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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0229
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<3'®'®/®'©’©'©'^©'©'©'®'©'®'®'®'®'®'®'®'®'®'®'®'®'®'©' Waldau, 'a's's's's's'a's's's's's's's's's's's'a's's's'a's'a'a's

in Aussicht genommen, sondern, soweit erforderlich, 1615 bereits zur Ausführung gelangt. Von den
Gebäuden selbst blieben, nachdem im Winter 1615 „soviel an Hundestellen vndt anderer Nothdurft“ gebaut,
als nötig war, für die Folge noch einige zurück. Insbesondere sollten „der Jachthundtsstall vndt Wohnung
darüber vor die Jagerjungen, item Behältniß vor den geringeren Jachdzeug noch bis auf ferneren Befehl“ für
die nächsten Jahre restieren.1 Gebaut muß in der nächsten Zeit aber doch noch sein. Die Ausgaben an
Baukosten beliefen sich 1616 auf 348 Taler, 1617 freilich nur auf 17 Taler. 1641 war das Falkenhaus
zerstört. An seinem Platze stand nur noch „das altte gemaur“.2 Die Trümmer sind wohl gleichbedeutend
mit der Ruine, die Merian3 1655, zu welcher Zeit übrigens der Wassergraben noch zum Teil gefüllt gewesen
sein muß, dem „alten Raubschloß“ zuschreibt.4

Interessanter sind Moritz’ Pläne bezüglich des Schloßbaues selbst. Vom Jahre 1616 ist die Entwurfs-
skizze zu einem auf der Burginsel gedachten Jägerhof datiert, der sich mit seiner Rückfront an die westliche Tafel m,
Umfassungsmauer, deren ganze Länge einnehmend, anlehnen sollte.5 Wenn auch der Graben wieder mit
Wasser gefüllt erscheint und die alten Umwehrungswände des Burghofes nicht nur gewahrt, sondern sogar
ausgebaut sind, so hat doch die Anlage als solche den Charakter der Burg fast verloren und den des
Schlosses angenommen. Das alte Kernwerk ist ganz verschwunden, um dem Schloßhofe Platz zu machen.

Der „ledige platz vor dem Schloß 100 E. lang vndt 80 E. breidt“ läßt keinen Zweifel darüber, daß es weniger
auf einen Nutzbau als auf ein Herrschaftsgebäude abgesehen war. Das Wohnhaus selbst erscheint als
zweigeschossiger, mit Giebelaufbauten versehener Renaissancebau. Einen Vierflügelbau, der sich dem Zuge
der alten Umwehrungsmauern anschließen sollte, sieht eine Skizze vom Jahre 1630ö vor, die wie der vor- Tafeim,
genannte Entwurf auch die Behausungen für das Jagdgesinde und die Meute auf der nördlichen Seite und
die Dorfkirche auf der südlichen Seite bringt. Dem Vorhofe vor der Ostfront, der noch ein besonderes
Torhaus erhalten hat, entspricht auf der gegenüberliegenden Seite ein Garten mit Küchenkräutern. Ebenfalls
unter Beibehaltung der Umwehrung aufgestellt ist eine undatierte Skizze des Landgrafen7, die das Schloß, Tafeins,
eine zentral entworfene, dreigeschossige, gar nicht so kleine, jedenfalls für Hoffeste geeignete Anlage, in die
Mitte des alten Burghofes rückt. Der kreuzförmige Grundriß, im Mittelteil wie in den Flanken durch je
ein Zeltdach mit Laterne abgeschlossen, enthält im Obergeschoß einen einzigen Saal, dessen Seiten sich
das Treppenhaus, die Büfetträume und die Musikloge vorlegen. An den vier Ecken der mit Zinnen ab-
geschlossenen, von Büchsenscharten durchbrochenen, 10 Fuß hohen Hofmauer nehmen an Stelle der
Rundtürme zweigeschossige Pavillons die Silberkammer, die Küche, die Bäckerei und Pasteterei sowie die
Mundschenkerei auf. Die Fassaden der französischen Anlage atmen italienischen Geist.

Von den Entwürfen kam kein einziger zur Ausführung. Aber fast scheint es, als ob man die
Abbruchsarbeiten des alten, zur Festung nicht mehr geeigneten Baues eher vornahm, als man wußte, was
an seine Stelle kommen sollte. So wenigstens erklärt sich am besten eine 1641 auf Anfrage der
Landgräfin erfolgte Aussage der Gemeindeältesten, warum das Haus zu Waldau, von dem noch das steinerne
Stockwerk vorhanden war, abgebrochen sei. Der Abbruch, so berichteten die Gefragten, sei vor 30 oder
40 Jahren erfolgt, weil „mann dafür gehalten, daß es der Vestung nachtheilig seye vndt wehren die Steine
von den Mauren hernach guten theilß nach Weißenstein, alß man dar gebawet geführet worden“. Darauf
habe Landgraf Moritz ein Hundehaus in das Gemäuer einbauen lassen, um es bald darauf wieder abzu-
brechen und nach Kaufungen zu versetzen.8

1 Alte Casseler Räte betr. Bausachen, Bauanschlag für 1616. St.-Arch. Marburg.

2 Gen.-Repositur Waldau. St.-Arch. Marburg. — 3 Topogr. Hass. Anh., S. 16.

4 Die Falknerei selbst wurde unter Karl nach Wabern verlegt. Rommel, Gesch. v. Hessen VI, S. 415 u. 417.

5 Abrisse vber den Jäg. hoff zu Waldau den 13 vnd 15 May ao 1616 gemacht. M. H. L. Landesbibliothek Cassel.

6 Unsignierte Zeichnung. Landesbibliothek Cassel.

7 Verzeichnuß des Hauses zur Wale bei Caßel. Landesbibliothek Cassel.

8 Akten des Zivilkabinetts. B. 70. St.-Arch. Marburg.

Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. IV. Kr. Cassel-Land.

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