Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0019

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I. Die ältesten Maler bis zu den Perserkriegen.

9

gen, dafür wird uns die weitere Geschichte der Malerei noch nachträglich den
sichersten Beweis liefern. Denn unmittelbar nach Kimon sehen wir, wie aller-
dings durch einen der bedeutendsten Künstler die Malerei mit einem gewaltigen
Schritte sich zu ihrem geistigen Höhenpunkte erhebt, um sich sodann nach
den verschiedensten Richtungen hin in den einzelnen Vorzügen des speciell 12
Malerischen auszubilden.

Aus dieser älteren Zeit der Anfänge sind uns ausser den schon genannten
keine Maler bekannt, es sei denn, dass wirMimnes Anspruch auf den Namen
eines Künstlers gewähren wollen, obwohl er nur aus einigen Spottversen des
um Ol. 60 lebenden Chier's Hipponax ') als Maler von Schiffsinsignien bekannt
ist, einer Gattung der Malerei, die freilich deshalb noch nicht zur Kunst im
höheren Sinne gezählt werden darf, weil einmal ein Künstler, wie Protogenes,
von ihr ausgehend sich zum höchsten Ruhme emporarbeitete. Nach einer Emen-
dation Bcrgk's2) wurde als Vater des Mimnes in jenen Versen Hekatomnos
genannt.

Ausnahmsweise mögen unter den Künstlern auch Akesas und Helikon
angeführt werden. Denn obwohl sie nur Teppichweber waren, so werden sie
doch vom Alterthume als wahrhafte Künstler in ihrem Fache gefeiert; und
„Werke des Akesas und Helikon" war sogar eine sprüchwörtliche Bezeichnung
für bewunderungswürdige Leistungen geworden 3). Die Sitte aber, die heiligen
Tempelgewänder und Vorhänge mit eingewebten oder gestickten Figuren zu
schmücken, bot für die Entfaltung wirklich künstlerischen Geschmackes ein
weites Feld. Von einem solchen einst in Delphi aufbewahrten Werke ist uns
durch Athenaeus 4) die Inschrift aufbewahrt worden:

Tev^' 'KXly.cov 'Ay.taä ^aXttjaviog, w ivi /spul

TlüTvia &£anscfLrjv TTaMag £'r£u£s ^apiv.
Salamis, die Vaterstadt, wird von Athenäus noch näher als die Kyprische
bezeichnet; und dieser Ueberlieferung der Inschrift gegenüber können wir nicht
umhin, die Nachricht der Parömiographen als ungenau zu betrachten, welcher
zufolge Akesas aus Patara in Lykien, Helikon aus Karystos auf Euböa stammen
sollte. Wenn ihnen nun von demselben die Verfertigung des ersten panathe-
näischen Peplos beigelegt wird, so deutet diese Angabe auf eine sehr alte Zeit;
und hiermit stimmt auch das Zeugniss des Plutarch6) überein. Er nennt nemlich 13
das Gewand, welches Alexander als ein Ehrengeschenk von der Stadt Rhodos
erhalten hatte und an einem Ehrentage, wie in der Schlacht bei Arbela, trug,
ein Werk des „alten" Helikon (EXiymvoq rov naXaiov). Nimmt man hierzu
noch Rücksicht auf die etymologische Bedeutung der beiden Namen, so erscheint
die Vermuthung Völkeisü) nicht unwahrscheinlich, dass, wenn auch nicht die
Personen mythisch sind, doch die Namen ihnen von ihrem Gewerbe beigelegt
worden sein mögen. — Mit ihnen zusammen führt Athenaeus auch einen
Aegypter Pathymias wegen verwandter Leistungen an.

!) Bei Tzetzes ad Lyk. 424. 2) Ztsclir. f. Alterth. 1847, S. 174. 3) Vgl. die Parö-
miographen. 'M 11. p. 4S 0 und nach ihm durch Eustathius ad Odyss. A, 130, p. 1400,
12 R; of. Anall. III, 192, n. 206. ~°) Alex. 32. G) Arch. Nachlass, S. 119.
 
Annotationen