VERMISCHTES
vater Aufträge viele begabte und arbeitsfreudige
Architekten zum Feiern gezwungen find. W. B.
ITALIENISCHE SICHERHEITS-
MÄSSREGELN Nachdem bereits früher
bekannt geworden war, daß die Italiener die
Bauwerke im Kriegsgebiet durch Sandfäcke und
andere Verkleidungen gegen Befchädigungen ge-
fiebert haben, wird jetjt über Amerika gemeldet,
daß aus Norditalien eine große Zahl alter Kunft-
werke nach dem Süden, teilweife nadi Sizilien
geflüchtet worden fei. Namentlich Venedig, Mai-
land, Genua und Udine werden genannt, aber
auch Florenz, was nicht geradeauf großeSieges-
zuverficht fchließen läßt.
MÄRIENHÄUSEN IM RHEINGÄU
Eine der älteften Klofteranlagen des Rheingaues
das im 12. Jahrhundert gegründete Nonnen-
klofter des Zifterzienferordens zu Marienhaufen
am Nordabhange des Niederwaldes ift in der
Nacht vom 4. zum 5. Juni bis auf die Grund-
mauern abgebrannt. Das Gründungsjahr des
Klofters ift unbekannt; im Jahre 1191 befand es
ßdi fchon in fo gedeihlicher Entwicklung, daß
es ein Toditerklofter zu Chumbd bei Simmern
auf dem Hunsrück befiedeln konnte. Die Klofter-
kirche, die als letztes Glied die drei Flügel der
Anlage zu einem Quadrat zufammenfchließt, ift
gleichfalls ein Raub der Flammen geworden.
Im Jahre 1219 wurde fie durch den Erzbifchof
Siegfried II. von Mainz geweiht. Ein Bau der
Übergangszeit vom romanifchen zum, gotifchen
Stil war diefer in feiner Einfachheit fchöne
Kirchenbau, der aus einer im Often ftatt eines
runden Chorabfchluffes dreifeitig gefchloffenen
Halle beftand. Die niedrigen rundbogigen Fenfter
im oberen Teil der Hallenmauer gaben dem Raum
den Eindruck majeftätifcher Ruhe. Das Feuer,
über deffen Urfache noch nichts ficher feftfteht,
griff fo fchnell um fich, daß die im Klofter unter-
gebrachten, mehr als 300 Zöglinge mit ihren
Erziehern nur unter Lebensgefahr gerettet wer-
den konnten. Marienhaufen war die Lieblings-
anftalt der Diözefe Limburg und ein bedeutendes
Denkmal der Baukunft des Zifterzienferordens.
W. B.
DUDERSTÄDT Ein fchweres Brandunglück
hat die alte, einft kurmainzifche Stadt am 17. Juni
heimgefucht. Die edle gotifche Kirche S. Ser-
vatius, ein dreifchiffiger Hallenbau aus dem 14.
und 15. Jahrhundert, ift mit ihrem Turm ein
Raub der Flammen geworden. Der Ältarauffatj
von 1714, die Kanzel von 1775, die Glasgemälde,
das Geftühl und die Stern- und Kreuzgewölbe
mit ihren Schlußfteinen find dem verheerenden
Elemente zum Opfer gefallen. Etwa 40 Wohn-
häufer mit ihren Nebengebäuden, darunter viele
der alten Fachwerkbauten der unteren Markt-
ftraße, am Schuhmarkt und an der Spiegelbrücke
find völlig vernichtet. Der Gefamtfchaden wird
weit höher eingefchäfet als beim Brande von
1911. Hoffen wir, daß diefes unferen Malern und
Architekten teure Städtchen, wie damals, dank
der feinfinnigen Wiederherftellung durch den
Freiherrn von Tettau, fo auch diesmal gleich
einem Phönix aus der Afche erftehen wird.
W. B.
DÜSSELDORF In der am 6. Juni einge-
weihten Dankeskirche in Benrath bei Düffel-
dorf rührt der monumentale Bilderfchmuck der
Decke von dem Kölner Maler Robert Seuffert
her. Das in barockem Stile ftuckierte Tonnen-
gewölbe zeigt in der Mitte eine große Himmel-
fahrt Chrifti, die in Kompoßtion und Farbe von
der Geftaltungskraft des Künftlers ein beredtes
Zeugnis ablegt, und an den vier Seiten die gut
charakterifierten Geftalten der vier bekannteren
Reformatoren. W. B.
HANNOVER BERNHARD HOETGERS
WALDERSEE-DENKMAL. In monumen-
taler Starrheit, den energifch-ftilifierten Kopf ge-
radeaus gewandt, fteht der Feldherr wie ein
Kreuzfahrer auf dem befiegten Drachen. Krampf-
haft umfpannt die Rechte den Marfchallftab, feft
packt die Linke über des Schildes Rand. In
einfachen Umriffen hebt fich die gewaltige Ge-
ftalt von dem Pfeiler ab, der ße ftüfet und hält. —
Wer den Grafen mit der eleganten Figur ge-
kannt hat, wird befremdet den Kopf fchütteln
vor diefem Riefen, aber er füllte bedenken, daß
der Künftler nicht den vergänglichen Leib des
Menfchen verewigen wollte, fondern feine große,
gewaltige Leiftung. Von diefem Standpunkt aus
ift diefe abftrakte Monumentalität der einzig
richtige Denkmalsgedanke; denn jedes Standbild
foll doch eine große Idee, eine tüchtige Tat oder
ein reiches, gewaltiges Leben verkörpern und
kann fich daher mit der körperlichen Perfönlich-
keit des Trägers diefer Dinge erft in zweiter
Linie befaffen. Infofern alfo ift die Aufgabe
vom Künftler richtig gelöft worden. Die neben-
fächlichen Bedenken, die geltend gemacht werden
müffen, beziehen fich mehr auf Äußerlichkeiten.
So könnte man darüber ftreiten, ob der freie
Standpunkt der richtige ift oder ob nicht der
künftlerifche Eindruck ßärker wäre, wenn das
Denkmal vor einer Wand dunkler Cgpreffen
ftünde. Jedenfalls erfcheint die Behandlung der
Rückfeite mit der unleferlichen Schrift nicht fehr
glücklich. Doch wird durch folche Einwände der
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vater Aufträge viele begabte und arbeitsfreudige
Architekten zum Feiern gezwungen find. W. B.
ITALIENISCHE SICHERHEITS-
MÄSSREGELN Nachdem bereits früher
bekannt geworden war, daß die Italiener die
Bauwerke im Kriegsgebiet durch Sandfäcke und
andere Verkleidungen gegen Befchädigungen ge-
fiebert haben, wird jetjt über Amerika gemeldet,
daß aus Norditalien eine große Zahl alter Kunft-
werke nach dem Süden, teilweife nadi Sizilien
geflüchtet worden fei. Namentlich Venedig, Mai-
land, Genua und Udine werden genannt, aber
auch Florenz, was nicht geradeauf großeSieges-
zuverficht fchließen läßt.
MÄRIENHÄUSEN IM RHEINGÄU
Eine der älteften Klofteranlagen des Rheingaues
das im 12. Jahrhundert gegründete Nonnen-
klofter des Zifterzienferordens zu Marienhaufen
am Nordabhange des Niederwaldes ift in der
Nacht vom 4. zum 5. Juni bis auf die Grund-
mauern abgebrannt. Das Gründungsjahr des
Klofters ift unbekannt; im Jahre 1191 befand es
ßdi fchon in fo gedeihlicher Entwicklung, daß
es ein Toditerklofter zu Chumbd bei Simmern
auf dem Hunsrück befiedeln konnte. Die Klofter-
kirche, die als letztes Glied die drei Flügel der
Anlage zu einem Quadrat zufammenfchließt, ift
gleichfalls ein Raub der Flammen geworden.
Im Jahre 1219 wurde fie durch den Erzbifchof
Siegfried II. von Mainz geweiht. Ein Bau der
Übergangszeit vom romanifchen zum, gotifchen
Stil war diefer in feiner Einfachheit fchöne
Kirchenbau, der aus einer im Often ftatt eines
runden Chorabfchluffes dreifeitig gefchloffenen
Halle beftand. Die niedrigen rundbogigen Fenfter
im oberen Teil der Hallenmauer gaben dem Raum
den Eindruck majeftätifcher Ruhe. Das Feuer,
über deffen Urfache noch nichts ficher feftfteht,
griff fo fchnell um fich, daß die im Klofter unter-
gebrachten, mehr als 300 Zöglinge mit ihren
Erziehern nur unter Lebensgefahr gerettet wer-
den konnten. Marienhaufen war die Lieblings-
anftalt der Diözefe Limburg und ein bedeutendes
Denkmal der Baukunft des Zifterzienferordens.
W. B.
DUDERSTÄDT Ein fchweres Brandunglück
hat die alte, einft kurmainzifche Stadt am 17. Juni
heimgefucht. Die edle gotifche Kirche S. Ser-
vatius, ein dreifchiffiger Hallenbau aus dem 14.
und 15. Jahrhundert, ift mit ihrem Turm ein
Raub der Flammen geworden. Der Ältarauffatj
von 1714, die Kanzel von 1775, die Glasgemälde,
das Geftühl und die Stern- und Kreuzgewölbe
mit ihren Schlußfteinen find dem verheerenden
Elemente zum Opfer gefallen. Etwa 40 Wohn-
häufer mit ihren Nebengebäuden, darunter viele
der alten Fachwerkbauten der unteren Markt-
ftraße, am Schuhmarkt und an der Spiegelbrücke
find völlig vernichtet. Der Gefamtfchaden wird
weit höher eingefchäfet als beim Brande von
1911. Hoffen wir, daß diefes unferen Malern und
Architekten teure Städtchen, wie damals, dank
der feinfinnigen Wiederherftellung durch den
Freiherrn von Tettau, fo auch diesmal gleich
einem Phönix aus der Afche erftehen wird.
W. B.
DÜSSELDORF In der am 6. Juni einge-
weihten Dankeskirche in Benrath bei Düffel-
dorf rührt der monumentale Bilderfchmuck der
Decke von dem Kölner Maler Robert Seuffert
her. Das in barockem Stile ftuckierte Tonnen-
gewölbe zeigt in der Mitte eine große Himmel-
fahrt Chrifti, die in Kompoßtion und Farbe von
der Geftaltungskraft des Künftlers ein beredtes
Zeugnis ablegt, und an den vier Seiten die gut
charakterifierten Geftalten der vier bekannteren
Reformatoren. W. B.
HANNOVER BERNHARD HOETGERS
WALDERSEE-DENKMAL. In monumen-
taler Starrheit, den energifch-ftilifierten Kopf ge-
radeaus gewandt, fteht der Feldherr wie ein
Kreuzfahrer auf dem befiegten Drachen. Krampf-
haft umfpannt die Rechte den Marfchallftab, feft
packt die Linke über des Schildes Rand. In
einfachen Umriffen hebt fich die gewaltige Ge-
ftalt von dem Pfeiler ab, der ße ftüfet und hält. —
Wer den Grafen mit der eleganten Figur ge-
kannt hat, wird befremdet den Kopf fchütteln
vor diefem Riefen, aber er füllte bedenken, daß
der Künftler nicht den vergänglichen Leib des
Menfchen verewigen wollte, fondern feine große,
gewaltige Leiftung. Von diefem Standpunkt aus
ift diefe abftrakte Monumentalität der einzig
richtige Denkmalsgedanke; denn jedes Standbild
foll doch eine große Idee, eine tüchtige Tat oder
ein reiches, gewaltiges Leben verkörpern und
kann fich daher mit der körperlichen Perfönlich-
keit des Trägers diefer Dinge erft in zweiter
Linie befaffen. Infofern alfo ift die Aufgabe
vom Künftler richtig gelöft worden. Die neben-
fächlichen Bedenken, die geltend gemacht werden
müffen, beziehen fich mehr auf Äußerlichkeiten.
So könnte man darüber ftreiten, ob der freie
Standpunkt der richtige ift oder ob nicht der
künftlerifche Eindruck ßärker wäre, wenn das
Denkmal vor einer Wand dunkler Cgpreffen
ftünde. Jedenfalls erfcheint die Behandlung der
Rückfeite mit der unleferlichen Schrift nicht fehr
glücklich. Doch wird durch folche Einwände der
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