Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0386
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
©>e'!3>sje>eib>Biejts>e>tsjts>t3Jt3>ejb>bjs'&Jts>t3> Die einzelnen Orle. >s's's s* >3 's's's's >s's's's's's'S's's's's's's's

Mit der Vorliebe für das Landleben verband der in den Ruhestand getretene Staatsmann, der sich mit der
Zeit völlig vom Hofleben zurückzog und auf Windhausen meist in seiner aus Rohr und Baumrinde erbauten
Eremitage sich aufhieit, ein eigenes Interesse für Affen. Der nicht unbedeutenden Schar dieser Tiere stand
der ganze Park zur Verfügung, der zwar durch die exotischen Gäste wenigstens in etwa den vom Besitzer
gewünschten, dem Zeitgeschmäcke entsprechenden Charakter als Urwald annahm, für das Gutspersonal und
Fremde mit der Zeit aber unbegehbar wurde. Der Raub eines Kindes durch den Affen Troll wurde noch
dadurch zum guten Ausgang gebracht, daß Lebrun, der französische Koch des Generals, dem auf einen
Neubau gekletterten Tiere mit List die Beute abjagte.1 Als aber die Klagen über Unzuträglichkeiten Zunahmen
und schließlich ein Mädchen von einem der stärksten Affen arg verletzt wurde, sah sich der Gutsherr genötigt,
die ihm ergebenen Tiere niederschießen zu lassen.2 An das Leben und Ende der seltsamen Bewohner des
Windhäuser Parkes erinnern noch heute das Affenhaus, ein an eine Berglehne gebautes felsenkellerartiges
Gelaß, dessen Bruchsteinfront eine Rundbogenöffnung besitzt und zu dessen Seiten Treppen zwischen Fels-
blöcken in die Höhe führen, sowie das am Rande des Waldes bei einem stillen Weiher stehende Affendenk-
Tafei 208,2 mal, eine auf kreisförmigem Unterbau sich erhebende gebrochene Säule, die der Einsiedler von Windhausen
seinen unter dem Denkmal begrabenen Freunden errichtete. Die Bedeutung des Steines kündet die auf dem
Schaft der Säule eingehauene, gewiß auch für die gefühlvollere Mitwelt des Stifters hinreichend pathetische Inschrift:
„HIER WIEDERKEHRTEN ZUM GROSSEN URSTOFHAUFEN IRDISCHER WESEN DIE LETZTEN BE-
STANDTEILE EINES GESCHLECHTS AFR1CANER LANGE EINHEIMISCH AUF DIESEN FLUREN NACH
MANCHEN GEBURTEN. NICHT SCLAVEREY DAS SCHICKSALSEINER LANDSLEUTE DER SCHWARZEN
VÖLLIGE FREIHEIT WAR DIESSER LOOS UND IHRE FOLGE LIEBE FÜR DEN WOHLTHÄTER DER
LEIDER ENDLICH DA WUTHBISSE ES VERGIFTET ALS ALLES FÜR EINEN STRITT EIGENE WONNE
GEMEINER WOLFAHRT NACHSETZEN MUSSTE. VERHÄNGTER TOD TRAF VÄTER UND SÖHNE
GROSSVÄTER UND ENKEL MÜTTER UND SÄUGLINGE. GANZ ZÄHLTE MAIMS NICHT ZUR GAT-
TUNG DER NÄCHSTEN IHM HATTE PROMETHEUS ZWO HÄNDE MEHR UNS BESSERE SPRACH-
FÄHIGKEIT GEGÖNNT ABER AN VERSCHMITZTHEIT AN MISCHUNG VON GÜTE UND TÜRKEN AN
LUST GEGEN VERBOT SCHIEN ES IN AFFENHAUT MENSCHENART UND DER ANGEBORENHEIT
SO AUFFALLENDE MACHT RIETH DEM ZEHNFINGERIGEN BEOBACHTER NACHSICHT FÜR SEINES-
Tafei208,3 GLEICHEN.“ Dem Stil nach am meisten mit dem Säulendenkmal verwandt ist der Altar, ein durch Sockel
und Kopfgesimse abgeschlossener, kannelierter, steinerner Rundschaft, dessen rechteckige Spiegel Inschriften
nicht aufweisen. Ganz auf romantische Stimmung berechnet sind die unter Bäumen aufgestellten Naturdenk-
mäler, der Herthastein, ein auf erhöhtem Plateau ruhender, nach Art der Hünengräber von einem Kranze
unbehauener Steine umgebener Felsblock, und das Arminiusgrab, ein 1,20 m hoher Naturstein von der Form
eines Baumstumpfes, dessen Namen die Inschrift erklärt: „QUI ME DIRA QUELLE CENDRE IGNOREE
DEROUILLE D’UN HEROS TERRIBLE AU FIER ROMAIN RESTES D’ARMINIUS CHERS A CETTE CON-
TREE URNE QUI VOUS RECUT URNE QU’ ON CHERCHE EN VAIN SOUS CE SIMPLE GAZON
SERAIT-ELLE ENTERREE LA TOMBE AU MOINS VOUS SERRA CQNSACREE“. Auch eine jetzt ver-
fallene, halbkreisförmig an den Felsen sich anlehnende Grotte, mehr Naturschöpfung als Kunstanlage, ist
zu den Denkmälern zu zählen, die sich bei Vermeidung von Stiiform mehr an das Gemüt als an den Verstand
wenden. Der vorbeifließende schmale Bach läßt weniger die Vermutung zu, daß es hier auf einen „Wild-
wasserfall“ abgesehen war, wie ihn der benachbarte Fürstenpark aufwies, als daß der jetzt versiegte Quell
einen Naturbrunnen abgeben sollte. Eine verkleinerte Löwenburg, die wie das Wilhelmshöher Trümmerschloß
die Gebeine des Stifters birgt, findet sich am Rande des Parkes in einem kleinen Eichenhaine. Die in Bruch-
steinen und Quadern errichtete Ruine, ein gotisierendes, im Grundriß quadratisches Bauwerk von nur 4,0 m

1 Lyncker, Der Herr von Schlieffen und seine Affen, in Touristische Mitteilungen V, S. 49 f., und in Haus-
Chronik, S. 232 f.

2 Heßler, Landeskunde, S. I2, S. 116.

366 's 'S '3 'S >3 'S 'S 'S S 'S 'S 'S 'S ’S 'S 'S 'S 'S >3 ’S 'S 'S 'S 'S ’S 'S* 'S 'S ’S
 
Annotationen