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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Beilage zu "Die Christliche Kunst", I. Jahrgang
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Nr. 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0342

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II

BEILAGE ZU »DIE CHRISTLICHE KUNST«, I. JAHRGANG, HEFT 5, 1. FEBRUAR 1905

Theodor Charlemont, die Büste »Fröm-
migkeit« und die Statue »Ave Maria« von
Kaan, die Werke von Klotz, Schwathe
(»Fortitudo« und »Heiliger Laurenz«), Ze-
lezny, Erler, Koch und Hella Unger.
Auch einige Entwürfe zum Projekte einer
Ruhmeshalle auf dem Leopoldsberge bei Wien,
worunter die besten von Biberhofer und
Troll sind, erregen die Aufmerksamkeit des
Besuchers. Ein »Reliquial« vom Bildhauer
Zelezny fand bei Kritik und Publikum volle
Anerkennung.
Zum Schlüsse sei noch das Ende eines
Künstlerbundes verzeichnet. Die seit meh-
reren Jahren bestandene »Vereinigung
österreichischer bildender Künstler
und Künstlerinnen in Wien«, die sich
aus einer Anzahl besserer Kräfte, zum Haupt-
teile aber aus Dilettanten rekrutierte, hat sich
angeblich wegen innerlicher Zwistigkeiten
aufgelöst.
Wien Karl Hartmann
DER7 KUNST VEREIN MÜNCHEN
Es wär notwendig, daß eine kleine Auffrischung dem
Kunstverein unter den Arkaden durch Einladung
einheimischer und auswärtiger Kollektionen zuteil wurde;
denn gerade ein solches Institut bedarf, wenn es nicht
als ein überlebtes erscheinen soll, eines frisch pulsieren-
den Kunstlebens. Wer von den Malern den Münchener
Kunstverein nur für eine Ablagerungsstätte von Bildern
hält, dem muß man das Gegenteil so lange nachdrück-
lich klar machen, bis er sich auf die Pflicht besinnt,
die er der Kunst gegenüber schuldig ist. Daß selbst-
verständlich die einheimischen Kräfte unter der Kon-
kurrenz Auswärtiger nicht zu leiden brauchen, ist ja
klar, ebenso klar ist es auch, daß die Kunst m München
nicht still stehen, sondern vorwärts kommen muß.
Begrüßenswert war daher so manche Vorführung von
Werken, die wir ohne Bemühen der Ausstellungsleitung
vielleicht nicht zu sehen bekommen hätten. Erregten
die Schule von Pont-Aven, eine Folge französischer
Bilder der Gauguin, van Gogh, Bernard,
Schuffenecker etc noch teilweise Widerspruch, so-
wohl in der Künstlerschaft, als auch im kunstfreund-
lichen Publikum, so war man doch schon über die Be-
deutung R. Schramm-Zittaus, welcher später erschien,
im klaren. Dieser talentvolle Schüler H. Zügels über-
raschte mit einer Serie virtuos und blendend gemalten
Federviehs, in den verschiedensten Lichteffekten gesehen.
H. Hayeck, welcher auch dem Tierleben interessante
Studien entnimmt, brachte u. a. eine ernste Winter-
landschaft von ganz besonderem Stimmungsreiz. Die
Kollektion E v. Eicken war zwar groß, aber all den
Landschaften, die durchaus nicht schlecht gemalt waren,
fehlte das eigentlich persönliche, künstlerische Element.
Solche schwer angreifbare Studienkunst, die zur Ver-
flachung der Kunst beiträgt, überschwemmt den Markt
in recht bedenklicher Weise und trägt wenig zur Hebung
der künstlerischen Kultur bei, weil das geistige Element
durchweg fehlt. Selbst bei den ganz geschickt und
sicher hingestrichenen Studien des Maler-Ehepaares Graf-
Pfaff fiel dies auf. Trotz all der guten Einzelbeobach-
tungen von Licht und Schatten auf den alten Bauten,
Toren und Dächern eines malerischen alten Städtchens,
vermißte man die Innerlichkeit des Empfindens, welche

doch auch die Studienarbeit aufweisen muß. Der Russe
Som off, dem zwar ein bedeutender Ruf vorausgeht,
gab uns nach dieser Richtung auch wenig. Die ab-
sichtlich naiv sein sollende Biedermaierei verquickte er
mit den Eigentümlichkeiten von Degas’ Kunst und griff
dann wieder auf die alten Rokokomeister zurück. —
Interessante Entwürfe, Bilder und Studien zeigte L. v.
Langenmantel; in fortschrittlicher Richtung brachte
er namentlich eine neue und seltsame Note in das Bild
dreier tanzenden Mädchen hinein, das als Färb- und
Beleuchtungsproblem gedacht war. — F. Wirnhier,
F. Rabending, Grässel brachten kleinere, gediegene
Leistungen. Robert Curry bot eine Serie Landschaften,
die etwas Ur wüchsiges und frisch Empfundenes aufwiesen
und in denen das Bestreben deutlich zutage trat, die
Natur so schlicht zu geben, wie sie auch wirklich ist. —
Die deutsch-böhmischen Künstler, die geschlossen aus-
stellten, hatten es verstanden, ihrer Vorführung einen
vornehmen Charakter zu verleihen. C. Korzendörfer,
Arpad Schmidhamer, Uhl, Gabriel Max waren
vortrefflich vertreten; letzterer mit einem älteren Bilde
»Judas« in feinem Ton; auch Otto Tragy, dessen
Werke von vornehm dekorativ schmückender Wirkung
sind, sowie Wir kn er mit einem »Waldinnem« und
»Betender Mönch«. Unter den Zeichnern und Radierern
dieser Gruppe sah man E H egenbarth mit vorzüglichen
Qualitäten ausgerüstet, leider zu stark Klinger nach-
eifernd. Walter Ziegler führte die verschiedensten
Proben seines selbsterfundenen Verfahrens für Mehr-
farbendrucke in guten Exemplaren vor, und Walter
Klemm eine Serie Holzschnitte, die in ihrer Herbheit
und anspruchslosen Art an die Holzschneider des Mittel-
alters erinnerten. — Ad. Holzels Landschaften wollen
mehr als technische Experimente betrachtet sein, die
jetzt, im Gegensatz zu früher, mehr dem Pointillismus
zuneigen. Die Form wird vollständig aufgelöst, und
er versucht durch Vibrieren der Farbflecken weiche
und malerische Wirkung zu erzielen. Es erinnern so
einzelne Studien teils an die Neoimpressionisten, auch
an Raffaelli, teils an L. Dill, weich' letzterer in der Ver-
einfachung von Form und Farbe gobelin- oder tapeten-
artige Effekte erzielt. — Viel ungelenker in der tech-
nischen Durchführung als Hölzel ist Rich. Pietsch, ja
man sieht mitunter, wie der Maler sich abgequält haben
mag; trotzdem versteht er es, uns mitzuziehen und in
seinen Landschaften Dinge zu sagen, die zum Herzen
gehen. Pietsch besitzt ein gut Teil von dem, was zur
wahren Kunst gehört: Schöpferkraft. Eine große Herbst-
landschaft war besonders fesselnd in ihrer melancho-
lischen Erscheinung. Auch der Blick ins herbstliche
Isartal zeigt, wie der junge strebsame Künstler bei
jedem neuen Werk Fortschritte macht.
Franz Wolter
KONKURRENZAUSSCHREIBEN
der Deutschen Gesellschaft für christliche
Kunst
zur Erlangung von Entwürfen für einfache
Grabdenkmäler
Auf dem umfangreichen Gebiete der Grabplastik steht
gegenwärtig vielfach das handwerkliche Element im
Vordergrund des Einflusses, auch wird auf den christ-
lichen Friedhöfen der religiöse Gedanke schwer vernach-
lässigt. Nach beiden Richtungen will die Deutsche
Gesellschaft für christliche Kunst bessernd einwirken,
damit auch an den Gräbern unserer teueren Verstorbenen
Religion und Kunst Wache halten mögen. Zunächst
soll der Geschmacksverirrung entgegengearbeitet werden,
welche gerade bei Herstellung schlichterer Denkmäler
 
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