JOHANN MICHAEL SIEGFRIED LOWE
und Entwürfe unter der Hand. Er hielt
allerdings [ehr große Stücke von feinen
Erßndungen. „Er fprach von ihnen“ —
erzählt Hagen — „mit einer vornehmen
Selbftgefälligkeit, als wenn allein er ein
andrer Columbus das Ei zum Stehen bringen
könnte, weshalb feine Spötter den Namen
Lowumbus erfanden.“ U. a. erfann Lowe
ein Verfahren, den Abdruck von Figuren
und Bildniffen auf Porzellan zu bewirken.
Dann glaubte er wieder eine Erfindung
gemacht zu haben, von der er meinte, fie
müffe die ganze Kupferftecherkunft revolu-
tionieren. Es handelte fich bei feiner Er-
findung darum, mit dem Pinfel auf Kupfer
zu radieren. Vielleicht ftand fein Verfahren
im Zufammenhang mit der 1773 veröffent-
lichten Abhandlung des Nürnberger Stechers
Stapart: „Die Kunft mit dem Pinfel in Kupfer
zu ftechen.“ Die „Zeitung für die elegante
Welt“ (Nr. 80) fchrieb über Lowes Erfin-
dung: „ . . .. Eine neue Erßndung in Rück-
ficht der maniere lavee muß ich mitteilen,
weil ich glaube, fie wird der Kupferftecher-
Äbb. 3. JOH. MICHAEL SIEGFRIED LOWE, kunft einen 9anz ncucn We9 öffnen
Bildnis feiner Nichte, der Frau J. G. Japha in Sie können fich daher kaum vorftellen, wie
Hamburg. (Der Künftler malte das Porträt im ich erftaunte, Portraits und hiftorifche Bil-
Alter von 72 Jahren) der in diefer maniere lavee bei einem
meiner Freunde zu finden; fie glichen voll-
kommen einer Tufchzeichnung, waren mit aller Freiheit ausgeführt und man konnte
darauf durchaus keine radierte Umriffe wahrnehmen. Sie führten die Unterfchrift: lave
avec le pinceau sur cuivre avec du mordant. Fait par Lowe 1805. Selbft diefe Unter-
fchrift war mit dem Pinfel gemacht. Ich betrachtete fie durch ein Vergrößerungsglas
und konnte den Grain fehr deutlich erkennen; er war fehr dicht, aber nicht überall
gleich; auch bemerkte ich verfchiedene Abänderungen in der Bearbeitung, fo daß da-
durch viel Kouleur entfpringt. Man hat mir von dem Erfinder, dem Maler Lowe, viel
Treffliches erzählt, was zu großen Erwartungen berechtigt. Er ift ein befcheidener
Mann von ausdauerndem Fleiß und hellem Kopf, der gegen fich felbft ein ftrenger
Richter ift, und er wird alfo gewiß diefer äußerft intereffanten Erßndung einen hohen
Grad der Vollkommenheit geben. — Bis jeßt find diefe Blätter noch nicht im Publiko er-
fchienen, fondern der Verfaffer hat fie blos an Freunde und Kunftliebhaber ausgetheilt;
ich bin aber überzeugt, daß das gebildete Publikum fie mit Vergnügen aufnehmen wird.“
Lowe ftellte die erfte in der Technik ausgeführte Arbeit 1804 her. Sie ftellt ein
Bildnis dar. Im felben Jahr radierte er fich auf einer Kupferplatte als Schachfpieler.
Das hier abgebildete Porträt verfertigte Lowe 1804. Um fein Selbftbildnis kann es
fich aber nicht handeln, weil er 1804 bereits 48 Jahre zählte, der Dargeftellte aber um
vieles jünger erfcheint. Ich vermute, Lowe fchuf zwei Bilder: eines, worauf er fich als
120
und Entwürfe unter der Hand. Er hielt
allerdings [ehr große Stücke von feinen
Erßndungen. „Er fprach von ihnen“ —
erzählt Hagen — „mit einer vornehmen
Selbftgefälligkeit, als wenn allein er ein
andrer Columbus das Ei zum Stehen bringen
könnte, weshalb feine Spötter den Namen
Lowumbus erfanden.“ U. a. erfann Lowe
ein Verfahren, den Abdruck von Figuren
und Bildniffen auf Porzellan zu bewirken.
Dann glaubte er wieder eine Erfindung
gemacht zu haben, von der er meinte, fie
müffe die ganze Kupferftecherkunft revolu-
tionieren. Es handelte fich bei feiner Er-
findung darum, mit dem Pinfel auf Kupfer
zu radieren. Vielleicht ftand fein Verfahren
im Zufammenhang mit der 1773 veröffent-
lichten Abhandlung des Nürnberger Stechers
Stapart: „Die Kunft mit dem Pinfel in Kupfer
zu ftechen.“ Die „Zeitung für die elegante
Welt“ (Nr. 80) fchrieb über Lowes Erfin-
dung: „ . . .. Eine neue Erßndung in Rück-
ficht der maniere lavee muß ich mitteilen,
weil ich glaube, fie wird der Kupferftecher-
Äbb. 3. JOH. MICHAEL SIEGFRIED LOWE, kunft einen 9anz ncucn We9 öffnen
Bildnis feiner Nichte, der Frau J. G. Japha in Sie können fich daher kaum vorftellen, wie
Hamburg. (Der Künftler malte das Porträt im ich erftaunte, Portraits und hiftorifche Bil-
Alter von 72 Jahren) der in diefer maniere lavee bei einem
meiner Freunde zu finden; fie glichen voll-
kommen einer Tufchzeichnung, waren mit aller Freiheit ausgeführt und man konnte
darauf durchaus keine radierte Umriffe wahrnehmen. Sie führten die Unterfchrift: lave
avec le pinceau sur cuivre avec du mordant. Fait par Lowe 1805. Selbft diefe Unter-
fchrift war mit dem Pinfel gemacht. Ich betrachtete fie durch ein Vergrößerungsglas
und konnte den Grain fehr deutlich erkennen; er war fehr dicht, aber nicht überall
gleich; auch bemerkte ich verfchiedene Abänderungen in der Bearbeitung, fo daß da-
durch viel Kouleur entfpringt. Man hat mir von dem Erfinder, dem Maler Lowe, viel
Treffliches erzählt, was zu großen Erwartungen berechtigt. Er ift ein befcheidener
Mann von ausdauerndem Fleiß und hellem Kopf, der gegen fich felbft ein ftrenger
Richter ift, und er wird alfo gewiß diefer äußerft intereffanten Erßndung einen hohen
Grad der Vollkommenheit geben. — Bis jeßt find diefe Blätter noch nicht im Publiko er-
fchienen, fondern der Verfaffer hat fie blos an Freunde und Kunftliebhaber ausgetheilt;
ich bin aber überzeugt, daß das gebildete Publikum fie mit Vergnügen aufnehmen wird.“
Lowe ftellte die erfte in der Technik ausgeführte Arbeit 1804 her. Sie ftellt ein
Bildnis dar. Im felben Jahr radierte er fich auf einer Kupferplatte als Schachfpieler.
Das hier abgebildete Porträt verfertigte Lowe 1804. Um fein Selbftbildnis kann es
fich aber nicht handeln, weil er 1804 bereits 48 Jahre zählte, der Dargeftellte aber um
vieles jünger erfcheint. Ich vermute, Lowe fchuf zwei Bilder: eines, worauf er fich als
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