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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0125

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IV. Die Maler vom Ende des peloponn. Krieges bis zum Tode Alexanders d. Gr. 115

silaos als mühevoll und schwierig durchzukämpfen der des Timoleon gegen-
über, als welche neben ihrer sonstigen Vortrefflichkeit noch den Vorzug der
Leichtigkeit besitze, so dass sie richtig beurtheilt nicht ein Werk des Glückes,
sondern einer glücklichen Tapferkeit zu sein scheine. Diesen Vergleich aber
erläutert er durch eine Parallele aus der Poesie und Malerei: die'Poesie des
•Äntimachos aus Kolophon, so wie seines Landsmannes Dionysios Malerei er-
scheine bei ihrer Kraft und ihrem Nachdruck doch als etwas Gezwungenes und
Mühevolles; während dagegen Homers Verse und des Nikomachos Gemälde
bei ihrer sonstigen Bedeutung und Grazie noch dies voraushätten, dass sie mit
Geschick und Leichtigkeit ausgeführt schienen. Jene Virtuosität war demnach
bei Nikomachos nicht ein vereinzeltes oder das vorzüglichste Verdienst, sondern
■vielmehr eine ausgezeichnete Zugabe, ein Schmuck seiner übrigen Vortrefflich-
keit. Wo sie aber wie bei ihm hervortritt, wird sie ihrem Ursprünge nach sel-
tener das Resultat eines systematischen Studiums- sein, als einer angeborenen
Gewandtheit und Befähigung. Dürften wir nun als ausgemacht annehmen, dass
dies bei Nikomachos wirklich der Fall gewesen, so liesse sich schon hieraus
auf einen bestimmten Gegensatz seiner künstlerischen Eigenthümlichkeit zu der
gleichzeitig erblühenden strengen sikyonischen Schule schliessen. Allein es
fehlt uns die Kenntniss von Thatsachen, durch welche für die Richtigkeit einer
solchen Vermuthung in ihrer weiteren Durchführung Bürgschaft geleistet wer-
den könnte.

Wenn daher Vitruv1) unter den Künstlern, welche nicht aus Mangel an
Verdienst, sondern durch ungünstige Verhältnisse des gebührenden Nachruhms
nicht theilhaftig geworden seien, auch Nikomachos anführt, so finden wir seine
Ansicht in sofern vollkommen bestätigt, als uns die Mangelhaftigkeit unserer
Quellen die Möglichkeit verweigert, von der Eigenthümlichkeit des Nikomachos
nUr annäherungsweise ein solches Bild zu entwerfen, wie es uns hei Zeuxis, 171
Apelles u. a. gestattet ist, denen er doch im Allgemeinen als ebenbürtig an die
seite gestellt wird.

Der Vollständigkeit wegen ist noch die Erzählung nachzutragen, dass Niko-
machos einen Idioten, welcher meinte, dass er an der Helena des Zeuxis keine
besondere Schönheit zu entdecken vermöge, antwortete: nimm meine Augen
Und sie wird dir eine Göttin scheinen 2).

Da uns über zwei seiner Schüler, Koroebos und Aristo weitere Nach-
richten mangeln, so wenden wir uns sogleich zu:
Philoxenos

aus Eretria. Er scheint seinem Lehrer sehr ähnlich gewesen zu sein. Denn
»er folgte ihm hinsichtlich der Schnelligkeit und soll sogar noch einige kürzere
und compendiüsere Manieren der Malerei erfunden haben3)." Worin diese be-
standen, wird jedoch nicht angegeben. Von seinen Werken ist eins, die Schlacht
Alexanders mit Darius, für Kassander gemalt, schon früher erwähnt worden.
IJlinius nennt es ein Gemälde, welches keinem andern nachzusetzen sei: ein
Prädicat, welches niemand dem pompeianischen Mosaik der Alexanderschlacht

III, praef. § 2. 2) Stobaeus serm. Gl und Aolian v. Ii. XIV, 47, wo nur der Name
Nikomachos mit Nikostratos vertauscht ist. >) Plin. 35, 110.
 
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