Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0108
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Heft 4
DOI Artikel:Uhde-Bernays, Hermann: Unbekannte Bilder von Anselm Feuerbach in der Ausstellung aus Privatbesitz bei Fritz Gurlitt
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UNBEKANNTE BILDER VON ANSELM FEUERBACH BEI FRITZ GURLITT
Äbb. 5. ANSELM FEUERBACH, Selbrtbildnis
die er in Rom erft mit feinen Darftellungen
der Wafferfälle von Tivoli und Terni wieder-
gewann. Eine dritte unbekannte Landfchaft
(Abb. 4), die nicht im Zufammenhange mit den
beiden eben befprochenen Stücken [teilt, dürfte
vielleicht ebenfo wie die ihr ähnliche große
„Studie aus den Caracallathermen“, die aus
dem Befiß von Reinhold Begas an die Ham-
burger Kunfthalle gelangt ift, in jenem ftillen
Winkel der ewigen Roma gemalt worden fein,
deffen efeuumwucherte Steineichen allein in
der Nähe der Stadt die Erinnerung an den
deutfchen Wald ermöglichten.
Über die drei Bildchen des 16jährigen
Anfelm aus feiner Düffeldorfer Schulzeit, die
mehr als Kuriofa denn als Kunftwerte dem
Werk Feuerbachs nachzutragen find, nur wenige
Worte. Das Selbftbildnis (Abb. 5) gehört
zu jener fchon mehr als ein halbes Dußend
umfaffenden Gruppe, die den von Selbftgefühl
und Eitelkeit nicht freien, bei aller Welt ver-
Felstrümmern einen Ausfchnitt der
Ausficht auf Subiaco von Süden zeigt
(Äbb. 2), ift die andere eine Erinne-
rung an einen Ausflug nach dem in
tieffter Dolomiteneinfamkeit gelege-
nen Santuario di S. Trinitä oberhalb
von Subiaco (Abb. 3). Bei der fpä-
teren Ausführung ift die Frifche des
Eindruckes nicht verloren gegangen.
Den Duft, der auf der Ferne hinter
den Häufern von Subiaco liegt, diefe
fonnenerfüllte Atmofphäre der offenen
Campagna zu der abgekühlten Ber-
gesluft des Vordergrundes in Gegen-
faß zu bringen, ift Feuerbach mit
einer Sicherheit gelungen, die an Jo-
hann Martin Rohden und Ferdinand
von Olivier erinnert. Hier leiftete
der Deutfche der nazarenifchen Cam-
pagnaverehrung einen befcheidenen
Tribut, nachdem er fchon mit feiner
heroifchen Landfchaft aus Cafteltobli-
nos Umgebung zwei Jahre früher
eine ganz eigentümliche Betonung
feines rhythmifchen Stilgefühls an-
gefichts der Natur bewiefen hatte,
Abb. 6. ANSELM FEUERBACH,
Bildnis des Herrn Trenelle
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Äbb. 5. ANSELM FEUERBACH, Selbrtbildnis
die er in Rom erft mit feinen Darftellungen
der Wafferfälle von Tivoli und Terni wieder-
gewann. Eine dritte unbekannte Landfchaft
(Abb. 4), die nicht im Zufammenhange mit den
beiden eben befprochenen Stücken [teilt, dürfte
vielleicht ebenfo wie die ihr ähnliche große
„Studie aus den Caracallathermen“, die aus
dem Befiß von Reinhold Begas an die Ham-
burger Kunfthalle gelangt ift, in jenem ftillen
Winkel der ewigen Roma gemalt worden fein,
deffen efeuumwucherte Steineichen allein in
der Nähe der Stadt die Erinnerung an den
deutfchen Wald ermöglichten.
Über die drei Bildchen des 16jährigen
Anfelm aus feiner Düffeldorfer Schulzeit, die
mehr als Kuriofa denn als Kunftwerte dem
Werk Feuerbachs nachzutragen find, nur wenige
Worte. Das Selbftbildnis (Abb. 5) gehört
zu jener fchon mehr als ein halbes Dußend
umfaffenden Gruppe, die den von Selbftgefühl
und Eitelkeit nicht freien, bei aller Welt ver-
Felstrümmern einen Ausfchnitt der
Ausficht auf Subiaco von Süden zeigt
(Äbb. 2), ift die andere eine Erinne-
rung an einen Ausflug nach dem in
tieffter Dolomiteneinfamkeit gelege-
nen Santuario di S. Trinitä oberhalb
von Subiaco (Abb. 3). Bei der fpä-
teren Ausführung ift die Frifche des
Eindruckes nicht verloren gegangen.
Den Duft, der auf der Ferne hinter
den Häufern von Subiaco liegt, diefe
fonnenerfüllte Atmofphäre der offenen
Campagna zu der abgekühlten Ber-
gesluft des Vordergrundes in Gegen-
faß zu bringen, ift Feuerbach mit
einer Sicherheit gelungen, die an Jo-
hann Martin Rohden und Ferdinand
von Olivier erinnert. Hier leiftete
der Deutfche der nazarenifchen Cam-
pagnaverehrung einen befcheidenen
Tribut, nachdem er fchon mit feiner
heroifchen Landfchaft aus Cafteltobli-
nos Umgebung zwei Jahre früher
eine ganz eigentümliche Betonung
feines rhythmifchen Stilgefühls an-
gefichts der Natur bewiefen hatte,
Abb. 6. ANSELM FEUERBACH,
Bildnis des Herrn Trenelle
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