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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0217

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VI. Die Maler zur Zeit der römischen Herrschaft.

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nämlich in der Toga, obwohl auf den Gerüsten stehend. Der Kerker seiner
Kunst war das goldene Haus (des Nero), weshalb sich sonst nicht viele Stücke
von ihm finden": Plin. 35, 120. Der Name des Künstlers ward früher Fabullus
geschrieben. Ferner findet sich nach floridus in den Handschriften noch ein
Wort, in der besten umidus, in den schlechtem stufenweise bis zu humilis,
humilis rei verderbt. Umidus, d. h. humidus, giebt keinen passenden Sinn.
Will man daher das ganze Wort nicht für eine Interpolation hallen, was Sillig
nicht ohne Wahrscheinlichkeit vermuthet, so entspricht noch am meisten den
Spuren der Handschriften die v. Jan'sche Gonjectur: et tumidus, wodurch dem
Künstler ein gewisser Schwulst, ein Uebermaass blühenden Styls beigelegt
würde, wie z. B. von einigen dem Cicero hinsichtlich der Sprache: Quintil.XII, 10,12.
Freilich brauchte auch dieses Wort nicht ursprünglich von Plinius herzurühren,
sondern könnte ein Glossem zur näheren Erklärung von floridus sein. Was
seine Minerva anlangt, so ist. keineswegs, wie nach Durand Sillig annimmt, an
eine schielende Bildung zu denken. Bildnisse, welche der Künstler so auffasst,
dass der Dargestellte ihm selbst scharf ins Auge blickt, werden, richtig durch-
geführt, stets dieselbe Wirkung üben.

Cornelius Pinus und Attius Priscus.
„Nach dem eben Genannten standen in Ansehen Cornelius Pinus und Attius 308
Priscus, welche den Tempel der Honos und Virtus bei der Wiederherstellung
durch Vespasian malten; Priscus nähert sich mehr den Alten": Plin. 35, 120.

Hiermit schliesst Plinius, und wir mit ihm, die Reihe der einigermassen
bedeutenden römischen Maler. Allerdings wissen wir von einer ganzen Reihe
von Kaisern, dass sie sich mit Malerei beschäftigten, so von Nero (Suet. Nero 52;
Tacit. ann. XIII, 3; Dio Chrysost. LXXI, p. 381 ed. Reiske), Hadrian (Dio
Gass. 69, 3 u. 4; Suidass. v.; Spartian c. 14; Aur. Vict. epit. c. XIV, 2), Marc
Aurel (Capitolin. c. 4), Alexander Severus (Lamprid. c. 27), Elagabal
(Lamprid. c. 30; Herodian V, 5), Valentinian (Amm. Marcell. XXX, 9, 4;
Aur. Vict. epit. c. XLV). Aber wir werden ihnen deshalb doch nicht einen Platz
unter den Künstlern, sondern nur unter den Dilettanten einräumen.

Ausser den eigentlich römischen sind nur noch wenige andere Maler aus
der Kaiserzeit bekannt:

A1 e x a n d r o s.
Sein Name: AylEgANJPOZ
A&IINAI02

EFPAOEN (so, nicht b/Qaxpsv)
findet sich auf einer Umrisszeichnung auf Marmor, welche mit drei andern voll-
kommen ähnlich behandelten, also wohl ebenfalls von seiner Hand herrührenden,
im Jahre 1746 zu Resina entdeckt wurde, und daher nicht jünger als der Aus-
bruch des Vesuv unter Titus sein kann: C. J. Gr. 5863; Mus. Hercul. I, 1—-4.
Wie wir aber in der Sculptur durch zahlreiche Beispiele eine Nachblüthe der
attischen Kunst in Rom nachzuweisen vermochten, so dürfen wir auch diesen
Alexandras zu einem ähnlichen Beweise hinsichtlich der Malerei benutzen, in-
dem die Reinheit und der Adel seines Styls bei der durch die Linearzeichnung
 
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