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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0079

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III. Die Maler zur Zeit des peloponnesischen Krieges.

69

Ein Archigallus, Oberpriester der Gybele. Für dieses nach Deculo
auf 60,000 Sestertien geschätzte Bild hatte der Kaiser Tiberius eine besondere
Vorliebe gefasst und es deshalb in dem von ihm bewohnten Gemache auf-
gehängt: Plin. 35, 70.

Ein Priester, neben dem ein Knabe mit Weihrauchpfanne und Kranz
stand: Plin. 35, 71. Vielleicht war, wie Sillig vermuthet, dieses Bild identisch
mit dem des Megabyzos, des ephesischen Oberpriesters, welches Tzetzes
(Chil. VIII, 198) aus Aeschrion von Mitylene als ein Werk des Parrhasios anführt.

Der Führer eines Schiffes mit dem Harnisch angethan (nauarchum
thoracatum): Plin. 37, 69.

„Zwei Knaben, in denen sich die Dreistigkeit (securitas) und die Ein-
fältigkeit des Knabenalters ausspricht": Plin. 35, 70.

„Zwei Gemälde von Schwerbewaffneten, von denen der eine so in
den Kampf stürmt, dass er zu schwitzen scheint; der andere die Waffen ablegt,
dass man zu hören glaubt, wie er verschnauft:" Plin. 35, 71.

Berühmt ist der Vorhang, den er so täuschend gemalt hatte, dass Zeu-
xis ihn für einen wirklichen nahm: Plin. 35, 65.

„Er malte in kleineren Bildern auch unzüchtige Gegenstände, indem er
bei dieser Art muthwilligen Scherzes Erholung suchte" : Plin. 35, 72. Ein solches
Bild, Meleager und Atalante (Meleagro Atalanta ore morigeratur) erwähnt Sueton:
Tiber. 44. Es wurde dem Kaiser Tiberius vermacht unter der Bedingung, dass
er, wenn er am Gegenstande Anstoss nähme, an seiner Stelle eine Million Ses-
tertien erhalten solle; er zog jedoch das Bild vor und hing es in sein Gemach.

Er lieferte die Zeichnungen zu den Werken, welche Mys in cisellirter Arbeit
ausführte: Paus. I, 28, 2. Namentlich angeführt werden: der Kampf derLapithen
und Kentauren für den Schild der ehernen Pallas des Phidias (Paus. 1. 1.), und die 102 \
Zerstörung Ilions für einen Becher (omyos 'f/oaxtacorixoc;) mit folgender Inschrift:
FgümiciTu JlaoaoLoLu, re/va Mvüc;. £ji/tt de SQyov
'Thiov ainsiväg, &v i'Xoi» AiavlSai.
Athen. XI, p. 782 A.

Endlich berichtet Plinius (35, 68), dass man noch manche Reste von Zeich-
nungen „in tabulis ac membranis eius" aufbewahrt habe, welche von den
Künstlern mit Vortheil benutzt werden sollten. Aus dieser Angabe erklärt es
sich vielleicht, dass unter den Auetoren des 35sten Buches in einigen Hand-
schriften des Plinius auch Parrhasios angeführt wird, während wir von eigent-
lichen Schriften dieses Künstlers sonst nichts wissen, und sein Name sich auch
gerade in der bamberger Handschrift nicht findet.

Hinsichtlich des Materials, dessen er sich beim Malen bedient, wird nur
eine Einzelnheit berichtet: nemlich dass er und Nikomachos zum Weiss die Kreide
von Eretria verwendet habe: PI. 35, 38.

Den Erörterungen über die künstlerischen Leistungen des Parrhasios wollen
wir ein kurzes, aber sehr charakteristisches Zeugniss des Alterthums voran-
stellen: ovmvv öÖte fioi rrjv 'Aev^iSug r£/i'm>, ret HaggaoLov oocpLopaTa, sagt
Himerius i). Dieser Ausdruck aocpianara, dem lateinischen argutiae entsprechend,

r) Eck XIII, 5: ap. Pliot. p. 602 Hoeseli.
 
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