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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0127

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IV. Die Maler vom Ende des peloponn. Krieges bis zum Tode Alexanders d. Gr. 117

Figuren sich auf einem oder auf zwei Gemälden befanden. Gewiss aber war
der Dionysos eines der berühmtesten Werke des Aristides und besonders auch
durch seine späteren Schicksale interessant. Strabo (VIII, p. 381), der ihn noch
im Tempel des Ceres sah, aber hinzufügt, dass er bald darauf bei dem Brande
desselben zu Grunde gegangen sei, erzählt, dass Polybius bei der Zerstörung
Korinths unter andern auf dem Boden herumgeworfenen Gemälden, aufweichen
die Soldaten würfelten, auch den Dionysos des Aristides gesehen habe, auf
den Einige das Sprüchwort ovösv npi^ tov Jtövvaov angewendet haben sollen
twas andere vom Dionysos des Parrhasios erzählen]. So entwürdigt, sollte aber
das Kunstwerk bald zu neuen Ehren kommen. Denn wie Plinius (35, 24) be-
richtet, bot auf dasselbe Attalos bei der Versteigerung einen so hohen Preis,
dass Mummius dadurch auf den Werth aufmerksam gemacht es ihm zu seinem
grossen Bedauern nicht ausliefern wollte, sondern im Cerestempel zu Rom
^veihete, als das erste fremde Gemälde nacli Plinius Meinung, welches in Rom
öffentlich aufgestellt ward. Die Summe, welche Plinius hier angiebt, XVI, d. i.
6000 Denare oder ein Talent, würde nicht so bedeutend gewesen sein, dass sie
die Aufmerksamkeit des Mummius hätte erregen können. Wenn daher Plinius
an zwei andern Stellen 7, 126 und 35, 100 erzählt, dass Attalos ein Gemälde
des Aristides für hundert Talente gesteigert oder gekauft habe, so ist offenbar,
dass wir nach Gronov's Vorgange auch in der ersten Stelle statt 6000 Denare
einen Preis von 600.000 Denaren annehmen müssen, welche gerade hundert
Talente ausmachen.

„Ein tragischer Schauspieler im Tempel des Apollo zu Rom. Der
Reiz dieses Bildes ging durch die Unkunde des Malers verloren, dem es der
Prätor M. Junius um den Tag der apollinarischen Spiele zum Reinigen ge- ■
schickt hatte."

,;im Tempel der Fides zu Rom sah man das Bild eines Greises, welcher
einen Knaben auf der Leier unterweist."

„Er malte auch einen ohne Ende gepriesenen Kranken."

Als unvollendet, aber darum nicht minder berühmt führt Plinius an einer
andern Stelle (35, 145) das Bild der Iris an.

In dem oben berührten Citat des Strabo (VIII, 381) aus Polybius ist ausser 174
dem Dionysos noch von einem anderen Gemälde die Rede:

Herakles von Schmerz durch das Kleid der Deianeira gepeinigt. Zwar
wird es nicht ausdrücklich, wie der Dionysos, ein Werk des Aristides genannt.
Doch liegt es nahe, dies anzunehmen, sowohl wegen der gemeinsamen Erwäh-
nung, als besonders, weil wir sehen werden, dass dieser Gegenstand der Geistes-
i'ichtung des Künstlers durchaus angemessen war.

Endlich erwähnt Polemo bei Athenaeus p. 5G7B den Aristides unter den
noQvoyQdyoi, und Plinius (35, 122) unter den Erfindern der Enkaustik.

Während nun unter den hier aufgezählten Werken einige von so scharf
ausgeprägter Eigenthümlichkeit sich befinden, dass sich schon aus ihnen die
Kunstrichtung ihres Urhebers bestimmen lassen würde, bietet uns Plinius i) in
wenigen Worten den Schlüssel zu weiterem Verständnisse: is omnium primus

J) 35, 98.
 
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