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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0101

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IV. Die Maler vom Ende des pelopomi. Krieges bis zum Tode Alexanders d. Gr. 91

oder einem Missverständnisse beruhe, durch welches er an die Stelle eines Be-
griffes, wie „Zusammenstoss, Angriff" getreten sei. — Das zweite Werk des
Pamphilos: Odysseus auf dem Nachen oder Schiffe (in rate), bezeichnet Plinius
zu allgemein, als dass sich über die Darstellung eine Vermuthung äussern 134
Hesse. — Sonst wissen wir nur noch aus Plutarch dass Arat bei seinen Kunst-
käufen für Ptolemaeos sein Augenmerk besonders auf Gemälde des Pamphilos
und Melanthios richtete, die jedoch nicht näher beschrieben werden. Um so
wichtiger sind uns die Nachrichten des Plinius 2) über die Bedeutung des Künst-
lers im Allgemeinen: „Pamphilos war Makedonier von Geburt, aber in der
Malerei zuerst in allen Wissenschaften gebildet, vornehmlich in der Mathematik
und Geometrie, ohne welche er die Möglichkeit einer vollendeten Durchbildung
der Kunst leugnete. Er lehrte niemand um einen geringeren Preis,, als ein
Talent, nemlich jährlich 500 Denare [was in zwölf Jahren ein Talent beträgt],
welchen Preis ihm Apelles und Melanthios bezahlten. Durch sein Ansehen ge-
schah es, zuerst in Sikyon, dann im ganzen Griechenlande, dass die freien
Knaben vor allen in der Graphik, d. i. in der Malerei [oder richtiger: Zeich-
nung] auf Buxbaum unterwiesen wurden und dass diese Kunst unter den freien
Künsten ersten Ranges ihre Stelle erhielt. Zwar war sie immer so in Ehren,
dass Freie sie übten; bald aber so, dass es Leute aus geehrterem Stande (ho-
nesti) thaten, und für immer untersagt ward, dass Sklaven in ihr unterwiesen
würden. Deshalb haben weder in dieser Kunst, noch in der Toreutik Werke
von irgend einem, der im Verhältniss der Knechtschaft gestanden, Ruf er-
langt." —

An diese Nachricht reihen wir zunächst noch eine Glosse des Suidas:
nd^icpiXoq, 'Aiicpino'kiTric,, rj '2iY.vcSvt.og, ?'/ Ntxono'KiTTjQ, quXöoocpoc;, 6 htixXrjdsls
yiXonQÜynaroc,, eixövag xccr« oroiysiov, T&yvr)v ypix^jttartxiji», usql ygacpixi]c; -/.cd
Kw/Qacpav evöö^cov, ysagyiitä ßißXia y. Dati3), der diese Stelle zuerst berück-
sichtigt hat, wagt nicht zu entscheiden, ob dieser Pamphilos mit dem Maler
identisch ist; und allerdings scheinen Schriften über Grammatik und Landbau
von der Beschäftigung mit der Malerei weit abzuliegen, weshalb auch Bern-
hardy •«) die von Suidas angeführten Schriften zwischen dem Maler und einem
sonst noch einige Male erwähnten platonischen Philosophen theilen will. Den-
noch fragt es sich, ob wir Suidas anklagen sollen, Ungehöriges vermischt zu 135
haben. Der Philosoph mit dem Beinamen (piXonciuyitaTOQ und der Maler omnibus
litteris eruditus entsprechen sich so gut, dass wir uns nicht wundern dürften,
wenn irgendwo gesagt wäre, der Philosoph habe gemalt, und anderwärts, der
Maler habe philosophirt. Wenn ferner Epikur in seinen ersten Jünglingsjahren
ein Zuhörer des Pamphilos war, so Hesse sich darauf die Vermuthung bauen,
dass dieser in seinem höheren Alter vielleicht wegen Abnahme der sinnlichen
Kräfte sich ganz von der Malerei ab und zu rein theoretischen und philosophi-
schen Studien gewendet habe. Endlich aber scheint auch Cicero 5) Maler und
Philosophen für eine Person zu halten, wenn er die Rhetorik des Pamphilos
spöttisch mit Bilderchen für Kinder zum Spielwerk gemalt vergleicht: Pamphi-
lumque nescio quem sinamus in infulis tantam rem (die Rhetorik) tamquam

x) Arat. 12. -) 35, 76. 3) vite de' pittori p. 105. *) zu Suidas 1. 1. 5) de or. III, 21.
 
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