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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0383
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Vogelhecken, kleinen Springbrunnen, Erleuchtung von Sonne und Kronleuchter bey Tag- und Nachtfesten,
Teppichen und den Abbildungen der vier Jahreszeiten in den Fenstern“ eine Beschreibung von 1821.1

Es scheint, als ob die Errichtung des fremdländischen Zwischenbaues, der seinem Stil nach nicht mehr
in das erste Viertel des 19. Jahrhunderts und seiner Abmessung nach nicht recht in die Lücke zwischen
Schloß und Theater paßt, die Wiederaufnahme eines aus der Weißensteiner Zeit herrührenden und für einen
andern Platz zugeschnittenen Entwurfs zu bedeuten hat. Jedenfalls sind ältere Skizzen vorhanden, die im
Grund- und Aufriß die größte Ähnlichkeit mit der chinesischen Galerie haben.2 Ob der Bau vielleicht schon
zu Zeiten Friedrichs II. oder Wilhelms IX. zur Ausführung gekommen und von Jeröme nur an die neue Stelle
versetzt ist, ist nicht mehr festzustellen. Später wurde er nach Mulang übertragen3, wo er, wenig benutzt Tafel 173,«
und noch weniger gepflegt, verfiel. 1850 war der Bau so schadhaft geworden, daß man sich entweder zu
einer gründlichen Wiederherstellung oder zum Abbruch entschließen mußte. Die Höhe der Ausbesserungskosten,
die Engelhard auf 1150 Taler veranschlagte, waren für den Fürsten Grund genug, die Instandsetzung
abzulehnen; 1851 verfügte er den Abbruch, der im selben Jahre auch erfolgte.4 Fundamente nordwestlich
der Pagode bezeichnen die Stelle, wo der Bau einst stand.

Die alte Wache war im Ostflügel des Gasthauses untergebracht gewesen. Mit dem Plane eines
Neubaues des Gasthauses, das an Stelle der Wachträume den Festsaal vorsah, mußte auch die Beschaffung
neuer Räume für die Wachtmannschaften erörtert werden. Der Kurfürst entschloß sich für die Errichtung
eines völlig neuen Wachthauses, das an Steile des alten Tanzsaales seinen Platz finden sollte. Im November Tafel 129
1824 legte Bromeis fünf Blatt Entwurfszeichnungen mit einem Kostenanschläge vor, der sich einschließlich
Abbruches des Tanzsaales auf 27199 Taler belief. „Den dorischen Styl der Baukunst, welcher Stärke
verbunden mit edler Einfalt und Ebenmaß enthält“, so berichtete der Hofarchitekt dem Bauherrn, „habe ich
für diesen Bau am zweckmäßigsten gehalten und hiernach dies Gebaeude in seinen fasaden gemodelt.“ Die
Wände sollten, so hatte der Fürst bestimmt, aus Lehmsteinen mit geschliffenen Verblendern, die Fenster
„nicht in dem gewöhnlichen schlichten und geraden Styl, sondern in anderen formen ausgeführt werden“.

Für die Architekturteile schlug der Baumeister Balhornwalder Sandstein vor, der auch gewählt wurde.

Daneben fanden Ducksteine aus den Brüchen am Hunrods- und Hüttenberge Verwendung. Auch von der
Chattenburg in Cassel wurde Sandsteinmaterial angefahren. Im Juni 1826 konnte Bromeis anzeigen, daß
„das Erdgeschoß zur Aufnahme der Wache beendigt“ sei und den Antrag stellen, daß „das alte Wacht-Lokale
geräumt werde, um nach den früheren allerhöchsten Befehlen den Rest des alten Wirtshausflügels auf dieser
Steile fortbauen zu können“. Ende des Jahres war der 1825 begonnene Bau, dessen Maurer und Steinmetz-
arbeiten die Unternehmer Krauß und Maus ausführten, fertiggestellt. Die durch den schlechten Baugrund
bedingte Vertiefung der Fundamente, das Schleifen der Verblendsteine und der nachträglich angeordnete Anstrich
der Fassaden hatte eine Überschreitung des Anschlages zur Folge gehabt.5

Der zweigeschossige Bau besitzt rechteckigen Grundriß. Die Mitte nimmt die früher von der Vorder-
zur Hinterfront durchgehende, 1883 durch eine Zwischenwand verkleinerte Sommerwachtstube ein, die sich
in drei hohen Türen zur Vorhalle und dem davorliegenden Waffenplatze öffnet und im Innern ehedem drei
Paar freistehende dorische Säulen besaß. Zur Seite liegen die Winterwachtstube, das Offizier- und Gendarmen-
zimmer und das Arrestlokal, Räume, die, ehe das 1897 neben dem Wachthause erbaute Postgebäude stand, zu

1 Gesch. d. Lustschi. Wilhelmsöhe 1821, S. XIV u. 22.

2 Plan d’un batiment dans le gout Chinois a batir a Weisenstein. 3 Vorentwürfe. Schloßbibliothek Wilhelmshöhe

3 Das Chinesische Häuschen an der Wilhelmshöhe. Stammbuchblatt von Wiederhold in Göttingen. Der Bau er-
scheint auf dem Plan von Wilhelmshöhe von Appel 1846 neben der Fasanerie.

4 Acta, das Schloß zu Wilhelmshöhe und die übrigen Hofgebäude daselbst betr. 1850 bis incl. 1859, S. 39 f.
St.-Arch. Marburg.

5 Wilhelmshöhe-Rechnungen über die Erbauung eines neuen massiven Wachthauses daselbst betreffend 1825,
1826, S. 2f. St.-Arch. Marburg. Entwurfszeichnungen, auch zu einem dreigeschossigen Wachthause, auf Hofbauamt Wil-
helmshöhe und im Besitze des Obergärtners Michel in Wilhelmshöhe.

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