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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0228
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Die einzelnen Orte,

Tafel 114, i

Burg.

Was über das Vorhandensein eines Raubschlosses1 oder eines Klosters2 zu Waldau berichtet wird, ist
ohne geschichtliche Grundlage. Indessen mag neben der Kirche eine ältere, befestigte Anlage bestanden
haben. Eine landgräfliche Burg oder „Kemnate“ im Dorfe läßt sich zu Anfang des 15. Jahrhunderts nach-
weisen. Mit diesem fürstlichen Landsitz, der als Vorwerk 'des Renthofes zu Cassel galt, muß es Zusammen-
hängen, daß der Jägermeister Henne Fleck 1463 zu Waldau seinen Wohnsitz hatte. 1484 übergab Landgraf
Wilhelm 1. die „Kemnate zur Walde“ mit ihren Äckern, Wiesen und Gärten, jedoch mit Ausnahme der
Zehntscheuer, seiner natürlichen Schwester Anna und deren Gatten, dem Torknechte Heinz Missener, wie
er sich ausdrückte, für die Dienste, welche beide seiner Mutter, der Landgräfin Mechtilde, geleistet, sowie
aus besonderer Zuneigung, doch behielt sich der Fürst den Rückkauf der Besitzung mit 200 Gulden vor.3
Eine Erneuerung der kleinen Burg auf landgräfliche Kosten fand 1486 statt.'4 Im Jahre 1526 vertauschte,
ebenfalls vorbehaltlich der Rückerwerbung, Philipp der Großmütige das Schloß an den Trierschen Kanzler
Furater gegen dessen Haus in Cassel. Dem neuen Besitzer gestattete der Landgraf, den. Schloßbau um
ein oder zwei Scheunen zu vergrößern und am Schlosse selbst, das „etwas baufellig und unverwart war“,
200 Gulden zu verbauen. Die gleiche Summe wollte Philipp zur Instandsetzung des Casseler Hauses ver-
wenden.5 * „Anno 1598 ist der Falckener newe Wohnhaus zur Walda darin itzo der von Stöckheim wohnet,
gebawet worden, seindt laut Bawregister damals ahn Bawkosten dartzu uffgewendet worden 655 Rthlr.,
20 Alb. 81/* Heller.“3

Größere Absichten mit dem Bau hatte Moritz der Gelehrte. Dem Interesse dieses Fürsten verdanken
wir eine Reihe von Handzeichnungen des alten Bestandes und von Umbauentwürfen, die der Landgraf in der
Skizze selbst aufstellte.7 Von erhöhtem Werte sind die 1610 aufgenommenen Grundrisse des alten Baues,
die in drei, im wesentlichen sich deckenden Blatt Zeichnungen vorliegen.8 Danach hatte die alte Anlage
die Form einer Wasserburg. Ein breiter Graben umgab allseitig die quadratische Mittelinsel, die von einem
geschlossenen Mauerzuge mit vier runden Ecktürmen umgeben war. Je eine Brücke auf der Ost- und
Westseite vermittelten den Zugang zu den etwas aus der Mitte gerückten Mauertoren. Auch die Südmauer
zeigt eine Tür. Die Südostecke des Beringes füllte ein Einbau aus, zu dessen Obergeschoß eine geradläufige
Außentreppe führte, vielleicht die 1526 angebaute Scheune. Seine Mitte nimmt der eigentliche Wohnbau ein,
ein Massivbau, durch Fachwerkwände in einen Haupt- und zwei Nebenräume geteilt und durch eine vorgelegte
Wendeltreppe in den Obergeschossen zugänglich. Eine auf der Skizze notierte Berechnung des kubischen
Mauerwerkes des Wohnhauses zeigt, daß dessen Abbruch geplant war. Das mag auch der Grund sein,
weshalb eine Skizze des Aufrisses sich nicht findet.

Auf dem nördlich sich anschließenden Gelände, wo des „opfermanns häuslein und garttenn“ lag,
beabsichtigte 1615 Moritz, der die veraltete Anlage zu einem zeitgemäßen Jagdschloß ausbauen wollte, dem
Waldabache entlang, am „Gemeine Fuhrwegk“ Häuser und Gärten für Hunde und Falken sowie für ihre
Wärter zu errichten. Zu diesem Zwecke hatte der Landgraf zunächst den Ankauf verschiedener, in Privat-
händen befindlicher, an das vorhandene Falkenhaus anstoßender Gebäude, Höfe und Gärten vorzunehmen.9
Wie die erhaltenen, übrigens verschiedene Lösungen vorsehenden Lagepläne10 zeigen, war zwecks günstigen
Anschlusses dieser Nebengebäude an das Schloß die Trockenlegung des anstoßenden Burggrabens nicht nur

1 Winkelmann, Hessen, S. 289. — 2 Engelhard, Erdbeschreibung 1, S. 187. — 3 Landau, Ortsgeschichte VIII, S. 377.

4 Landau, Kurf. Hessen, S. 168. — 5 Gen.-Repositur Waldau. St.-Arch. Marburg.

c Akten des Zivilkabinetts, B. 70, St.-Arch. Marburg. — 7 12 Blatt Skizzen. Landesbibliothek Cassel.

8 Daß Schloß zur Wale Grundtriß 1610. Abriß des Hauses zur Wahl bei Caßell. Grundriß des Alten baues zur
Walda. Landesbibliothek Cassel.

0 Gen.-Repositur Waldau. St.-Arch.Marburg.

10 Grundt Riß des alten Schlosses zur Walda Sambt dem Falken Hauß, Hundtsstollen vndt Garten, den 11. Decemb.
Anno 1615. Abriß des Hauses Hundtstall, falken vndt Jäger Wohnung Item der Garten zur Walda 1615. Ohngeferliche
Telineatio des Hauß, Hoffs vnd garten zur Walda. Landesbibliothek Cassel.

208 'S 'S >3 'S 'S >51 'S 'S >3 'S 'S 'S S 'S 'S 'S 'S 'S 'S 'S ’S* 'S 'S 'S 'S 'S 'S 'S ’S
 
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