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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0414

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404

Die Gemmenschneider.

594 Allion.

Die am längsten bekannte Gemme, auf der man diesen Namen zu lesen glaubte,
ist ein kleiner Carneol des florentiner Museums, früher im Besitz Leonardo Ago-
stini's: Gemm. I, t. 41 (1686); Canini Iconogr. n. 92; Maffei Gemm. I, t. 87;
Stosch t. 8; [Gori Mus. flor. II, 2, 2]; Bracci I, t. 10; [Lippert III, 102]; Raspe
2868; Köhler S. 61. Dargestellt ist ein lorbeerbekränzter unbärtiger Profilkopf,
in dem man theils Apollo, theils Herakles oder auch den Kopf eines Athleten
zu erkennen geglaubt hat. Welche Benennung den Vorzug verdient, mag ich
nicht entscheiden. Eben so schwer ist es aber, über die Inschrift ein bestimmtes
Urtheil abzugeben, die sich hinter dem Kopfe befindet. Dass sie nicht AAAION
lautet, hat Köhler im Widerspruch fast mit allen Früheren behauptet (nur Ga-
nini giebt AAAION) und ist darüber von R. Rochette (Lettre ä Mr. Schorn
p. 111) und Glarac p. 27 heftig angegriffen worden. Er sagt: „Ich bin ferner
der Meinung, dass die einzige Art, wie diese sehr kleine Schrift AAAION, im
Falle sie wirklich alt und echt ist, gelesen werden kann, AAAION ist, das ist
„den Gott von Delos", oder „den delischen Gott", wobei man verstehen muss
„sehet ihr hier", oder „verehreich"; ein auf griechischen Münzen sehr gewöhn-
liches Verfahren, von'ähnlichen kurzen Sätzen bloss den Hauptgegenstand im
Accusativ zu schreiben." Gewöhnlich ist nun dieses Verfahren trotz der Be-
merkung Stephani's (bei Köhler S. 262 und 249) gewiss nicht, und ich zweifle,
ob sich die vorgeschlagene Deutung überhaupt hinlänglich begründen lässt.
Dagegen muss ich Köhler's Ansicht über die Lesung der Inschrift dahin be-
stätigen, dass auf einem guten Cades'schen Abdrucke der erste Buchstabe deut-
lich A ist. Wie demnach auch die Inschrift zu deuten sein mag: den Namen
eines Steinschneiders Allion enthält sie nicht; und alle Steine, welche später
bekannt wurden und einen solchen enthalten, sind also mit doppelter Vorsicht
zu betrachten; und wenn sich grammatisch die Form AAAISIN noch recht-
fertigen lässt (Letronne: Ann. dell' Inst. XVII, p. 268), so ist dagegen AvIAION
auch von dieser Seite gewichtigen Bedenken unterworfen. Dies gilt zunächst
von einem Camee mit demselben oder einem ähnlichen Kopfe und der Inschrift

595 AAAION bei Raspe 2833. Ferner werden dadurch die Zweifel Visconti's (Op.
var. II, p. 284) an der Echtheit der so gefassten, aber auf dem Stein rechtläu-
figen Inschrift eines Garneols unterstützt, auf dem der Kopf des Odysseus dar-
gestellt ist, früher im Besitz Hamilton's, später im Museum Worsleianum
(t. 23, 6); Abdrücke bei Gades XXII, P, 252 unter den modernen.

Nur aus Bracci I, t. 11 kenne ich einen Sardonyx mit dem Namen
AAALQN unter einem schreitenden Stiere, vormals im Besitz von Thomas
Hollis. Da das Bild eine Wiederholung des bekannten mit dem Namen des
Hyllos bezeichneten Steines (nur mit Weglassung des Epheu und des Thyrsus,
und unter Hinzufügung einer Mondsichel über der Schulter des Thieres), und
dasselbe öfter zu Fälschungen benutzt worden ist, so muss Köhler's Verwerfungs-
urtheil (S. 156) mindestens wahrscheinlich erscheinen.

Unter den Steinen mit dem Namen im Genitiv AAA1HNOG ist der be-
kannteste ein Carneol, aus der Strozzi'schen Sammlung in die des Herzogs von
Blacas übergegangen, auf dem eine an einen Pfeiler gelehnte Leierspielerin
dargestellt ist: Stosch t. 7; [Gori Mus. flor. II, t. 7, 8]; Bracci I, 13; Winck.
 
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