere nach Fabers ausdrücklicher Angabe in quadraten Lettern, also wohl aus
dem 2. Jahrhundert n. Chr.2 Kratippos war Landsmann und Zeitgenosse des Theo-
phanes, Peripatetiker in Athen, wo er den Sohn des Cicero zu seinen Schülern
zählte.3
1 Bürchner Zeitschr. f. Num. IX. Tf. IV. 16.
2 Nicht bei Kaibel. 3 Plut. Cic. 24.
Bernoulli, Griech. Ikonographie. II. Teil
kannten Persönlichkeit, am ehesten eines Arztes aus dem 3. Jahr-
hundert n. Chr. zu nehmen. Die kurze Namensaufschrift müsste dann
durch die private Aufstellung erklärt werden.
Theophanes von Mytilene
[Münztaf. II. 17, 18]
Theophanes von Mytilene war der Vertraute des Pompejus und
dessen Begleiter auf seinen Feldzügen. Er schrieb eine Geschichte
des dritten mithridatischen Krieges, nicht ohne Schönfärberei im
Sinne seines Gönners. Seinem Einfluss bei Pompejus verdankte
Mytilene die Autonomie, was ihm seine Mitbürger dadurch lohnten,
dass sie ihm göttliche Ehren zuerkannten und sein Bild auf ihre
Münzen prägten [Abb. Münztaf. II. 17, 18]1: ein unbärtiger Kopf
mit schlichtem nach Römerart geschnittenem Haar, Umschrift ©scxpavvj;
&stfs. — Auf dem Revers ein verschleierter weiblicher Kopf mit der
Umschrift 'Ap^sS*^ %-sd (abgeb. Bürchner a. unten a. O. 17), wahr-
scheinlich seine Gemahlin.
Nach den scharf ausgeprägten Zügen des Theophaneskopfes
auf der einen Münze (17) sollte man meinen, es wäre, wenn überhaupt
noch Büsten vorhanden, ein Leichtes, dieselben zu identifizieren.
Aber schon die Vergleichung mit No. 18 zeigt, dass man sich auf
diese Züge durchaus nicht verlassen kann. Weitere Exemplare sind
bei Visconti (Taf. 27 a. 4, 7, 8) und im Catalogue of gr. coins in the
brit. Museum (Lesbos pl. 39. 1) abgebildet, jedes sozusagen wieder
ein verschiedenes Bildnis, sodass man sieht, dass die Stempel-
schneider im Einzelnen ganz willkürlich verfuhren.
Kratippos. — Bei Ursinus p. 67 und Gallaeus-Faber I. ist eine kopflose
Herme abgebildet mit der Aufschrift KPATinnoz AZKIDNADY MYTIAHNAIDS,
die letztere nach Fabers ausdrücklicher Angabe in quadraten Lettern, also wohl aus
dem 2. Jahrhundert n. Chr.2 Kratippos war Landsmann und Zeitgenosse des Theo-
phanes, Peripatetiker in Athen, wo er den Sohn des Cicero zu seinen Schülern
zählte.3
1 Bürchner Zeitschr. f. Num. IX. Tf. IV. 16.
2 Nicht bei Kaibel. 3 Plut. Cic. 24.
Bernoulli, Griech. Ikonographie. II. Teil