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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0100

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Die Maler.

den Herakliden, bezogen wird. Wäre dies begründet, so müsste der Künstler be-
reits Ol. 97, 4, als der Plutos zum zweiten Male aufgeführt ward, thätig gewesen
sein, was an sich wohl möglich wäre. Allein der Widerspruch der Scholiasten
unter einander macht die ganze Erzählung zweifelhaft. Sicher scheint aller-
dings, dass es ein Bild der Herakliden in Athen gab; aber der sorgfältigste der
Scholiasten spricht dies ausdrücklich dem Pamphilos ab und bezeichnet es als
ein Werk des Apollodor. Die von demselben Scholiasten aufgeworfene Schwie-
rigkeit aber, dass „in den Didaskalien vor dieser Zeit kein tragischer Dichter
Pamphilos erwähnt werde", auf welchen sich die Anspielung des Aristophanes
beziehen könne, hat Welcker1) durch die Vermuthung gehoben, dass hier ein
Schauspieler Pamphilos gemeint sein möge, welcher in den Herakliden des
Euripides die Hauptrolle schlecht gespielt habe und deshalb von Aristophanes
verspottet werde. — Beseitigen wir also diese ganze Nachricht, so bleibt uns
zunächst die Angabe, dass Pamphilos die Schlacht bei Phlius und den Sieg
der Athener malte 2). Freilich sind wir auch hier in Bezug auf die mancherlei
Kämpfe, welche gerade in dieser Gegend vorfielen, nicht überall genau genug
unterrichtet, um eine völlig sichere Entscheidung zu wagen. Doch hat die Ver-
muthung Tölken's8) wenigstens eine grosse Wahrscheinlichkeit für sich, dass
133 hier die von Xenophon erwähnten Kämpfe im dritten Jahre der 103ten Olympiade
zu verstehen seien 1). Die Zeit der Schüler des Pamphilos steht hiermit wenigstens
im Allgemeinen im Einklang, wenn freilich auch über diese, selbst über Apel-
les in Hinsicht auf den Beginn seiner Thätigkeit, die Angaben nicht so be-
stimmt lauten, dass dadurch im Einzelnen auf den Lehrer zurückzuschliessen
erlaubt wäre.

Auch über seine Werke haben wir nur eine kurze Nachricht bei Plinius A):
Pamphili cognatio et proelium ad Phliuntem ac victoria Atheniensium, item
Ulixes in rate. Was wir unter cognatio zu verstehen haben, ist schwer auszu-
machen. Plinius 6) führt noch einmal eine „cognatio nobilium" als ein Gemälde
des Timomachos an. Der lateinische Ausdruck scheint dem griechischen avy-
y&vmov zu entsprechen, wenn auch Plinius 7) denselben einmal durch frequentia
übersetzt: Athenion pinxit . . . Athenis frequentiam, quam vocavere syngenicon8).
Endlich dürfen wir noch zur Vergleichung aus Plinius") anführen, dass „Goenus
stemmata" malte10), womit sich die Notiz bei PlutarchJ1) über ein Gemälde des
Ismenias verbinden lässt, in dem die Familie des Redners Lykurg in ihrer Ge-
schlechtsfolge 0; xarccyM/ij tov yevovg) dargestellt war. Hiernach müssen wir
allerdings zugeben, dass die „cognatio" des Pamphilos ein Fainilienbild irgend
einer Art gewesen sein könne. Betrachte ich jedoch, wie in den Worten et
proelium .... ac victoria gewiss nur ein einziges Gemälde bezeichnet ist, so
kann ich mich des Verdachtes nicht erwehren, dass auch cognatio auf dasselbe
zu beziehen sei, der Ausdruck selbst aber auf einem Verderbnisse des Textes

i) Griech. Trag. S. 710. 2) Plin. 35, 76. 3) Amalthea III, S. 116. 4) hist. gr. VII, 2,
§ 11, 19, 22. 6) a. a. 0. 6) 35, 136. 7) 35, 134. 8) vgi § 143. Oenias syngenicon. 9) 35,
139. 10) Im eigenthümlich römischen Sprachgebrauche erscheinen nicht sowohl die Familien-
bilder selbst, als der eigentliche Stammbaum, der genealogische Apparat, durch welchen
solche Bilder unter einander verknüpft wurden, durch stemmata bezeichnet worden zu sein:
Plin. 35, 6; Seneca de benef. III, 28; Lamprid. Alex. Sev. c. 27; vgl. K. Hoch, peint. ant.
inöd. p. 343. «) Vitae X Oratt. p. 843 F.
 
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