VERMISCHTES
Kunftgefchichte an einigen der holländifdien Uni-
verfitäten (Ämfterdam, Leiden, Utrecht); eine
Gelegenheit, das Studium durch ein Examen
abzufchließen, befteht jedoch bis anhin nicht.
Das durch den Oudheidkundigen Bond heraus-
gegebene Referat, das über den gegenwärtigen
Zuftand des kunftgefchichtlichen Unterrichts an
den niederländifchen Univerfitäten berichtet
(Bulletin van den Ned. Oudheidkundigen Bond,
II. Serie, 8. Jahrgang, 1915 April, Heft 1/2, S. 8 ff.),
ftellt denn auch feft, daß bei den herrfchenden
Verhältniffen dem angehenden Kunfthiftoriker der
Rat gegeben werden müffe, im Ausland zu ftu-
dieren. Das ift vom holländifdien Standpunkt
natürlich fehr bedauerlich, zumal es an tüch-
tigen Lehrkräften im eigenen Land nicht fehlt;
außerdem find die verfchiedenen Lehrftühle zum
Teil mit vorzüglichen kunfthiftorifchen Apparaten
ausgerüftet, es ftehen den Studenten große, auf
kunfthiftorifchem Gebiet befonders reich ausge-
baute Bibliotheken zur Verfügung (Amfterdam,
Univerfitätsbibliothek und Rijksmufeum; Haag,
kgl. Bibliothek; Leiden, Prentenkabinet ufw.).
Und endlich bieten die reichen Galerien und
Kupferftichkabinette ein unerfdiöpfliches An-
fdiauungsmaterial. Troß diefen hervorragend
geeigneten Verhältniffen ift aber eine Entwick-
lung des kunftgefchichtlichen Unterrichts durch
das Fehlen der Möglichkeit, das Studium mit
einem — andern Wiffenszweigen analogen —
Examen abzufchließen und damit einen akade-
mifchen Grad zu erlangen, von vornherein unter-
bunden.
Unter der beftehenden Gefeßgebung ift eine
befriedigende Regelung des Studiums nicht mög-
lich. Eine folche wird aber als fo dringend er-
achtet, daß man nicht glaubt, auf dem umftänd-
lichen Wege einer Gefeßesänderung Abhilfe
fchaffen zu dürfen, fondern diefe durch könig-
lichen Befchluß unmittelbar zu erreichen hofft.
Die von dem Oudheidkundigen Bond mit dem
Rapport betraute Kommiffion tritt denn auch fchon
mit einem Programm mit feften Richtungslinien
vor die Öffentlichkeit. Eine mögliche Löfung im
Hauptpunkte erwartet man entweder durch die
Einführung eines allgemeinen literarifch-philo-
fophifchen Examens mit der Gelegenheit, Kunft-
gefchichte als Hauptfach zu wählen (deutfches
Syftem), oder dann aber durch die Schajfung
eines eigenen kunfthiftorifchen Doktorates. Für
diefen zweiten Fall denkt man an die Einrich-
tung eines proprädeutifchen Examens (Kandi-
datsexamen), in dem bei dem Examinanden vor-
ausgefeßt werden foll eine allgemeine Überpcht
über das Fach, fowie über die in Betracht kom-
menden Hilfswiffenfchaften, nämlich: a) allge-
meine Gefdiichte, mit befonderer Berückfichtigung
der für die Kunftgefchichte wichtigen Länder
und Perioden, b) Philofophie, im befonderen
Äfthetik, c) geiftliche und profane Literatur (Bibel,
Mythologie, Klafßker ufw.), d) Archäologie, e)
Hagiologie, Paläographie, Heraldik und Koftüm-
kunde, f) Technik der verfchiedenen Kunftzweige,
g) plaftifche Anatomie und Perfpektivlehre. Beim
Doktorexamen foll von dem Kandidaten dann
verlangt werden a) der Ausweis über einen ge-
folgten Kurfus in den Grundzügen der Zeidien-
kunft und b) hinreichende Kenntnis des Faches
aus eigener Änfchauung und eine felbftändige
Arbeit über ein beftimmtes Untergebiet der Kunft-
gefchichte.— Bei der Befeßung öffentlicherstellen,
fei es im Lehrfach oder in der Mufeumslaufbahn,
follen dann zukünftig in erfter Linie die Inhaber
der Examensakte berückfichtigt werden.
Ideal zu nennen wäre eine Löfung, die dem
niederländifchen Studenten es geftattete, einen
Teil feiner Semefter ohne Änderung des Studien-
planes an ausländifchen, vor allem deutfchen
Univerfitäten zu verbringen und umgekehrt dem
deutfchen Studenten den Befuch der niederlän-
difchen Univerfitäten ohne Semefterveriuft er-
laubte. Sicher würde es diefen bei den zahl-
reichen Lockmitteln mannigfaltigfter Art, die
ihnen zur Verfügung ftehen, nicht an ftarkem Zu-
zug ausländifcher Kunftgefchichtsftudenten fehlen.
0. H.
DIE KRIEGSÄRBEITSGEMEIN-
SCHAFT FÜR DÄS BAUGEWERBE
Um dem fchwer darniederliegenden Bauge-
werbe zu helfen und den vom Kriege am
meiften betroffenenBaugewerblern diewirtfchaft-
liche Exiftenzmöglichkeit zu gewährleiften, ift
zwifchen den Arbeitgebern und den Ärbeiter-
verbänden eine Kriegsarbeitsgemeinfchaft für ganz
Deutfchland ins Leben gerufen worden, die fich
in einen Zentralausfchuß in Berlin und in Be-
zirksausfchüffe für die einzelnen Landesteile und
Provinzen, fowie Ortsausfchüffe für die größeren
Gemeinden gliedert. Diefe Kriegsarbeitsgemein-
fchaft will darauf hinwirken, daß, ebenfo wie
der Staat durch Ausführung von Notftands- und
anderen Arbeiten nach Kräften Arbeitsmöglich-
keiten gefchaffen und dadurch auch dem Hand-
werk lohnende Befchäftigung vermittelt hat,
auch die Gemeinden die bereits befchloffenen
Bauten ausführen laffen und Mittel für weitere
bereit ftellen. Sie ftrebt ferner eine planmäßige
Vermittlung von Arbeitskräften an. Die deutfche
Zentralorganifation der Architekten dürfte dem-
nächft wie die öfterreichifche die Äusfdireibung
von Notftandswettbewerben erlaffen. Das wäre
eine erlöfende Tat, da troß den Arbeiten zum
Wiederaufbau Oftpreußens durch das Fehlen pri—
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Kunftgefchichte an einigen der holländifdien Uni-
verfitäten (Ämfterdam, Leiden, Utrecht); eine
Gelegenheit, das Studium durch ein Examen
abzufchließen, befteht jedoch bis anhin nicht.
Das durch den Oudheidkundigen Bond heraus-
gegebene Referat, das über den gegenwärtigen
Zuftand des kunftgefchichtlichen Unterrichts an
den niederländifchen Univerfitäten berichtet
(Bulletin van den Ned. Oudheidkundigen Bond,
II. Serie, 8. Jahrgang, 1915 April, Heft 1/2, S. 8 ff.),
ftellt denn auch feft, daß bei den herrfchenden
Verhältniffen dem angehenden Kunfthiftoriker der
Rat gegeben werden müffe, im Ausland zu ftu-
dieren. Das ift vom holländifdien Standpunkt
natürlich fehr bedauerlich, zumal es an tüch-
tigen Lehrkräften im eigenen Land nicht fehlt;
außerdem find die verfchiedenen Lehrftühle zum
Teil mit vorzüglichen kunfthiftorifchen Apparaten
ausgerüftet, es ftehen den Studenten große, auf
kunfthiftorifchem Gebiet befonders reich ausge-
baute Bibliotheken zur Verfügung (Amfterdam,
Univerfitätsbibliothek und Rijksmufeum; Haag,
kgl. Bibliothek; Leiden, Prentenkabinet ufw.).
Und endlich bieten die reichen Galerien und
Kupferftichkabinette ein unerfdiöpfliches An-
fdiauungsmaterial. Troß diefen hervorragend
geeigneten Verhältniffen ift aber eine Entwick-
lung des kunftgefchichtlichen Unterrichts durch
das Fehlen der Möglichkeit, das Studium mit
einem — andern Wiffenszweigen analogen —
Examen abzufchließen und damit einen akade-
mifchen Grad zu erlangen, von vornherein unter-
bunden.
Unter der beftehenden Gefeßgebung ift eine
befriedigende Regelung des Studiums nicht mög-
lich. Eine folche wird aber als fo dringend er-
achtet, daß man nicht glaubt, auf dem umftänd-
lichen Wege einer Gefeßesänderung Abhilfe
fchaffen zu dürfen, fondern diefe durch könig-
lichen Befchluß unmittelbar zu erreichen hofft.
Die von dem Oudheidkundigen Bond mit dem
Rapport betraute Kommiffion tritt denn auch fchon
mit einem Programm mit feften Richtungslinien
vor die Öffentlichkeit. Eine mögliche Löfung im
Hauptpunkte erwartet man entweder durch die
Einführung eines allgemeinen literarifch-philo-
fophifchen Examens mit der Gelegenheit, Kunft-
gefchichte als Hauptfach zu wählen (deutfches
Syftem), oder dann aber durch die Schajfung
eines eigenen kunfthiftorifchen Doktorates. Für
diefen zweiten Fall denkt man an die Einrich-
tung eines proprädeutifchen Examens (Kandi-
datsexamen), in dem bei dem Examinanden vor-
ausgefeßt werden foll eine allgemeine Überpcht
über das Fach, fowie über die in Betracht kom-
menden Hilfswiffenfchaften, nämlich: a) allge-
meine Gefdiichte, mit befonderer Berückfichtigung
der für die Kunftgefchichte wichtigen Länder
und Perioden, b) Philofophie, im befonderen
Äfthetik, c) geiftliche und profane Literatur (Bibel,
Mythologie, Klafßker ufw.), d) Archäologie, e)
Hagiologie, Paläographie, Heraldik und Koftüm-
kunde, f) Technik der verfchiedenen Kunftzweige,
g) plaftifche Anatomie und Perfpektivlehre. Beim
Doktorexamen foll von dem Kandidaten dann
verlangt werden a) der Ausweis über einen ge-
folgten Kurfus in den Grundzügen der Zeidien-
kunft und b) hinreichende Kenntnis des Faches
aus eigener Änfchauung und eine felbftändige
Arbeit über ein beftimmtes Untergebiet der Kunft-
gefchichte.— Bei der Befeßung öffentlicherstellen,
fei es im Lehrfach oder in der Mufeumslaufbahn,
follen dann zukünftig in erfter Linie die Inhaber
der Examensakte berückfichtigt werden.
Ideal zu nennen wäre eine Löfung, die dem
niederländifchen Studenten es geftattete, einen
Teil feiner Semefter ohne Änderung des Studien-
planes an ausländifchen, vor allem deutfchen
Univerfitäten zu verbringen und umgekehrt dem
deutfchen Studenten den Befuch der niederlän-
difchen Univerfitäten ohne Semefterveriuft er-
laubte. Sicher würde es diefen bei den zahl-
reichen Lockmitteln mannigfaltigfter Art, die
ihnen zur Verfügung ftehen, nicht an ftarkem Zu-
zug ausländifcher Kunftgefchichtsftudenten fehlen.
0. H.
DIE KRIEGSÄRBEITSGEMEIN-
SCHAFT FÜR DÄS BAUGEWERBE
Um dem fchwer darniederliegenden Bauge-
werbe zu helfen und den vom Kriege am
meiften betroffenenBaugewerblern diewirtfchaft-
liche Exiftenzmöglichkeit zu gewährleiften, ift
zwifchen den Arbeitgebern und den Ärbeiter-
verbänden eine Kriegsarbeitsgemeinfchaft für ganz
Deutfchland ins Leben gerufen worden, die fich
in einen Zentralausfchuß in Berlin und in Be-
zirksausfchüffe für die einzelnen Landesteile und
Provinzen, fowie Ortsausfchüffe für die größeren
Gemeinden gliedert. Diefe Kriegsarbeitsgemein-
fchaft will darauf hinwirken, daß, ebenfo wie
der Staat durch Ausführung von Notftands- und
anderen Arbeiten nach Kräften Arbeitsmöglich-
keiten gefchaffen und dadurch auch dem Hand-
werk lohnende Befchäftigung vermittelt hat,
auch die Gemeinden die bereits befchloffenen
Bauten ausführen laffen und Mittel für weitere
bereit ftellen. Sie ftrebt ferner eine planmäßige
Vermittlung von Arbeitskräften an. Die deutfche
Zentralorganifation der Architekten dürfte dem-
nächft wie die öfterreichifche die Äusfdireibung
von Notftandswettbewerben erlaffen. Das wäre
eine erlöfende Tat, da troß den Arbeiten zum
Wiederaufbau Oftpreußens durch das Fehlen pri—
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