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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0020

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Die Maler.

So bleibt uns, ehe wir zu Polygnot selbst übergehen, nur noch übrig,
zuvor von dem Vater dieses eigentlichen Begründers der griechischen Malerei
zu handeln.

Aglaoplion.

Aglaophon, von der Insel Thasos gebürtig, wird am häufigsten als Vater
und Lehrer des Polygnot und Aristophon genannt1). Doch entbehrt er auch
nicht des eigenen Ruhmes: Cicero2) nennt ihn zwischen Zeuxis und Apelles,
Quintilian 3) neben Polygnot. Die Zeit seiner Blüthe muss der seines Sohnes
entsprechend in die erste Hälfte der siebziger Olympiaden gefallen sein. Nun
nennt aber Plinius4) einen Aglaophon unter den Malern der 90sten Olympiade;
und damit scheint im Einklänge, dass nach Satyrus bei Athenaeus :>) Alkibiades
aus Olympia zwei Gemälde des Aglaophon nach Athen gebracht haben soll,
welche sich auf die gymnischen Siege desselben bezogen. Da nun der Vater
des Polygnot nicht wohl noch lange nach der Blüthe seines Sohnes am Leben
sein konnte, so haben die neueren Forscher ziemlich übereinstimmend zu dem
Auskunftsmittel gegriffen, dass zwei Künstler des Namens Aglaophon zu unter-
scheiden seien, so dass der zweite der Enkel des ersten gewesen wäre. Doch
14 hat die Erfahrung gelehrt, dass von diesem Auskunftsmittel nur ein möglichst
sparsamer Gebrauch gemacht werden darf. Plinius aber, wie er anerkannter?
massen hinsichtlich der Zeitbestimmung der älteren Bildhauer häufig im Irrthume
befangen ist, muss als ein eben so unsicherer Gewährsmann gelten, wo es sich
um die Zeit der älteren Maler handelt: zahlreiche Beispiele werden dies in der
Folge lehren. Es handelt sich also nur noch um das Zeugniss des Satyrus.
Dieses aber wird durch Plutarch geschwächt, welcher °) eines jener beiden Bilder
dem Aristophon, dem Sohne des Aglaophon, beilegt; und dieser konnte, sofern
er der jüngere Bruder des Polygnot war, recht wohl bis gegen Ol. 90 am Leben
sein. Sei es nun, dass Athenaeus beim Excerpiren irrte, oder dass die ursprüng-
liche Lesart 'AgioToqävToc, tov 'AyXaocptnvTOG war und der erste Name wegen
der Aehnlichkeit mit dem zweiten später ausgefallen ist, so fehlt uns doch auf
jeden Fall hinlängliche Veranlassung, um neben dem älteren Aglaophon noch
einen gleichnamigen jüngeren Künstler anzunehmen. — Ueber seine Werke
sind wir äusserst mangelhaft unterrichtet. Aelian") erwähnt ein Pferd als sehr
schön; nach Karystios aus Pergamos s) war er der erste, welcher die Nike ge-
flügelt gemalt hatte. Beide Erwähnungen geben uns aber wahrscheinlich nicht
Nachricht von ganzen Gemälden, sondern nur von Einzelnheiten aus grösseren
Gompositionen.

!) Simon, bei Paus. X, 27, 4; Plato Jon. I, p. 532 E; Gorg. I, p. 448 ß u. d. Scliol.;
Harpocr. Sind. Phot. s. v. ITolvyvwTos; Dio Cbrys. LV, p. 558 B. 2) Or. III, 7. 3) XII,
10 lnit. 4) 35, 60. 3) XII, 534 D. ") Aleib. IG. 7) H. A. epil. p. 972 Gronov. s) Beim
Scbol. Arisfc Av. 573.
 
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