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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0063

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[II. Die Maler zur Zeit des peloponnesischen Krieges.

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eben erst vollendet. Ich kann nicht umhin, bei dieser Gelegenheit die Ver-
muthung zu äussern, dass auch bei Plato *) noch eine Erwähnung des Zeuxis
versteckt sei. Er lässt nemlich den Sokrates in lobender Weise von einem
Jüngern, in Athen sich aufhaltenden Maler aus Heraklea sprechen, Namens
Zeuxippos, und auf denselben scheint sich auch eine Anspielung bei Xenophon2)
zu beziehen. Dieser Zeuxippos ist sonst gänzlich unbekannt. Da nun Heraklea
die Vaterstadt des Zeuxis ist, da dieser nachweislich für Athen thätig war, und
endlich die Zeit, in welche uns Plato's Protagoras versetzt, der Aufführung der
Acharner nicht eben fern steht, so liegt die Vermuthung nahe, dass der Name
des Zeuxippos nur aus Versehen an die Stelle des Zeuxis gesetzt worden ist.
Für die Möglichkeit einer solchen Verwechselung vermag ich anzuführen, dass
in einer nicht schlechten vaticanischen Handschrift des Plutarch im Leben des
Perikles 3) der Name des Zeuxis ebenfalls durch den des Zeuxippos verdrängt
worden ist. Demnach dürfen wir die Thätigkeit des Zeuxis etwa zwischen die
<S6ste und 96ste Olympiade setzen, so dass Quintilian4) ganz richtig rechnet,
wenn er sagt, Zeuxis und Parrhasios hätten, in nicht grossem Abstände von
Polyghot und Äglaophon, um die Zeit des peloponnesichen Krieges geblüht. -
t eber den Tod des Zeuxis findet sich eine eigenthümliche Sage hei Festus *),
deren Glaubwürdigkeit natürlich dahingestellt bleiben mag, nemlich: er sei ge-
storben vor Lachen über ein von ihm gemaltes altes Weib.
Von seinen Werken kennen wir folgende:

Eine Götter Versammlung: „Prächtig ist sein Zeus auf dem Throne,
von den Göttern umgeben": Plin. 35, 63.

Eros mit Rosen bekränzt, im Tempel der Aphrodite zu Athen: Schob
Arist. Acharn v. 991.

Marsyas gebunden, zu Rom im Tempel der Concordia: Plin. 45, 66;
vgl. Philostr. iun. 2. * vk>>l«^vi

Pan, welchen der Künstler dem Archelaos schenkte: Plin. 35, 62; vgl.
Philostr. sen. II, 11.

Eine Kentaurenfamilie. Das Original, welches Sulla nach Rom ver-
setzen wollte, war bei dem Vorgebirge Malea im Meere untergegangen; eine
genaue Gopie aber sah Lucian in Athen und beschreibt sie ausführlich in fol-
gender Weise (Zeuxis 4 sqq.)y^,Auf grünendem Rasen ist die Kentaurin dar-
gestellt, in ihrer ganzen Rossgestalt am Boden liegend. Die Füsse sind nach
hinten ausgestreckt. Der weibliche Körper aber ist sanft erhoben und ruht auf
dem Ellnbogen. Auch die Vorderfüsse sind nicht ganz weggestreckt, als ob
sie selbst auf der Seite läge; sondern der eine scheint wie im Niederlassen ein-
geknickt und liegt gekrümmt mit eingezogenem Hufe; der andere aber erhebt
sich und ist gegen den Boden gestemmt, wie bei den Pferden, wenn sie auf-
zuspringen versuchen. Von den Jungen hält sie eins empor in den Armen und
nährt es auf menschliche Weise, indem sie ihm die weibliche Brust darbietet;
das andere aber säugt sie an dem Euter nach Art eines Füllens. Oben in dem
Bilde, wie von einer Warte, neigt ein Bosskentaur, offenbar der Mann derjenigen,
welche die Kleinen in doppelter Weise nährt, sich lächelnd über; er ist nicht

x) Protag. 318 St. -') Sympos. 4, G3. 3) c. 13. *) XII, 10. 5) s. v. pictor.
 
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