Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0124

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11 i

Die Maler.

„Apollo und Diana".

..Die Göttermutter auf einem Löwen sitzend."

„Berühmte Bacchantinnen, an welche sich Satyrn heranschleichen."

„Scylla, welche sich jetzt zu Rom im Friedenstempel hefindet." Sofern
diese nicht die Tochter des Nisos, sondern die Meerjungfrau war, mochte sich
auf diesem Bilde die Figur des Odysseus befinden; und die obige sehr unver-
mittelt dastehende Notiz dürfen wir dann vielleicht hier anknüpfen, indem ja
häufig Randbemerkungen bei Plinius an falscher Stelle in den Text geschoben
worden sind.

Endlich die schon einmal erwähnten Arbeiten am Denkmale des Telestes.

Die Stellung, welche dem Nikomachos als Künstler gebührt, kann keines-
wegs eine untergeordnete gewesen sein. Wir jedoch vermögen nur diese That-
sache nachzuweisen, ohne sie im Einzelnen begründen zu können. Nikomachos

169 erscheint zuerst bei Cicero1) neben Aetion, Protogenes, Apelles den älteren
Schulen gegenüber als ein jeder Beziehung vollendeter Künstler. Bei Plutarcb.2)
steht er dem Zeuxis und Apelles zur Seite. Plinius 3) führt ihn unter den Ma-
lern, welche zu ihren unsterblichen Werken nur die bekannten vier Farben an-
gewendet, in einer Reihe mit Apelles, Aiition, Melanlhios an. Schon hiernach
kann es also nicht zweifelhaft sein, dass Nikomachos den Künstlern ersten
Ranges zuzuzählen ist. Fragen wir aber nach den Verdiensten im Einzelnen,
so erfahren wir über seine Behandlung der Farben ausser der schon angeführten
Notiz von ziemlich zweifelhaftem Werlhe nur noch, dass er zum Weiss sich der
Kreide von Erelria bedient habe 4). Ueber seine Zeichnung wird uns kein Wort
gemeldet. Von den Gegenständen seiner Darstellungen, Bildern von Göttern
und Heroen, lässt sich zwar im Allgemeinen behaupten, dass sie durchweg eine
ideale Richtung des Künstlers bekunden; ja einige, wie der Raub der Proser-
pina, die Victoria mit dem Viergespann scheinen schon an sich einen hohen
Grad von Lebendigkeit und Energie der Auffassung vorauszusetzen; aber auch
hier müssen wir uns mit der blossen Voraussetzung begnügen.

So bleibt uns denn, um der Individualität des Künstlers etwas näher zu
treten, zunächst die folgende Erzählung bei Plinius übrig: „Keiner war in dieser
Kunst (der Malerei) behender. Man erzählt nemlich, er habe für Aristratos, Ty-
rannen von Sikyon, das Denkmal zu malen übernommen, welches dieser dem
Dichter Telestes setzte, wobei der Tag festgesetzt war, an welchem es vollendet
sein musste. Da soll er nun erst kurz vorher gekommen sein, so dass der
Tyrann schon ihn zu strafen geneigt war, aber es in wenigen Tagen vollendet
haben, bewundernswerth sowohl wegen der Schnelligkeit, als wegen der Kunst."
Wir sehen hieraus, dass auf jeden Fall Nikomachos die vollste Herrschaft über
die technischen Mittel der Darstellung besass. Wenn nun freilich die blosse
Virtuosität in ihrer Anwendung für sich allein nicht immer für ein bedeutendes
Verdienst gelten kann, indem sie im Gegentheil sogar häufig den Künstler zur

170 Vernachlässigung höherer Forderungen verleitet, so war doch dies bei Niko-
machos nicht der Fall, wie schon Plinius andeutet, und ausdrücklich uns Plu-
tarch s) belehrt. Dieser stellt die bewährte Strategie des Epaminondas und Age-

!) Brut. 18. -) De mul. virt. praef. 3) 35( 50. i) pün. 35, 38. 3) Timol. 3G.
 
Annotationen