Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0174

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1(>!

Die Maler.

Echion ganz zu verwerfen. Bei Lucian steht 'AstLcjv fest; bei Cicero im Brutus x)
führen die Handschriften auf Eetion, in den Paradoxen2) auf dasselbe oder
Aetion; bei Plinius endlich an drei Stellen3) lassen die besten Handschriften
ebenfalls nur die Wahl zwischen Aetion und Eetion: zwei nur dialektisch ver-
schiedenen Formen desselben Namens, durch welche uns die Vermuthung nahe
gebracht wird, dass der Künstler als Ionier der asiatischen oder specieller der
ephesischen Malerschule angehört habe. — Nicht minder bestimmt, als die
Identität des Namens, lässt sich aber die der Person nachweisen: Cicero im

244 Brutus nennt Aetion zusammen mit Nikomachos, Protogenes, Apelles als voll-
endete Maler im Gegensatz zur älteren Schule; in den Paradoxen wird ein Ge-
mälde des Aetion als etwas so vorzügliches, wie eine Statue des Polyklet ge-
priesen. Plinius, der ihn zweimal mit dem sonst unbekannten Therimachos
als Maler und als Bildhauer anführt, verbindet ihn an der dritten Stelle ') mit
Apelles, Melanthios, Nikomachos in ganz ähnlichem Sinne, wie Cicero im Brutus.
Lucian endlich vereinigt5) Apelles, Parrhasios, Aetion, Euphranor, und eben so0)
Polygnot, Euphranor, Apelles, Aetion, und zwar als Künstler einer längst ver-
gangenen Zeit (tcöv nakaicäv rtvag exeivcov rsjyitäv), wie sie „jetzt" nicht mehr zu
finden seien (eitel 8h unooov vvv svqeiv riva ovrcog yevvaXov xal äy.oißrj ri}v re^v^v).
Demnach erscheint Aetion stets in der Gesellschaft der ausgezeichnetsten Künstler,
namentlich neben Apelles und seinen Zeitgenossen als Repräsentanten der voll-
endetsten Entwicklung. Hiermit trifft vollkommen die Zeitbestimmung des Pli-
nius überein, der ihn mit Therimachos in die 107te Olympiade setzt, womit
schliesslich im besten Einklänge steht, dass er nach Lucian in der Aetion oder
Herodot betitelten Schrift die Hochzeit Alexanders mit der Rhoxane malte, welche
in den Anfang der 113ten Olympiade fällt. Im Gegensatze gegen alle diese
Zeugnisse nimmt aber Müller") an einem einzelnen Ausdrucke des Lucian Anstoss
und will in Folge dessen den Künstler bis nahe an die Zeit dieses Schrift-
stellers, d. h. in die Epoche Hadrians herabrücken. Der Zusammenhang ist
folgender: „Herodot, heisst es, hatte den glücklichen Gedanken, seine Werke
in Olympia vorzulesen, wodurch er schnell zu bedeutendem Ruhme gelangte.
Ihm folgten darin Hippias, Prodikos, Anaximenes und viele andere. Aber wozu
ist es nöthig, auf alte Sophisten, Schriftsteller und Geschichtsschreiber zurück-
zugehen, da ja „xal tu rskevrata ravra" auch Aetion, der Maler, sein Bild des
Alexander und der Rhoxane nach Olympia gebracht und in Folge dieser Aus-
stellung die Tochter des Hellanodiken Proxenidas zur Frau erhalten haben soll."
Ich will hier von der historischen Schwierigkeit einer hohen Blüthe der Malerei
unter Hadrian ganz absehen. Mit Recht aber bemerkt Stark, dass das That-
sächliche der Erzählung, die Feier der Olympien als eines grossen hellenischen

245 Nationalfestes, der Ruhm und die Belohnung des Aetion durch den Hellanodiken,
sich mit der Zeit des Hadrian und der Antonine nicht vereinigen lässt, wo in
Griechenland die panhellenischen Spiele zur blossen Tradition geworden waren.
Der verfängliche Ausdruck ,,r« rslsvTala ravrct11 endlich braucht durchaus keine
Zeitbestimmung zu enthalten, sondern soll nur die Erörterung zum Schluss

x) 18, 2) 5, 2. 3) 34, 50; 35, 50 u. 78. *) 35, 50. '') de merc. cond. 42. G) imagg. 7.
') Arch. § 211.
 
Annotationen