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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0238

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228

Die Architekten.

basis befindlich angeführt wird. Allein Böckh bemerkt, dass wir es nur mit
einer Grabschrift zu thun haben; und in einer solchen kann rs^w; in sehr ver-
schiedenem Sinne gebraucht werden.

Anaxikrates. s. Xenaeos.

Andronikos

aus Kyrrhos, also entweder Makedonier oder Syrier, war der Erbauer des so-
genannten Thurmes der Winde zu Athen, der noch jetzt zum grössten Theile
erhalten ist. Von ihm sprechen Varro (de r. r. III, 5) und namentlich Vitruv (I, 6, 4).
Die Form des Baues ist achteckig und auf jeder Seite ist einer der Winde in
Relief dargestellt. Auf der Spitze des Gebäudes aber war ein eherner beweg-
licher Triton angebracht, der mit einer Ruthe in der Rechten anzeigte, von
woher der Wind wehete. Zugleich diente das Gebäude, wie die noch erhaltenen
Ruinen lehren, um die Stunden des Tages bei heiterem Wetter durch die Sonne
und ausserdem durch Wasser anzugeben; vgl. Stuart ant. I, ch. 3. Ueber das
Alter des Baues bemerkt Leake in der Topographie von Athen (S. 151 der Ueber-
339 setzung): „Das Zeitalter des Varro und die Bauart des Thurmes selber machen
es beide wahrscheinlich, dass derselbe etwa um die nemliche Zeit erbaut wurde,
als Scipio Nasica (595 d. St. — 159 v. Chr.) zuerst in Rom ein öffentliches
Horologium errichtete, von welchem berichtet wird, dass es gleich dem Thurme
des Andronikos die Stunden bei Tage und bei Nacht vermittelst des Wassers
angezeigt habe: Plin. 7, 215." In wie weit übrigens Andronikos wirklicher
Architekt war, oder etwa nur, soweit es auf physikalische Kenntnisse ankam,
die Anlage leitete, wage ich nicht zu entscheiden.

Antimachides, s. Antistates.

Antiphilos.

Unter den Schatzhäusern zu Olympia führt Pausanias (VI, 19, 7) eines der Kar-
thager und zwar als Werk des Pothaeos, Antiphilos und Megakles an. Wenn
nun schon ein durch die Karthager in Olympia errichtetes Gebäude auffällig
ist, so werden wir gegen diese Angabe noch misstrauischer dadurch, dass in
dem Thesauros sich Weihgeschenke des Gelon und der Syrakusier wegen eines
Sieges über die Phonicier (Oolviy.ag tj'toi tquIqbolv rj xal ns'q] ßö-X',] xocmiaavTav)
finden. Wir werden dadurch zu der Annahme geleitet, dass der ganze Bau
diesem Siege, wohl dem bekannten bei Himera, Ol. 75, 1, seine Entstehung
verdankte und nach den Karthagern nur benannt wurde, weil er aus der ihnen
abgenommenen Beute errichtet wurde.
An tistates.

„Zu Athen legten die Architekten Antistates, Kallaeschros, Antimachides und
Porinos die Fundamente zu dem Tempel, welchen Peisistratos dem olympischen
Zeus errichtete. Nach seinem Tode jedoch Hessen sie wegen der veränderten
politischen Verhältnisse den Bau liegen": Vitruv VII, praef. § 15. Nach Ari-
stoteles (Polit. V, 11) scheint diese Unterbrechung erst nach der Vertreibung
der Pisistratiden eingetreten zu sein. Trotzdem vergleicht er den Tempel mit
den Pyramiden und sein Schüler Dikäarch (p. 8 Huds.) bestätigt es, dass der
Bau, auch nur halb vollendet, wegen seiner Anlage Staunen errege, und fertig
unübertrefflich sein werde. Ueber die Fortsetzung des Baues unter Antiochos
Epiphanes s. unter Cossutius.
 
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